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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Überreste der Zutaten noch am groben Holz; mit Reinlichkeit hielt man sich anscheinend nicht lange auf.
    »Ihr habt Elenja getroffen?« Lodrik nahm den Faden auf und benutzte eine höflichere Anrede. »Wo?«
    »In den Kopf, wie ich schon sagte.«
    »Ich wollte den Ort wissen.«
    »Sicher«, grinste Sotinos schwach. »In einer Stadt nahe der
    Küste.« Er berichtete von den Ereignissen, angefangen bei der Verfolgung der Tzulandrier über das Aufbringen der Schiffe, die Verschleppung in den Nordwesten Borasgotans bis zum Zusammentreffen mit Elenja und die schrecklichen Umstände ihrer Flucht. »Wir schüttelten unsere Verfolger ab, aber ohne Geld kommt man nicht weit. Wir warteten in einer Jagdhütte, bis sich die Wunde des Kapitäns einigermaßen geschlossen hatte, und sind seither auf der Suche nach einer schnellen Reisemöglichkeit, um nach Ilfaris zu gelangen. Oder wenigstens über die Grenze an einen Ort in Tarpol, von dem aus wir einen sicheren Brief an König Perdor und die übrigen Königreiche senden können«, schloss er.
    »Der Winter macht es uns sehr schwer.« Er schaute rasch auf Torbens zusammengesunkene Gestalt und gab Lodrik damit einen heimlichen Hinweis auf den eigentlichen Grund der Verzögerung. Torben schaute in die ersterbenden Flämmchen im großen Kamin, in dem gewöhnlich zwei Kessel hingen, und erweckte den Eindruck, nicht zugehört zu haben.
    »Dann lasst mich berichten, was mich hierher verschlug.« Lodrik erzählte von dem Kampf in Amskwa, ohne zu sehr in Einzelheiten abzugleiten oder das nekromantische Dasein seiner Tochter offen zu legen, und von der Verfolgung. »Ich denke, nachdem ich Eure Worte vernommen habe, Puaggi, dass Elenja in genau diese Stadt flüchtet, wo Ihr sie zum ersten Mal getroffen habt.« Er schaute in das Gesicht des Palestaners. »Führt mich dorthin.«
    »Wie kann sie die Verletzung durch das Beil überlebt haben?«, wunderte sich Sotinos noch immer.
    »Nun ist es klar, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Ihr Sturz hätte mich schon stutzig machen sollen.« Er stand auf und suchte nach etwas zu trinken, fand eine Korbflasche mit Rotwein. Er roch daran. »Billig, aber er wird es tun«, meinte er, stellte drei saubere Becher auf den Tisch, die er aus dem Regal genommen hatte, und schenkte aus. »Jetzt geht mir ein Licht auf! Sie wird Doppelgänger haben. Ein guter Trick, sich gegen Attentäter zu schützen.«
    Lodrik schwieg, um dem Palestaner keinen Hinweis auf den wahren Sachverhalt zu geben. Es würde ausufern, die Erklärungen zur Nekromantie wären zu langwierig und schon gar nicht für einen Ort wie diesen Gasthof bestimmt. Je weniger Menschen davon wussten, umso besser; andererseits hätte Puaggi ihm bestimmt nicht geglaubt. »Ein guter Cereler, der rechtzeitig zur Stelle war? Ich bin mir sehr sicher, die echte Elenja zu verfolgen«, sagte er stattdessen. »Die Richtung, in die sie geflohen ist, stützt meine Meinung.
    Sotinos setzte den zerschlissenen Dreispitz ab, die dünnen Haare lagen wie angeklebt am Schädel und betonten die Form ungünstig deutlich. »Ihr allein wollt es mit einem Heer von Tzulandriern aufnehmen? Ich habe von Euren magischen Kräften gehört, doch ich zweifle schon ein wenig daran.«
    Lodrik lächelte traurig. »Es sei Euch gestattet. Ihr werdet sehen, keiner wird bemerken, dass wir in die Stadt eindringen. Wir schleichen uns hinein und ...«
    »... töten die Hure. Von mir aus kann sie noch so viel Magie besitzen«, spie Torben aus, langte nach dem Becher und leerte ihn in einem Zug. »Ich komme mit Euch, und es wird vermutlich die letzte Heldentat sein, die ich vollbringe.« Er nahm die Flasche und füllte seinen Becher erneut. »Ich töte jede Frau, die sich als Elenja ausgibt, komme was wolle. Und wenn es Tausende sind, mit denen sie sich umgibt.« Er leerte den Becher, nickte ihnen zu und erhob sich. »Macht mich wach, wenn wir aufbrechen.« Ohne auf eine Antwort zu warten,
    verließ er die beiden Männer.
    Puaggi betrachtete ihn mitfühlend. »Seit er Varia verloren
    hat, ist er ein gebrochener Mann, hochwohlgeborener Bardric«, sagte er. »Ich ahne, was es für ein Gefühl sein muss, aber ausmalen möchte und kann ich es mir nicht.« Er sah zu, wie sich Torben neben dem Durchgang hinlegte, das Gesicht von ihnen abgewandt. »Mal ist er lethargisch und für nichts zu begeistern. Einmal ist er mir im Schnee liegen geblieben und wollte sterben. Es hat lange gedauert, bis ich ihn überzeugen konnte, dass sein Tod noch nicht

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