Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
wahre Spur hoffentlich
    erst gar nicht finden.«
    »Ein guter Zug«, nickte Waljakov. »Ehi hast nichts verlernt.«
    Norina fröstelte und rückte so nahe an den Ofen, dass die Männer fürchteten, sie werde sich verbrennen. »Sie werden dabei auf Lodrik treffen«, wisperte sie und blies sich in die Hände, reckte sie gegen die kleine Luke, aus deren Luftschlitzen Feuerschein und Wärme kamen.
    »Sie bedeuten keine Gefahr für ihn. Er kann sie mit seinen Kräften spielend leicht in die Flucht schlagen.« Stoiko machte sich keine Sorgen um seinen einstigen Schützling. »Perdor wird sich über die Nachrichten gewiss nicht freuen. Es scheint, als sei Ulldart früher in Gefahr, als wir alle dachten.«
    »Wir werden sie abwenden«, sagte Waljakov selbstverständlich und erntete keinen Widerspruch. Der Zweifel blieb unausgesprochen.

    Kontinent Ulldart, Königreich Borasgotan, 156 Warst westlich von Amskwa, Winter im Jahr 1/2 Ulldrael des Gerechten (460/461 n.S.)
    Auch wenn sein Pferd keine weltliche Müdigkeit mehr kannte, da es durch die Macht der Nekromantie angetrieben wurde, hatte es mit dem Weltlichen durchaus zu kämpfen. Es bohrte seine Hufe abseits der Straßen in den hohen Schnee
    und schob sich durch das brusthohe Weiß. Die Schmerzunempfindlichkeit und die unbegrenzte Ausdauer halfen
    nicht gegen den Widerstand, das Pferd erreichte bei Weitem
    nicht die erhoffte Geschwindigkeit.
    Lodrik verfluchte diesen Umstand. Seine Macht nutzte ihm ausnahmsweise wenig, und als das steif gefrorene Fleisch knirschend barst und das Gelenk des rechten Vorderlaufs zersplitterte, musste er das Pferd zurücklassen und zu Fuß weitergehen. Auch die Nekromantie kannte Grenzen. Lodrik verwarf sein Vorhaben, Zvatochna querfeldein zu folgen. Abkürzungen ergaben nur Sinn, wenn man sich auf ihnen schnell bewegte. Daher kehrte er auf die Straße zurück, um sich einen Schlitten, am besten einen Vierspänner zu besorgen.
    Mitten in der Nacht erreichte er eine Pferdewechselstation, von der er annahm, dass sie auch von seiner Tochter in Anspruch genommen worden war. Er ging auf die Tür zu, pochte fest gegen das Holz.
    Ein Guckloch wurde geöffnet, ein Grünfarbenes Auge starrte ihn an. »Was willst du?«
    »Unterkunft. Mein Pferd ist verreckt«, antwortete er. »Mach auf.« Es fiel ihm zu spät ein, dass ein wenig Freundlichkeit bei einer Unterhaltung mit Lebenden hilfreich sein konnte.
    »Runter mit der Kapuze«, verlangte der Mann auf der anderen Seite der Tür unwirsch. »Ich will dein Gesicht sehen.«
    »Weswegen? Ich bin ein harmloser Reisender ...«
    »... oder ein gesuchter Straßenräuber, dessen hässliche Fresse auf den Steckbriefen prangt. Weg mit der Kapuze, oder ich lasse dich auf der Schwelle erfrieren.«
    Lodrik streifte sie nach hinten, zeigte widerwillig sein hageres, bleiches Gesicht und die strohigen blonden Haare.
    Das Auge schwebte nach hinten und näherte sich gleich wieder der Öffnung. »Bei Ulldrael! Du siehst wirklich aus, als brauchtest du eine Mahlzeit und ein wärmendes Feuer.«
    Das Guckloch wurde geschlossen, Riegel schoben sich Hackend aus ihren Halterungen, dann schwang die Tür auf. Wärme, der Geruch von Essen, Schweiß, Tabak und Alkohol schwappten Lodrik entgegen, der sich die Kapuze bereits wieder übergezogen hatte. Der Raum war voller schlafender Gestalten, die sich zur Ruhe begeben hatten, wo Platz war.
    »Danke«, sagte Lodrik endlich, als er über die Schwelle trat. Er deutete auf die Bank neben dem Kamin. »Ich werde mich dahin legen, wenn es recht ist.«
    »Sicher. Sonst ist auch nichts mehr frei. Voll bis unters Dach.« Der gerüstete Mann mit den langen, öligen schwarzen Haaren, der den Eingang bewachte, deutete auf den Kessel, der über dem Feuer hing. »Nimm dir davon, wenn du möchtest.« Er hielt die schwielige Hand auf. »Das macht sieben Parr, das Mahl ist eingeschlossen.«
    Lodrik stieg über die Schlafenden, die zur Klasse der Reisenden gehörten, die wenig Geld besaßen; die Wohlhabenden und Adligen schliefen im Stockwerk darüber. »Kam ein schwarzer Schlitten mit einer verhüllten Frauengestalt in der letzten Zeit hier vorüber?«, fragte er und warf dem Mann das Entgelt zu.
    »Nein«, erwiderte der Wächter, fing die Münzen geschickt auf und strich sie ein. Er setzte sich neben die Tür auf einen besonders dick mit Stroh gepolsterten Stuhl. »Das wäre mir aufgefallen. Aber du kannst dich morgen bei den anderen umhören.«
    »Das werde ich tun.« Lodrik nickte und setzte sich

Weitere Kostenlose Bücher