Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
auf die vom nahen Feuer gewärmte Bank, legte sich hin und streckte sich aus, so gut es ging und ohne dabei einen anderen Gast anzustoßen. Er sah Soscha neben sich schweben, welche die Seelengestalt angenommen hatte und damit nur für ihn sichtbar war.
    Sie schwieg, dann schwirrte sie langsam durch das Zimmer, näherte sich den Schläfern und senkte sich nieder, als könne sie in den Träumen der Menschen lauschen oder in sie eindringen. Plötzlich erschien ein Mann neben Lodrik. Die Flammen beleuchteten ein schmales Gesicht mit einer spitzen Nase sowie eine schäbige palestanische Seeuniform; auf den Schultern und an den Ärmeln waren die Insignien eines Commodore‐Adjutanten zu erkennen.
    Was ihn noch mehr verwunderte, war der Umstand, dass der Mann ein Schwert zog und es ihm an den Hals legte. Dabei stand er so geschickt, dass er die Waffe vor den Augen des Wächters verbarg.
    »Du bist einer von denen. Einer ihrer Gefolgsleute«, zischte der Unbekannte leise. »Ich erkenne es an deiner dürren Gestalt.« Lodrik spürte, dass der Druck auf die Spitze verstärkt wurde. »Suchst du nach uns, oder hast du den Anschluss verloren ? Weißt du nicht, dass ich deine Herrin getötet habe?«
    Lodrik war das Gesicht vollkommen fremd. Die Worte ließen ihn vermuten, dass der Mann etwas über Zvatochna wusste. »Vom redest du?«
    »Von Elenja, dem Monstrum in Frauengestalt.«
    »Du irrst dich. Ich suche sie, um sie zu stellen und zu töten.«
    »Dann hat deine Suche ein Ende. Sie ist tot. Mein Beil traf sie in den Kopf.«
    »Wann war das?« »Vor ein paar Wochen.« Lodrik fluchte und setzte sich auf, schob die Klinge einfach zur Seite und packte den Palestaner am Ärmel. »Dann bist du einem Irrtum erlegen. Das Monstrum, wie du sie nanntest, lebt noch. Ich stand ihr vor kurzem in Amskwa gegenüber, sie flüchtete vor mir.«
    Der Mann starrte ihn an. »Sie lebt? Nein, das kann nicht sein! Nicht nach diesem Treffer in ...«
    »Sie ist nicht länger menschlich«, fiel Lodrik ihm ins Wort. »Nur ich kann sie besiegen, und deshalb muss ich wissen, wohin sie geflüchtet sein kann. Ich habe ihre Spur verloren.«
    »Und wie willst du sie besiegen, wenn sie nicht menschlich ist?« Der Palestaner begutachtete ihn misstrauisch.
    »Er heißt Lodrik Bardric« sagte eine kraftlose Stimme. Ein zweiter Mann näherte sich ihnen und ließ
    sich zu ihren Füßen in die Hocke sinken. »Ich kenne ihn.«
    »Bei Vintera!« Jetzt war Lodrik wirklich überrascht. Vor ihm saß der schwache Schatten eines der größten Helden Ulldarts, Sieger in unzähligen Seegefechten, ein tollkühner Kämpfer, der kaum ein Wagnis scheute und Vorbild für unzählige Kapitäne geworden war. Nicht zuletzt hatte er ihm die Frau zurückgebracht, die er lange Jahre für tot gehalten hatte, was Lodrik als seine größte Tat betrachtete.
    Er senkte den Kopf, um den Mann genauer betrachten zu können und eine Verwechslung auszuschließen. Es gab keinen Zweifel. Er blickte auf einen völlig heruntergekommenen Torben Rudgass, der schlimmer aussah als damals in Granburg, als sie sich vor vielen Jahren zum ersten Mal getroffen hatten.
    Die Lebensfreude war aus den Augen gewichen, sie wirkten
    stumpf wie die eines Untoten. Kraftlosigkeit regierte den ausgemergelten Körper, er hielt sich nicht aufrecht und besaß nichts mehr von dem Feuer und der beinahe kindlichen Ungestümtheit, die den Freibeuter ausgemacht hatten.
    »Kapitän Rudgass? Was, bei allen Göttern...?« Lodrik konnte nicht weitersprechen, der Anblick rührte ihn zu seiner
    eigenen Verwunderung.
    »Mein Freund Puaggi wird es Euch erklären.«
    »Ihr seid der einstige Kabcar?« Der Palestaner verneigte sich vor ihm. »Mein Name ist Sotinos Puaggi, Offizier der königlich‐palestanischen Seestreitkräfte. Es ist mir eine Ehre, Euch, eine legendäre Persönlichkeit, kennen zu lernen. Auch wenn man über Eure Taten durchaus verschiedener Ansicht sein kann.«
    »He, ihr. Haltet die Schnauze!«, beschwerte sich ein Schläfer. »Wenn ihr reden wollt, geht vor die Tür.«
    »Er hat Recht. Unser Gespräch ist nicht für alle Ohren bestimmt.« Lodrik erhob sich und ging auf einen mit einem schmuddeligen Vorhang verdeckten Durchgang zu, der dem Geruch nach in die Küche führte. Der Wächter schaute zu ihnen, ließ sie aber gewähren.
    Sie betraten das kleine Zimmer dahinter und setzten sich an den fleckigen Tisch, an dem vor nicht allzu langer Zeit das Mahl für die Gäste zubereitet worden war. Hier und da klebten die

Weitere Kostenlose Bücher