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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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vorgesehen ist. Und einen Tag darauf redete er wie heute: überzeugt, zu allem fähig zu sein, und beinahe euphorisch. Leider hält es nie lange vor.« Er sah auf den Wein vor sich. »Es ist so unendlich traurig.«
    Lodrik vermutete, dass Varia bereits vor ihrem Genickbruch tot gewesen war. Zvatochnas Nekromantie hatte sie gesteuert und sie dazu gebracht, Dinge zu tun, welche die lebendige Varia niemals übers Herz gebracht hätte. »Was meinte der Kapitän, als er von Magie sprach?«
    »Ich weiß es nicht. Er sprach davon, dass ihm die Kabcara unglaubliches Grauen eingeflößt hatte. Es muss eine solche Furcht gewesen sein, dass sein Herz beinahe stehen geblieben wäre. Mir ist es nicht aufgefallen.« Er zuckte mit den Achseln. »Gut, sie wirkt sehr unheimlich, in ihrer schwarzen Kleidung und mit dem Schleier vor dem Antlitz.« Seine rechte Hand langte nach dem Becher, er setzte zum Trinken an und schaute dabei auf das Gesicht des einstigen Herrschers. »Ihr würdet ihr, bei allem Respekt, mit Eurer Kapuze in nichts nachstehen. Deswegen und zusammen mit Eurer Frage hatte ich Euch vorhin auch für einen aus ihrem Gefolge gehalten.«
    Lodrik lehnte sich nach vorn. »Ich denke nicht, dass Ihr eine Doppelgängerin getötet habt. Ich gebe Euch den guten Rat, Puaggi, Elenja niemals mit den Waffen, die Ihr führen könnt, entgegenzutreten. Sie würde Euch vernichten, ohne einen Arm heben zu müssen.« Er deutete mit dem Zeigefinger zum Durchgang. »Kapitän Rudgass hatte Recht. Elenja ist magisch begabt. Eine neue Art der Magie ist über Ulldart hereingebrochen, der unter allen Umständen Einhalt geboten werden muss.«
    Sotinos konnte den Blick nicht mehr von der finsteren Kapuze wenden, in der die Stimme des Mannes wie aus einem Loch erklang. Die Schatten fielen so, dass es nichts zu sehen gab, keine Augen, keine Lippen, keine Nase. Kälte rollte über ihn hinweg, seine Hand zitterte, der Rotwein schwappte über den Rand. Er wich vor dem unheimlichen Gegenüber zurück, kippte beinahe samt Stuhl nach hinten und musste aufstehen, um einen Sturz zu verhindern. »Bei den Göttern«, krächzte er. »Wie bei Elenja, als wir sie zum ersten Mal sahen.« Er setzte den Becher hastig an den Mund und trank seine Furcht hinab.
    »Ihr täuscht Euch.« Lodrik erhob sich und ging ebenfalls zum Ausgang. »Sobald es hell wird, suchen wir uns einen Weg zu der Stadt. Ruht Euch gut aus. Es wird hart werden, denn ich bin kein geduldiger Mensch und verlange höchste Geschwindigkeit.« Er nickte. »Ihr und Rudgass habt es in der Hand, eine Frau zu vernichten, die gefährlicher ist als ich und Sinured es jemals waren.« Wie zum Hohn setzte er hinzu: »Schlaft gut.« Dann ging er hinaus.
    Sotinos atmete befreit auf. Er entschied, die Nacht lieber in der Küche zu verbringen, als einen Raum mit diesem Mann zu teilen, der ebenso gut ein wandelndes, sprechendes Kleidungsstück sein konnte. Nichts wies auf Leben hinter dem Stoff hin, jedes Stück Haut war sorgfältig verhüllt. Fast wie bei Elenja, durchzuckte es ihn.
    Lodrik weckte Sotinos und Torben in aller Früh. Das Sonnenlicht ließ den einstigen Herrscher nicht freundlicher wirken, aber er hatte es auf irgendeine Weise geschafft, einen Schlitten zu besorgen. Der Mann auf dem Kutschbock grüßte sie merkwürdig steif. Kaum hatten sie im Innern Platz genommen, knallte die Peitsche, und die Fahrt nach Westen begann. Heftiger Schneefall setzte ein, kaum dass die Kufen über die Straße zischten.
    »Beschreibt mir, wohin es geht«, verlangte Lodrik von ihnen zu wissen.
    »Wäre es nicht besser, wir sagten es dem Kutscher?« Sotinos öffnete die kleine Klappe hinter sich, durch die er dem Mann Anweisungen zurufen konnte.
    »Sagt es mir dennoch«, bat Lodrik und schaffte es, dem Licht, das durch die Fenster hereinfiel, zu entkommen, indem er sich in den Sitz drückte und den Vorhang auf seiner Seite ein Stückchen nach vorn schob.
    Sotinos tat es, dann schärfte er seine Waffen, während Torben aus dem Fenster schaute; seine Augen erfassten jedoch nichts von der verschneiten Landschaft. Er war in seiner eigenen Welt. Heute war anscheinend einer der Tage, an denen er sich der Gleichgültigkeit hingab. So verlief die Fahrt sehr still. Unterbrochen wurde sie höchstens für die Notdurft der Reisenden; an einem Hof hielten sie kurz an, um Nahrungsmittel und Getränke zu erstehen. Sotinos bewunderte den Kutscher, dem der eisige Wind nichts ausmachte. »Ein abgebrühter Bursche sitzt da auf dem Bock. Er

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