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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hatte jegliche Spuren auf den Verbleib der Menschen verwischt, doch der Nekromant ahnte, wo sie die Unglücklichen wiederfinden würden. »Sie sind mit Elenjas Tross gezogen. Man hat sie dazu gezwungen, wie man Varia gezwungen hat, gegen Euch zu kämpfen«, erklärte er. »Es muss sehr hastig abgelaufen sein.« »Wir haben wenigstens neue, warme Kleidung.« Sotinos rückte näher an den Ofen. »Was nützen der Kabcara denn halb erfrorene Krieger?«
    Lodrik hätte die Antwort geben können. Er hätte sagen
    können, dass sie vermutlich alle schon längst gestorben waren, wie der Kutscher, der noch immer draußen auf dem Bock ausharrte, als säße er in einer warmen Stube. Es machte keinen Unterschied mehr, ob man eine Jacke, eine Mütze und einen Mantel trug oder nicht. Etwas in ihm weigerte sich, mehr über die Nekromantie preiszugeben und sie zu verraten. Es war eine Sache, von einer neuen Art der Magie zu sprechen. Dass es dabei um die Beherrschung von Leichen und weitaus Schlimmerem ging, war eine andere.
    »Wir werden es bald sehen«, erwiderte er ausweichend. »Die Nacht verbringen wir hier, einer von uns wird Wache halten, falls doch jemand zum Gehöft zurückkehrt. Morgen werden wir Elenja töten.«
    »Ich sähe sie am liebsten jetzt schon tot zu meinen Füßen.« Torben lachte laut, stocherte mit Schwung in der Pfanne. Wenigstens nahm er Nahrung zu sich und stärkte sich. Der Ausblick, Elenja zu vernichten, fachte offensichtlich seinen Lebenswillen an.
    »Ihr werdet erst dann eingreifen, wenn ich Euch das Zeichen gebe, Kapitän.« Lodrik gab ihm die gleiche teils wahre, teils erlogene Erklärung zu Elenja, die er vor kurzem Sotinos geliefert hatte.
    »Sobald ich Euch rufe, sollt Ihr Eure Rache haben dürfen. Bis dahin werdet Ihr mit Euren Waffen dafür sorgen, dass mir die Tzulandrier nicht zu nahe kommen. Ich werde meine Kräfte gegen Elenja benötigen und sie nicht gegen die Feinde vergeuden, die ein Schwert oder ein Degen ebenso vernichtet.«
    Man sah Torben an, dass er nicht einverstanden war, doch
    er fügte sich. Dafür erinnerte er sich zu gut an die Eiseskälte,
    die sich um sein Herz gelegt und ihm die Luft abgeschnürt
    hatte. »Ich bin zufrieden, wenn ich Elenja den Todesstoß versetzen darf«, sagte er mühsam beherrscht und schob sich einen neuen Bissen in den Mund. »Meine Rache ist nicht dazu da, Geschehenes ungeschehen zu machen. Sie dient einzig dazu, den Tod zu bringen. Den Tod, den sie meiner Varia gebracht ...« Seine Heiterkeit wich, der Name seiner Gefährtin brachte die Verzweiflung zurück. Er ließ die Gabel fallen und barg sein Gesicht in den Händen.
    Das Schluchzen rührte Sotinos zu Tränen. Er stand auf und legte dem Freibeuter die Hand auf die Schulter.
    Lodrik betrachtete das Bild, horchte in sich hinein. Er wartete auf ein Gefühl, Trauer, Wut oder etwas Vergleichbares. Nichts. Er wandte den Blick daraufhin ab und schaute auf seine dreckigen Stiefelspitzen, um die herum sich eine kleine Pfütze gebildet hatte. Die Wärme schmolz die Schneereste vom Leder.
    Torben fing sich wieder, schob das Mahl jedoch von sich und klopfte Sotinos dankbar auf die Hand.
    »Es geht wieder«, sprach er rau und lächelte tapfer, wobei nicht ersichtlich war, ob er sich oder den Männern etwas vorspielte. »Sehen wir nach den Pferden und holen den Kutscher herein, bevor er draußen erfriert.« Sie verließen die Stube.
    Lodrik stand auf und ging zum Fenster. Schemenhaft erkannte er, dass sie den Kutscher zunächst ansprachen, schließlich erklomm Torben den Bock und stieß den Mann an. Er kippte steif zur Seite und wäre beinahe herabgestürzt; ein schneller Griff nach dem Kragen verhinderte das. Sotinos kam hereingestürmt. »Schnell, hoch wohlgeborener Bardric! Helft uns, den Kutscher ins Haus zu bringen, bevor er ganz erfroren ist!«, rief er aufgeregt.
    Lodrik hob die Augenbrauen und täuschte Erstaunen vor. »Wie konnte das geschehen?« Er folgte dem Palestaner hinaus, wissend, dass jegliche Mühe zu spät kam. Die Entscheidung über Tod und Leben war vor vielen Stunden gefallen. Er nahm das rechte Bein des Mannes, gemeinsam trugen sie ihn in die Stube. »Rasch, stellt ihn ans Feuer, damit er auftaut. Vielleicht beginnt sein Herz wieder zu schlagen. Aber passt auf, dass er nicht verbrennt.«
    Vor allem Sotinos bemühte sich, lauschte nach dem Herzschlag des Kutschers. »Weg! Könnt Ihr nichts mit Eurer Magie bewirken?«, fragte er Lodrik.
    »Sehe ich aus, als könnte ich die Toten zum Leben

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