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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kabcara zu töten«, sagte der Rogogarder finster und zugleich aufgeregt.
    »Haltet Euch an den Plan, den wir besprochen haben«, erinnerte ihn Lodrik und stand auf, öffnete die Tür. Wind wirbelte Schnee herein, der auf dem warmen Holzboden sofort schmolz. »Ihr lenkt die Tzulandrier ab, sollte es notwendig sein, und überlasst Zvatochna mir.«
    »Aber mir gebührt der tödliche Streich gegen sie«, verlangte Torben, nahm die Schneeschuhe von der Wand und folgte ihm in die Kälte. Er war von Umtriebigkeit beseelt, ausgelöst durch den bevorstehenden Tod von Varlas Mörderin. »Zerstört ihren Verstand, doch lasst mich das Leben aus ihr schneiden. Daran werdet Ihr Euch halten.«
    »Sicher.«
    Sotinos hatte sich ebenfalls ein paar Schneeschuhe gegriffen und bildete den Schluss des Trios. Der Zustand des Kapitäns gefiel ihm gar nicht. Die Düsternis, die Bardri<£ umgab, griff mehr und mehr auf den früher so zuversichtlichen Freibeuter über, als sei er dessen Schüler geworden. Gleichzeitig fühlte er Verständnis. Er konnte nicht beschreiben, wie es ihm erginge, wenn man seine Liebe umbrächte und ihrem toten Leib keine Ruhe gönnte, ihn auf eine nie da gewesene Weise missbrauchte.
    Schweigend liefen sie hintereinander durch den Schnee, nutzten Verwehungen, Hecken und Bäume als Sichtschutz, um sich der Stadt unbemerkt zu nähern. Aus der Nacht wurde ein dreckiges Grau, die Sonnen schwebten als kleine, glimmende Bälle knapp über dem Horizont. Die Stadtmauer tauchte als schwarzer Umriss auf, in dem sich ein helles Loch auftat.
    »Das Tor steht offen!« Sotinos hatte sofort erkannt, worum es sich bei dem Durchbruch in der Mauer handelte. »Die Tzulandrier sind auf Geheiß von Zvatochna aufgebrochen.«
    »Und wohin?« Torben fiel ein, was die Kabcara zu ihnen gesagt hatte. »Sollte sie ihre Streitmacht wirklich gegen die Jengorianer führen?«
    »Sie hat Besseres zu tun, als sich um das Nomadenvolk zu kümmern.« Lodrik ging zur Straße.
    »Kommt und seht.« Torben und Sotinos betrachteten den frischen, unberührten Schnee. Die vielen hundert Sohlen der Tzulandrier hätten
    bei ihrem Marsch jedoch eine breite Bahn hinterlassen. »Das
    verstehe, wer will«, sprach der Palestaner und blickte zu den
    verwaisten Wehrgängen.
    Torben eilte auf das Tor zu. »Schauen wir nach, was wir innerhalb der Mauern finden«, forderte er sie auf. Lodrik holte auf und ging neben ihm her, wieder blieb Sotinos die Aufgabe des Schlusslichtes. Voller Tatendrang betrat Torben mit gezückter Waffe die Stadt, in der es dank der Sonnen heller und heller wurde. Niemand stellte sich ihm in den Weg, niemand griff ihn an. Auch hier lag das Weiß
    unberührt zwischen den Häusern und auf dem großen Platz hinter dem Eingang. »Sie haben die Stadt aufgegeben«, vermutete er und stürmte auf das Haus zu, das ihm am nächsten war. »Sie wussten, dass ihr Versteck bekannt würde, und setzten sich ab, ehe ein Heer auftauchte.«
    Zu dritt betraten sie das Gebäude.
    Es war alles andere als verlassen. Besser gesagt, es wirkte, als kehrten die Bewohner gleich von ihrem Spaziergang oder ihren Besorgungen zurück. Das Feuer brannte kaum mehr, auf dem Tisch stand Teller mit Essensresten, Kleidung hing an Haken an der Wand, Stiefel ruhten zum Trocknen neben dem Kamin.
    »Ich verstehe es immer noch nicht.« Sotinos eilte in den ersten Stock, in dem sich keine Menschenseele, aber alles befand, was auf eine rege Nutzung der Räume hinwies. »Keiner hier!«, brüllte er nach unten und schaute aus dem Fenster. Er entdeckte in weiter Entfernung eine Gestalt auf der Straße liegen.
    »Ich sehe jemanden!«
    Er rannte die Stufen hinab, aus dem Haus und die Straße entlang. Lodrik und Torben eilten ihm nach. Gleich darauf standen sie um die Leiche eines Tzulandriers.
    In seinem Schritt war ein großer dunkler Fleck zu erkennen. Der Krieger hatte sich mit seinem eigenen Urin beschmutzt.
    Er hielt sein Beil umklammert, das Gesicht war durch die Furcht, die er vor seinem Tode empfunden hatte, zu einem Spottbild eines menschlichen Antlitzes geworden.
    Lodrik kannte diesen für einen normalen Menschen über alle Maßen abscheulichen Anblick sehr gut.
    »Zvatochna hat ihn getötet. Mit seinen schlimmsten Ängsten.« Er vernahm ein leises Plätschern; der Schnee schien auf den Schindeln zu tauen und als Wasser in die Gosse zu laufen. Als derart kräftig und wärmend empfand er die Strahlen der Sonnen gar nicht.
    »Sie ist so wahnsinnig geworden, dass sie ihre eigenen

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