Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
auf Lorin und Estra, die Hand in Hand standen.
    »Nimmst du dir so deine Rache für meine Worte von vorhin?«, sagte er halblaut. »Verführst du ihn, um mich rasend vor Eifersucht zu machen?« Am liebsten wäre er losgestürmt und hätte Estra zur Rede gestellt ‐ doch seine Beine
    rührten sich nicht. Gän legte die Toten ab. Er sah, was sich auf der anderen Seite des Hofes abspielte, sagte allerdings nichts dazu. »Ihr hattet Recht, als Ihr annahmt, es sei Fioma gewesen.«
    Tokaro wandte sich ihm zu. Er war dankbar für die Ablenkung von dem kindischen Versuch, ihn zu verletzen. Er würde ihr bei Gelegenheit zeigen, dass er dieses Spiel besser beherrschte als sie. »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Ihr Geruch.« Gän deutete auf seine Nase. »Er haftet an den Kleidern der toten Ritter. Es gibt keinen Zweifel an ihrer Schuld.« Die doppelten Pupillen richteten sich auf Tokaro. »Ich muss Euch warnen, Herr Ritter. Es fällt mir nicht leicht, weil ich mich deswegen wie ein Verräter an der Inquisitorin fühle, aber...« Er schob die Toten zurecht, legte ihnen die Hände auf die Brust. »Erinnert Ihr Euch an die Nacht am Strand?«
    »In Kensustria? Als Ihr uns beistandet?«
    Gän nickte. »Der kensustrianische Priester, der zusammen mit den Kriegern auftauchte, sagte etwas von Zeichen, welche die Nicti an Estra gesehen haben sollten.«
    »Ich bemerkte nichts.«
    »Weil Ihr mit dem Rücken zu ihr standet. Ich dagegen hatte eine sehr gute Sicht auf sie.« Gän zeigte auf sein Gesicht. »Ihre Züge veränderten sich urplötzlich, ihre Augen leuchteten grellgelb ...«
    »... und du hast lange Reißzähne gesehen.« Tokaro wurde heiß und kalt. Die Beschreibung traf das, was Nerestro von Kuraschka über Belkala berichtet hatte. Der Fluch ihrer Mutter konnte auf Estra übergegangen sein! »Es ist dieses verdammte Amulett«, sagte er leise und schaute hinüber zu den beiden, die sich noch immer unterhielten. »Es hat Belkala zu einer Bestie gemacht, und nun ist die Reihe an Estra.« Seine Fäuste ballten sich. »Das lasse ich nicht zu. Ich will nicht, dass sie so endet wie ihre Mutter.« Er schluckte.
    Gän brummte dumpf, es klang wie ein Seufzen in einem tiefen Brunnenschacht. »Es war wohl doch kein guter Einfall.«
    »Doch, das war es!« Tokaro nickte ihm zu. »Du hast mir mit deinen Worten einen großen Dienst erwiesen und Estra einen viel größeren. Ich ...«Er hielt inne, weil er aus den Augenwinkeln bemerkte, dass sich Estra und Lorin kurz in den Armen lagen.
    Eine Hitzewoge rollte durch seinen Körper, aber er zwang sich zur Ruhe. Er starrte durch die Flammen ... hatte er eben nicht deutlich gesehen, wie sich ihre Lippen berührten? Es würde Gelegenheiten geben, sich dafür zu rächen und sie von ihrer eigenen Medizin kosten zu lassen!
    Wie kann sich Lorin dafür hergeben? Abrupt drehte er sich um. »Lass uns die anderen Toten suchen, Gän. Sie sollen ein gutes Begräbnis erhalten, wie es Angor für Helden vorsieht. Danach geht es nach Ilfaris, um Perdor um Rat zu fragen.« Seine Stimme klang eisig.
    Als Gän ihn durch den blutigen Schnee zum Turm stapfen sah, machte er sich Vorwürfe. Er musste Estra unbedingt beichten, was er dem Ritter erzählt hatte, oder ein schlimmes Unglück würde sich ereignen. Es hatte weniger mit dem Fluch des Amuletts sondern eher mit den Gefühlen der beiden Menschen zu tun.
    Das machte es erst richtig kompliziert.

    Kontinent Ulldart, Königreich Borasgotan, nahe Croshmin, Spätwinter im Jahr ½ Ulldrael des Gerechten (460/461 n.S.)
    Lodrik saß neben dem Fenster, schaute hinaus und schnalzte mit der Zunge. Soscha blieb verschwunden und war nicht mehr aus der Stadt zurückgekehrt, in die er sie als Kundschafterin gesandt hatte.
    Er glaubte nicht, dass sie vor ihm geflohen war. Einmal hatte sie den Versuch unternommen, einen weiteren wagte sie nicht. Blieb als Erklärung lediglich ein Zusammentreffen mit Zvatochna, das sie nicht überstanden hatte.
    Damit hatte er zwar eine wichtige Verbündete verloren, aber die Erkenntnis gewonnen, dass sich seine Tochter in der Stadt aufhalten musste. Nur sie war außer ihm in der Lage, Seelen zu vernichten. Lodrik sah, dass die Flocken dünner rieselten und die Sonne ein helles Schimmern in die Schwärze der Nacht brannte. »Wir brechen auf. Der Schnee gibt es uns genug Deckung.«
    Torben und Sotinos, beide in neue, dicke Winterkleidung gehüllt, die sie aus den Schränken genommen hatten, verzehrten ihre letzten Frühstücksbissen. »Es wird Zeit, die

Weitere Kostenlose Bücher