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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Verbündeten ermordet?« Sotinos ging ein paar Schritte weiter und schaute um die Ecke. Seine Augen wurden groß, er erschauderte und erbleichte.
    »Bei Ulldrael! Sie ist so wahnsinnig geworden!« Er ging rückwärts und bedeckte die Augen mit einer Hand, würgte geräuschvoll.
    Torben und Lodrik folgten ihm und blickten in Richtung Marktplatz. Von den Dächern regnete es ‐ Blut!
    Es lief dampfend in dicken und dünnen Bahnen herab, platschte auf den Boden und hatte mit seiner Wärme den Großteil des Schnees geschmolzen; an einigen Stellen war es an den Dachrändern wieder gefroren und bildete schillernde, tiefrote Zapfen. Dennoch hatte sich genügend Blut gesammelt. In einem zwei Schritt breiten, roten Strom floss es die Straße entlang und schwappte in die Mittel der Stadt.
    »Was für ein grausames Wunder ist das?« Torben schüttelte sich und stützte sich an der Hauswand ab.
    »Das ist kein Wunder.« Lodrik hob den Kopf und schaute nach oben, deutete an eine Stelle, wo ein Stiefel über die Kante ragte. »Die Dächer liegen voller Toter, denen man wahrscheinlich die Kehlen und jede Ader im Leib geöffnet hat.«
    »Ulldrael stehe uns bei.« Sotinos nahm die Hand von den Augen und blickte hinauf. »Wie kommen die Leichen da hinauf? Und wie war sie in der Lage, die vielen Menschen umzubringen?«
    »Die Tzulandrier vertrauten ihr und fürchteten keine Falle. Nicht von ihr.« Lodrik folgte dem Fluss aus Blut, watete hindurch und scherte sich nicht darum, ob es am Saum seiner Robe oder den Stiefeln haftete. »Nach dem Wie werden wir sie fragen, wenn wir sie treffen.«
    Die zwei Männer schlössen sich dem Nekromanten mit gezogenen Waffen an. Sie vermieden es, in tiefere Lachen zu treten, wichen dem Blutregen aus und konnten dennoch nicht vermeiden, dass das spritzende Rot sie beschmutzte. Sotinos würgte ein paarmal.
    Nach ein paar Biegungen fanden sie auch Kadaver auf der Straße. Tzulandrier lagen neben den entführten Frauen, ihre Leiber wiesen tiefe Schnittwunden auf. Bald stapelten sich die Toten zu einem Gewirr aus Gliedmaßen, das auf der Mitte des Marktplatzes zu einem drei Schritt hohen Hügel anwuchs. Nirgends fand sich ein Hinweis auf ein Messer oder eine Waffe, mit der das Massaker angerichtet worden war.
    Lodrik fühlte nichts beim Anblick der Leichen und Fratzen des Grauens, aber Torben und Sotinos rangen um Fassung. Auch wenn es sich überwiegend um Feinde handelte, ein solches Bildnis von Grausamkeit hatte keiner von ihnen je gesehen.
    »Ich habe den Krieg und mehr als ein Seegefecht erlebt«, murmelte Torben, während sie den Rand des Hügels umrundeten, »mein Verstand wurde auf eine harte Probe gestellt. Es war nichts zu dem hier.«
    »Wie viele mögen es sein?« Sotinos war grünlich im Gesicht, sein Magen wollte das Frühstück immer noch auswerfen.
    »Ich schätze, dass es die Mehrzahl der Tzulandrier ist, die aus Palestan abgezogen ist. Einige Tausend werden es sein.« Lodrik fand eine breite Schneise, die in den Mittelpunkt des Platzes führte. Er sah, dass sich das Blut in einem breiten See gesammelt hatte. »Vermutlich werden einige versucht haben zu entkommen und irgendwo auf dem Feld zwischen der Stadt und dem Strand liegen.« Er wandte sich den beiden Männern zu. »Seid froh, dass es Winter ist. Der Frost verhindert die Verwesung und damit den Gestank.«
    Sotinos konnte nicht begreifen, wie teilnahmslos Lodrik angesichts der Ungeheuerlichkeit blieb. »Aber welchen Sinn ergibt es? Sie hat ihre letzten Verbündeten niedergemetzelt, um was zu erreichen?«
    »Da!« Torben deutete in die Schneise. »Da war sie eben! Ich habe einen Schatten gesehen.« Er wollte loslaufen, aber Lodrik hielt ihn am Arm fest.
    »Ihr vergesst unsere Abmachung. Lasst mich vorgehen. Ihr würdet ihren Kräften wie die Tzulandrier erliegen. Braucht Ihr mehr Warnung als diesen Berg Toter?« Er eilte zwischen den Mauern aus Leichen entlang, wich herausstehenden Gliedmaßen aus und trat vorsichtig auf den kreisförmigen Platz. Das Blut war nicht abgelaufen und stand ihm bis zu den Knien, es dampfte und bildete metallisch riechenden Nebel; allmählich gerann es.
    Auf dem Beckenrand des Brunnens stand Zvatochna, in Schwarz und verschleiert wie stets. Ihre Hände hielt sie auf dem Rücken verborgen. »Du bist zu spät, Vater«, krächzte sie kaum vernehmbar.
    »Ich werde mir Diener erschaffen, untote Diener, die sich an Schwerthieben, Pfeilen und Kugeln nicht stören.« Sie kicherte. »Ich wette, dass die Tzulandrier sich

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