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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Augenblick und zeigte ihm Liebe, gepaart mit Verzweiflung, ehe der Schleier zurückkehrte; der Arm mit dem Dolch zuckte.
    Wieder war es Sotinos, der handelte. Er schlug mit seinem
    Beil zu und trennte mit einem mörderischen Hieb Varlas Kopf vom Rumpf; er fiel mit einem leisen Platschen in das Blut. Der
    Torso versank in den roten Fluten.
    Lodrik zog seine Kräfte zurück, die vier tzulandrischen Leichname sackten in sich zusammen und tauchten auf der Stelle unter. »Wir sind auf ihre Täuschung hereingefallen.« Er drehte sich auf den Absätzen herum und watete zurück, weg von der Mitte des Platzes. »Sie benötigt Zeit, die sie sich durch Varia verschafft hat. Zvatochna ist nicht mehr hier.«
    »Ulldrael!«, stotterte Torben und starrte auf die sich bewegende Oberfläche. »Sie ist...« Er schaute zu Sotinos. »Ihr habt...« Er griff sich mit der Linken an die Stirn, taumelte. »Nein, sie ... Nein!« Er knickte ein und wurde im letzten Moment von dem Palestaner aufgefangen.
    »Hochwohlgeborner Bardric«, rief Sotinos um Beistand. Lodrik kehrte um und half, den Freibeuter aus dem Blutsee zu führen und in ein Haus zu schaffen; ihre triefenden Kleider malten rote Linien und Punkte auf die Dielen.
    Lodrik eilte zurück zur Tür. »Ich schaue mich um. Vielleicht entdecke ich etwas.« Er betrachtete die beiden Männer und ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie ihm als Seelen mehr von Nutzen wären als lebendige Menschen. Rasch ging er hinaus.
    Angewidert zog Sotinos seine beschmutzte Kleidung aus und half Torben dabei, der einer vollkommenen Bewegungslosigkeit anheim gefallen war. Er starrte ins Nirgendwo, ließ alles mit sich geschehen, rührte sich nur, wenn man es ihm mehrmals befahl, und sprach kein Wort. Sotinos konnte nicht mehr und übergab sich in einen halbvollen Kessel mit Suppe. Bis eben hatte der Schock verhindert, dass die Übelkeit die Oberhand gewann, doch jetzt bahnte sich das Essen seinen Weg. Während er keuchend über dem Kessel hing, stieg das Erlebte erneut empor, er sah
    alles noch einmal...
    »Habt Ihr gesehen, dass sie ihm den Hals beinahe zur Hälfte aufschlitzte, Kapitän?«, sagte er ausspuckend und wandte sich um.
    Torben saß, wo er ihn abgesetzt hatte und starrte auf die Dielen; er blinzelte nicht einmal. Man hätte ihn ebenso gut
    für eine Leiche halten können.
    Sotinos überfiel ein Zittern am ganzen Körper, rasch stellte er sich vor den Kamin und entfachte ein Feuer. Er hatte den Angriff gegen Lodrik genau gesehen. Jeder gewöhnliche Mensch hätte wenigstens geschrien oder einen Laut von sich gegeben. Doch er war stumm geblieben und hatte gehandelt wie ein Krieger. Außerdem war viel zu wenig Blut aus dem Schnitt gequollen. Vielleicht muss das so bei Menschen sein, die Magie beherrschen?
    Lodrik kehrte bald zurück. »Wie ich vermutete: Noch mehr Tote auf der Seeseite der Stadt. Zvatochna ist mit einem Schiff entkommen.« Er warf seine Robe ebenfalls auf den Boden. Nicht, weil ihn das Blut störte, sondern weil sie sich voll gesogen hatte, das Blut gefror und sie ihm zu schwer wurde. »Suchen wir uns neue Kleider«, schlug er vor und betrat das erste Geschoss, während der Palestaner dem Feuer weiter Nahrung gab und große Flammen züchtete. Nach einigem Suchen fand er einen schwarzen Gehrock, der seinen Wünschen entsprach, für die beiden anderen zog er aufs Geratewohl etwa aus dem Schrank.
    Sie rieben sich mit Wasser und Seife das Blut von den Händen, Armen und Gesichtern, Sotinos wusch Torben; danach saßen sie um den Tisch herum. Das prasselnde Feuer spendete Wärme und die Flasche Branntwein für Sotinos eine Art von vergänglichem Trost, den auch Torben mechanisch in Anspruch nahm. Er schwieg noch immer, und nach dem vierten Schluck schlief er auf der Bank ein.
    »Sie war doch ganz sicher eine Untote?«, fragte Sotinos mit schwerer Zunge. »Sie zögerte, ihn zu töten, und vielleicht...«
    Lodrik wusste sofort, wovon er sprach. »Grämt Euch nicht. Ihr habt keinen Menschen enthauptet. Ihr habt totes Fleisch zerschlagen. Die Varia, nach der Rudgass suchte, ist schon lange vergangen.«
    Sotinos lachte bitter. »Seid Ihr sicher?«
    »Ja.«
    »Aber wieso zögerte sie, als sie Kapitän Rudgass erkannte?«, flüsterte er, die Stimme verriet seine Unsicherheit, seine stummen Vorwürfe gegen sich selbst. »Ich hätte sie nicht köpfen sollen.«
    »Dann wäre unser Freund einen Lidschlag später gestorben.« Lodrik spürte Hunger und schnitt sich eine Scheibe von dem Brot ab, das

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