Brennende Kontinente
Taltrin
ernst. »Was nutzt uns Alana, wenn wir sie befreit haben, aber
nicht aus ihrem Schlummer reißen können? In dieser Zeit wird Nech mit allem, was er an Männern zur Verfügung hat, durch Baiuga hetzen. Um das zu verhindern, sollten wir ihn gleich mit entfuhren. Seine Soldaten werden es nicht wagen, sein Leben in Gefahr zu bringen. Schon wieder einen neuen Kaiser zu erwählen, können sie sich nicht leisten.«
»Das ist wahr.« Perdor dachte nach. »Es ist ein schwieriges Unterfangen. Die Angorjaner sind aufgrund der Stimmung in der Stadt misstrauisch.«
Fiorell legte Feder und Papier zur Seite. »Wir brauchen eine Ablenkung, einen Vorwand, eine Veranstaltung, um die Nech nicht herumkommt.« Er schaute zu Taltrin. »Gibt es in den kommenden Tagen ein Fest zu Ehren Alanas? Einen Namenstag? Oder einen Ehrentag, der an die Gründung von Baiuga erinnert? Oder ...«
»Eine Trauerfeier für den ermordeten Kaiser.« Perdor schaute zu den Galeeren. »Im kleinen Rahmen, mit Vertretern der Häuser, um die Anteilnahme noch einmal auszudrücken. Wir werden es bekannt geben und auch in den Straßen verbreiten lassen, sodass Nech sich sehen lassen muss, um vor seinen eigenen Soldaten und den Einwohnern das Gesicht zu wahren. So kriegen wir ihn!«
»Der Einfall ist gut. Doch er wird sich mit der Hälfte seiner mitgebrachten Soldaten umgeben.«
Caldüsin deutete auf sich. »Er hat sicherlich mich oder zumindest einige tersionische Häuser im Verdacht, hinter dem Anschlag auf seinen Bruder
zu stecken.«
»Soll er doch.« Fiorell blickte zu Taltrin. »Ihr feiert sehr
schöne Feste in Eurem Anwesen.« »Was Ihr sehr genau wisst.«
»Und Ihr kennt gewiss den ein oder anderen Angorjaner. Jungen Angorjaner, der schon länger in Tersion verweilt und Euer Vertrauen besitzt.«
»Ich bevorzuge mehr das mittlere Alter.« Taltrin schenkte dem Narren ein freundliches Lächeln. »Aber ich weiß, was Ihr meint. Ihr sucht nach einem, den man den Vertrauten des Kaisers mit etwas Geschick als Nech präsentieren könnte.«
»Es geht mir um die Statur und die Mundpartie. Nech ist ein echter Krieger, er trägt gern Helme. Wir brauchen einen Augenblick der Unaufmerksamkeit der Wachen, um sie auszutauschen.« Fiorell schaute in die Runde. »Unser Lockvogel wird uns genügend Zeit verschaffen.«
Taltrin blickte den Hofnarren an. »Was wird aus ihm, sobald der Tausch ans Licht kommt?«
»Er wird sagen, dass man den Kaiser und die Regentin tötet, wenn ihm ein Haar gekrümmt wird.«
Perdor nahm den Faden auf, den Fiorell gesponnen hatte. »Hervorragend, geschätzter Possenreißer. Ganz hervorragend! Sobald Alana wieder Herrin ihrer Sinne ist, wird sie erkennen, was Nech mit ihrem Land im Schilde führte.«
»Bleiben noch die Tausende Krieger, die in Tersion einfallen werden. Wie bekommen wir sie raus?«
Caldüsin legte absichtlich den Finger auf die Schwachstelle im Plan. »Sie werden wohl kaum auf den Befehl der Regentin hören.«
Perdors Lächeln erlosch nicht. »Ich verspreche Euch, dass Ihr Euch wegen denen keine Sorge machen müsst. Geht von
den Kriegern aus, über die Nech derzeit verfügt.«
»Was in etwa fünftausend sein dürften.« Taltrin machte ein fragendes Gesicht, aber der König ließ sich nicht näher dazu aus. »Fragen wir die übrigen Königreiche um Beistand?«
Perdor stimmte zu. »Sie werden helfen. Zumindest Tersion. Die weitaus schwierigere Frage ist, wie wir uns gegenüber den Nicti verhalten. Dürfen wir es wagen, der Vernichtung Kensustrias zuzuschauen?« Er ließ die Frage unbeantwortet und erhob sich. »Ich lasse Euch wissen, wann wir uns das nächste Mal treffen. Taltrin, Ihr sucht uns einen jungen Angorjaner. Caldüsin, Ihr verhaltet Euch unauffällig und sammelt Neuigkeiten. Positioniert einige Eurer Vertrauten in der Hafenanlage, damit wir Veränderungen an Bord der Galeeren wenigstens im Ansatz erkennen. Jede Kleinigkeit soll gemeldet werden.« Er reichte ihnen nacheinander die Hände. »Ich lasse die Substanz untersuchen und treffe weitere Vorbereitungen, die uns Nech und seine Machtgier vom Hals schaffen. Nur Mut!« Er verließ den Raum zusammen mit Fiorell.
Gleich danach erhob sich Taltrin und nickte Caldüsin zu. »Ich wünsche uns beiden das Glück, das wir benötigen, um das Beste für Tersion zu erreichen.«
»Wir werden es benötigen. Doch es lohnt sich. Die Regentin wird so tief in unserer Schuld stehen, dass sie sich Neuerungen nicht verweigern kann.«
»Es wäre ihr ebenso möglich
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