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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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waren wie kleine verschreckte Tiere in die vermeintliche Sicherheit geklettert? Waren sie wahnsinnig geworden und hatten sich die Adern mit ihren eigenen Fingern aufgerissen, um durch den Tod dem unsäglichen Entsetzen zu entkommen? Sotinos löste den Blick von dem Toten und erschauderte erneut, als er Lodrik in der Ferne sah. Dass der Mann so gut über diese neue Art der Magie Bescheid wusste, hatte ihn gleich verwundert. Wenn er sie selbst nicht beherrschte, woher sollte er es sonst wissen? Und dann war da noch der Schnitt im Hals, der nicht schmerzte und nicht blutete. Lodrik hatte ihm selbst eine Erklärung dafür geliefert: ein untrügliches Zeichen, dass kein lebender Mensch verletzt worden war. Sotinos kehrte in die warme Stube zurück und fragte sich, wie er jemals wieder in seinem Leben ruhig schlafen könnte. Die Nacht hielt gewiss Albträume bereit, wie sie kein Mensch sonst auf Ulldart erlitt. Außer Torben Rudgass.

    »Der Qwor war ungelogen acht Schritt lang und
    seine Schultern drei Schritte breit, die Risthöhe
    lag bei etwas mehr als vier Schritten. Es kann sich keiner ausmalen, was für ein furchtbares Gebiss diese Kreaturen besitzen. Und der Panzer aus Schuppen ist unglaublich hart! Wir konnten ihn nicht durchdringen. Der Qwor starb durch mehrere Stiche in die Augen und durch die Nase. Alle anderen Angriffe waren ergebnislos.*
    Aufzeichnungen des ehrenwerten Sintjop.
    Bürgermeister Bardhasdrondas, gesammelt in den Archiven zu Neu‐Bardhasdronda
    Kontinent Ulldart, Königreich Tersion, Baiuga, Spätwinter im Jahr 1/2 Ulldrael des Gerechten (460/461 n.S.)
    Du bist ein unvergleichlicher Dummkopf.«
    Perdor räusperte sich und blickte hinüber zu Caldüsin. »Nachdem das Haus Malchios so freundlich war und die Unterredung eröffnet hat, habt Ihr nun das Wort.«
    »Und du bist ein einzigartiger Narr«, erwiderte Caldüsin seinem Gegenüber mit der gleichen Freundlichkeit in der Stimme. »In dir hat sich das Unvermögen deiner Ahnen gesammelt«
    Fiorell hob den Kopf und schaute auf das Blatt, auf das er zwei kleine Striche gezeichnet hatte: einen rechts, einen links. »Somit steht es, was den Austausch von Beleidigungen angeht, unentschieden. Allerdings mit einem geringen Vorteil
    für das Haus Iuwantor.«
    Taltrin lehnte sich nach vorn und kniff die Augen zusammen. »Wenn du der Meinung bist, dass ich hinter dem Anschlag stecke, hast du dich gehörig in mir und meinem Haus getäuscht.« Er zeigte auf Fiorell. »Wie ich ihm bereits sagte: Eher würde ich dich umbringen, als die Regentin oder ihren Gemahl anzugreifen. Du siehst doch, zu was es führt. Zu nichts. Jedenfalls zu nichts für mich.«
    »Es hätte aber sein können«, protestierte Caldüsin einfach deswegen, weil er nicht bereit war aufzugeben.
    »Unfug.« Taltrin winkte ab. »Horrender Unfug. Und du weißt es.« Sie schwiegen. Perdor hüstelte und lächelte dann. »Sind wir nicht zusammengekommen, um darüber zu sprechen, wer eigentlich hinter den Anschlägen stecken könnte?« Er nahm das Tablett mit den Pralinen und hielt es zuerst nach rechts, dann nach links. »Kostet sie. Schokolade versöhnt die unfreundlichsten Herzen miteinander.«
    »Danke.« Fiorell wollte zulangen, aber der König riss das Konfekt zu sich heran.
    »Nein, du nicht. Du musst arbeiten.« Er wedelte mit seiner anderen Hand und deutete auf Papier, Feder und Tintenfass. »Ich will keine Flecken auf dem Blatt sehen.«
    »Dann fasst es lieber nicht an.« Fiorell zeigte auf die Finger seines Herrn, an denen verräterische Spuren zu sehen waren. »Ich schätze, es waren die Marzipantrüffel und die Rahmbomben.« Er schüttelte den Kopf. »Wie gierig Ihr wieder geworden seid.«
    »Es ist mein Recht. Ich bin der König. « Perdor stellte das Konfekt vor sich ab und betrachtete es wehmütig. Er hatte sich selbst eine Beschränkung auferlegt, was den Verzehr anbelangte, um weniger Zucker zu sich zu nehmen. Die Pralinen
    ohne Zucker hatten ihm nicht geschmeckt.
    Taltrin nahm sich eine, biss ab und leckte sich die geschlagene Eischaumcreme von den Lippen, die im Inneren versteckt gewesen war. »Köstlich«, lobte er genießerisch. »Fast möchte ich Euch glauben.«
    Perdor runzelte die Stirn. »Was denn glauben?«
    »Diese Prachtstücke«, Taltrin hob die Konfekthälfte, »können aussöhnen.« Er schob Caldüsin die Platte hinüber. »Nimm eines und begrabe mit mir den Krieg zwischen unseren Häusern.«
    »Bis wir die Angorjaner vertrieben haben. Von Freundschaft habe ich nie

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