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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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man nicht nahe kam und die man auch nicht loswurde. War dies so einer? Oder war seine Beziehung zu Karin so ein Fall?
    Er schlug Elena vor, in die Gerichtsmedizin zu fahren, sobald Torres mit der Autopsie beginnen würde.
    »Erwartest du, dass er seinen Ausweis verschluckt hat?«, fragte sie.
    Er nahm ihre spöttische Bemerkung zum Anlass, sie in Ruhe zu betrachten. Dabei lächelte er ein wenig, denn er mochte sie. Besonders ihr Selbstbewusstsein, mit dem sie sich gegen weniger qualifizierte männliche Kollegen durchsetzte. Er mochte, wie sie sich bewegte, ihren wachen Verstand und knappen Humor.
    »Was ist mit seinem Gebiss?«, sagte er und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. »Ist das nicht auch eine Art Ausweis?«
    »Daran habe ich schon gedacht«, sagte der Surfer. »Wir haben achtundfünfzig Zahnärzte auf Ibiza, aber nur zwei machen Panorama-Radiografíen. Wenn wir bei denen nicht fündig werden, heißt das, wir müssen alle Karteikarten vergleichen – unten rechts eine Krone, oben fehlt der Schneidezahn und so weiter. Das kann dauern. Ich denke, wir sollten die Bevölkerung über die Medien warnen, dass ein Irrer auf der Insel Amok läuft.«
    Alle erhoben sich plötzlich, weil Teniente Coronel Lopez Santander den Raum betreten hatte.
    »Behalten Sie Platz. Was gibt’s?«
    Costa setzte ihn kurz ins Bild.
    Santander zwirbelte nachdenklich seinen Schnurrbart. Er schien geradezu erbost, wie es dieser Mann hatte wagen können, sich mitten in der Hochsaison umbringen zu lassen. »Wir vertragen keine Publicity dieser Art. Der Inselrat hat im letzten Winter zwanzig Millionen Euro für die Förderung des Fremdenverkehrs ausgegeben, und trotzdem sind die Übernachtungszahlen rückläufig. Die Deutschen haben ohnehin genug Horrormeldungen über Bauwut und Autobahnen in ihrer Presse verbreitet. Der einzige Monat, in dem Ibiza ausgebucht ist und alle Geld verdienen, ist der August. Es wäre fatal, jetzt mit Spekulationen über mordende Irre die Leute zu vergraulen.« Plötzlich schien er eine Eingebung zu haben. »Der Mann war nackt, sagen Sie? Ein Sexualverbrechen vielleicht. Haben Sie die homosexuelle Subkultur schon durchleuchtet?«
    Costa schüttelte den Kopf. »Der Mann befand sich nicht in einem Darkroom, als er starb, sondern in einem Kühlhaus. Die Grausamkeit der Tatausführung lässt eher auf einen Psychopathen oder Bandenkrieg schließen. Wenn man jemanden so zurichtet, soll das vielleicht andere abschrecken. Anzeichen für einen sexuellen Missbrauch haben wir außerdem nicht gefunden. Seine Geschlechtsteile waren noch das Unversehrteste an ihm.«
    »Wie dem auch sei«, Santander sog beleidigt die Luft durch die Nase ein, »wir haben uns verstanden. Keine Presse. Guten Tag, meine Herren.«
    » Bueno « , sagte Costa und wandte sich an seinen Vetter. »Versuche, genügend Leute zu kriegen, und lass sie die Zahnärzte abklappern. Vielleicht haben wir dann in den nächsten Tagen ein Ergebnis.«
    »In den nächsten Tagen«, sagte der Bischof grinsend und tat so, als hätte er sich an einem Sonnenblumenkern verschluckt, den er gerade mit den Zähnen knackte – seine Angewohnheit, die Zeit zwischen den Mahlzeiten zu überbrücken. Mit der Hand schob er einen Schalenhaufen von seinen Unterlagen. »Manchmal glaube ich, du denkst, du bist noch in Hamburg. Mal abgesehen von den Personalkürzungen im Frühjahr sind unsere Streifen mit Brandschutz und Kontrollen im Westend von San Antonio beschäftigt. Pubcrawling, die neueste Masche. Die Kinder zahlen vorher bei einem Veranstalter und können dann überall so viel saufen, wie sie wollen. Die Folgen kannst du dir vorstellen. Als der Erste zu klassischer Musik in den gerade eingeweihten Springbrunnen am Paseo gekotzt hatte, war Bürgermeister Clapes so sauer, dass er seitdem jeden Abend die dreifache Anzahl Polizisten durch die Straßen schickt.« Er blätterte in seinen Papieren. »Fünf kann ich vielleicht kriegen. Mit viel Glück.«
     
    Zur Gerichtsmedizin fuhren sie alle, Elena mit in seinem Wagen, der Surfer mit Radal in dessen Frontera, denn der Bischof passte weder in Costas Seat noch in den alten Porsche des Surfers. Er war endlich dem Eisgebläse entkommen und wollte die nächste Gelegenheit nutzen, sich zu Hause umzuziehen. Jedenfalls fühlte er sich jetzt wohler, und ihm fiel Elenas angenehm frisches Parfüm auf.
    »Ich habe eben zwei Zitronen ausgepresst«, sagte sie lachend. »Das meinst du wohl.«
    Sie sah geradeaus, so dass er mit einem

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