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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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Sieg wurde Suñer Innenminister, dann Propagandaminister, und ein Jahr nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er Außenminister. Er war der Konstrukteur der Achse Hitler-Mussolini-Franco und betrieb eifrig unseren Eintritt in den Krieg. Seine Idee war es auch, eine spanische Division an die deutsche Ostfront zu schicken. Dafür war ihm später zwar keiner dankbar, aber das war nicht der Grund für seinen Verlust an Einfluss. Der Grund war sein Mangel an Kompromissfähigkeit, und als er sich diese Sturheit sogar Franco gegenüber leistete, war mit seiner politischen Laufbahn Schluss. Es gab an Josefa dieses und jenes auszusetzen, aber ihr Gedächtnis und ihre Intelligenz bereiteten ihm Vergnügen. Sie hatte sich dann noch eine Weile darüber ausgelassen, dass der Alte gesellschaftlich nur noch als die lächerliche Figur des protektionierten Schwagers herumlief, seine Kanzlei aber mit Erfolg weiterführte und bis zu seinem Tod 2003 mit einhundertundzwei Jahren ein erklärter Kommunistenhasser war, obwohl es keine Kommunisten mehr gab. In den letzten Jahren vor seinem Tod hatte die Presse ihn wieder entdeckt, und er las bei Interviews den erstaunten Journalisten gerne alte Briefe seines lieben Freundes Mussolini vor. Sein Urenkel Ramón trat nach seinem Studium in die hoch angesehene Madrider Kanzlei Suñer ein und lernte Montserrat bei einem Besuch auf Ibiza kennen. Campaña stand mit der Kanzlei wegen einer Kooperation in Ver handlungen und hatte Ramón hierher eingeladen und seiner schönen Tochter vorgestellt. Als Aussteuer gab er ihr eine luxuriöse Villa in Vista Allegre mit. Dort wohnte das junge Paar nun, wenn sie nicht in Madrid waren.
    Ramón hielt das Kind Laureana hin, die ein Kreuz auf seine Stirn zeichnete, dann nickte er lächelnd Costa zu, der es ihr gleichtat, bevor Don Alfonso in seiner Litanei fortfuhr.
    »Heilige Maria, Mutter Gottes.«
    »Bitte für sie«, antworteten alle.
    Costa sah hinüber zu Campaña. Er folgte der Zeremonie so konzentriert, als wäre er im Gerichtssaal. Gläubig war er gewiss nicht. Der Vater seines Schwiegersohnes saß neben ihm, mit gleicher Miene und dem gleichen Beruf. Diese Taufe festigte, was sich beide gewünscht hatten: das Bündnis der Familien Campaña und Suñer, deren Einfluss nun von Ibiza bis nach Madrid reichte.
    »Heiliger Josef.«
    Costa sah zu Josefa. Mit halb geöffnetem Mund und geschlossenen Augen hatte sie jedes Wort der Predigt und des Sakraments mitgesprochen. Wie viele Taufen mochte sie in ihrem Leben erlebt haben? Und wie viele der Täuflinge hatte sie bereits zu Grabe getragen?
    »Bitte für sie.«
    Costa fiel ein, dass sie und ihr Mann 1932 an derselben Stelle gestanden hatten, um einen Jungen auf den Namen Antonio Costa Mari zu taufen, seinen Vater.
    »Herr Jesus Christus, wir bitten dich für dieses Kind: Begleite es auf seinem Weg ins Leben. Lass es eine frohe Jugend im Kreise seiner Familie erleben und empfänglich sein für alles Gute.«
    Sein Vater sah aus, als ob er schliefe. Costa durchzuckte ein kurzer Schmerz. Eine Ahnung der Trauer, die ihm bevorstand.
    »Ja, darum bitten wir.«
    Er spürte Karins Blick. Sie saß neben seinem Onkel El Cubano.
    »Wir bitten dich für die Eltern: Schenke ihnen Kraft, dass sie durch ihr Beispiel im Kind Liebe und Verantwortung für seine Mitmenschen wecken.«
    Zwei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Das, was sie einte, war ihr Unvermögen, ihre eigenen Familien zusammenzuhalten.
    »Ja, darum bitten wir.«
    Ein Ministrant brachte Katechumenenöl und einen Wattebausch. Der Priester nahm die Salbung des Kindes vor. Dann übergab er es Laureana.
    Don Alfonso erhob das Kännchen mit dem Taufwasser.
    »Widersagst du dem Satan?«
    »Ich widersage«, antwortete Laureana.
    »Und all seiner Bosheit?«
    El Cubanos Kinder waren in den fünfziger Jahren einem Attentat zum Opfer gefallen, das ihm galt, weil er versucht hatte, seinen Machtbereich von Kuba auf die Florida Keys auszudehnen. Seine amerikanische Frau hatte sofort danach die Scheidung eingereicht und nie mehr ein Wort mit ihm gesprochen. Dann war er nach Ibiza zurückgekehrt und hatte die Geschäfte seiner Mutter Josefa übernommen.
    Costas Mund war trocken, er fuhr sich rasch mit der Zunge über die Lippen. »Ich widersage.«
    »Und all seinen Verlockungen?«
    »Ich widersage.« Laureanas Stimme klang laut durch das Gewölbe und ohne Zweifel.
    »Glaubst du an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der

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