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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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Stiefvater wusste davon?« Er spürte plötzlich ein waches Interesse bei ihr.
    Costa nickte. »Da bin ich mir sicher. Auf jeden Fall hängt er mit drin. Die Löschflugzeuge hat er durchgesetzt, um seine Geschäfte machen zu können. Den Abriss der alten Finca auf dem Terrain der Nekropolis hat er beschleunigt, weil dort der Zugang zur Höhle war – und er musste schnellstens verschwinden.«
    »Warum sollte er so etwas tun? Ich meine, er hat genügend Geld, und er hat Macht, er steht auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere.« In ihrer Stimme lag ein Ton, als wittere sie eine überraschende Chance.
    »Keine Ahnung. Vielleicht braucht er Geld, um nach Madrid in die Politik zu gehen.«
    »Mit fast siebzig?« Sie überlegte einen Moment. »Andererseits ist er noch fit. Schließlich fliegt er seine Maschine immer noch selber. Er braucht nicht mal eine Brille.«
    »Ich weiß. Er hat ja auch den Jungfernflug mit der Beriew gemacht. Seit wann hat er den Flugschein?«
    »Schon immer.«
    »Was heißt schon immer? Früher gab es hier gar keinen Flugplatz.«
    »Doch, für kleine Maschinen schon. Aber ich meine damit, solange ich denken kann. Er war sogar ein ganz fanatischer Flieger. Obwohl mich sein Hobby überhaupt nicht interessierte, hat er mich dazu gezwungen, auch einen Flugschein zu machen.«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Nicht nur für Segelfliegen.«
    Wieder eine Überraschung. Das hätte Costa auf keinen Fall angenommen. Aber jetzt begriff er, warum sie so gut Auto fuhr.
    »Was können Sie denn fliegen?«
    »Alles außer Düsenmaschinen.«
    »Und das wollte er?«
    Sie lachte einmal trocken auf. »Es muss ungefähr fünfundzwanzig Jahre her sein, ich studierte noch in Madrid und war über das Wochenende zu Hause, musste aber eine dringende Seminararbeit fertig machen, hatte also überhaupt keine Zeit. Vorher hatte Jaume schon zwei Cessnas gechartert, um mit mir nach Venedig zu fliegen. Ich war von ihm finanziell abhängig und musste immer nachgeben. Es war Winter, das Wetter war grauenhaft, aber er wollte unbedingt ein Rennen. Er machte immer alles zum Wettkampf – wer ist der Schnellste, wer kann dies am besten und wer das. Wir mussten ziemlich tief fliegen, ich erinnere mich noch genau.«
    »Wer hat gewonnen?«, fragte Costa halb amüsiert, halb ungläubig.
    »Er war eine halbe Stunde vor mir dort.«
    »Aber für so etwas muss man ziemlich gut sein«, sagte er staunend.
    »Ich habe es gehasst. Ich bin völlig unfähig. Ich kriege schon in einer normalen Maschine Zustände. Aber er hat es zur Bedingung für mein Studium gemacht. Jedes Jahr musste ich mir mit so einem Wettflug mein Studium verdienen.«
    »Verrückt. Wollte er Sie zu einem Jungen erziehen?«
    »Er hat mich gar nicht erzogen. Dies war nur einer seiner kranken Einfälle. Manchmal dachte ich, er hofft, dass ich bei so einem Scheißflug ums Leben komme.«
    Costa wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er brach die Unterhaltung ab und blickte aus dem Fenster. Mittlerweile waren sie in San Antonio. Sie bog am Denkmal von Christobal Colombo, einem ausgehöhlten Ei mit einem Schiff als Dotter, nach rechts in Richtung Santa Inés ab.
    »Wissen Sie, Sie kennen ihn«, nahm Costa das Thema über ihren Stiefvater wieder auf. »Was ich überhaupt nicht verstehe: Als er von unserer ersten Leiche hörte, die am Strand angeschwemmt wurde, wollte er sie unbedingt sehen. Mich wunderte das, aber wir sind zusammen in die Gerichtsmedizin gefahren, und ich habe ihn dabei genau beobachtet. Ich meine, er hätte eigentlich geschockt sein müssen, Ruben Cepero da auf dem Tisch zu sehen. Ich bin mir sicher, dass er ihn trotz der Verstümmelungen wiedererkannt hat. Aber er hat es geleugnet. Er tat so, als könne er die zerfetzte Leiche nicht identifizieren. Nun frage ich Sie: Warum wollte er uns nicht sagen, wer der Mann war? Wir brauchten noch eine ganze Weile, bis wir es herausfanden. Und warum blieb er so gefasst? Das Ganze passt für mich nur, wenn es Prats’ Interesse war, den Mord an Cepero möglichst lange vor uns zu verheimlichen. Solch ein Interesse hätte auf jeden Fall der Mörder selbst.«
    Sie schien das ein bisschen weit hergeholt zu finden. »Was für ein Interesse könnte er daran gehabt haben, einen der Piloten umzubringen?«, fragte sie plötzlich misslaunig.
    »Nun, Cepero war auch der Pilot, der für Keulemans die Medikamente von Algier oder Marokko nach Ibiza geflogen hat.«
    Costa schloss die Augen und konzentrierte sich. »Erst glaubte ich,

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