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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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Junge, vielleicht elf, bauten eine Sandburg. Die Frau holte ihre Kamera heraus und machte ein Foto. Dann kam ein Sturm auf, irgendwas am Himmel bedrohte Costa, und er wachte auf. Er sah zur Uhr. Nur wenige Minuten waren vergangen. Ohne Licht zu machen, tastete er sich in die Küche. Die Beleuchtung des Kühlschranks stach ihm in die Augen, als er vergeblich nach einer Flasche Wasser suchte. Er spülte sich im Badezimmer den Mund mit Leitungswasser. Einmal, kurz nachdem er aus Deutschland auf die Insel zurückgekehrt war, hatte er vergessen, dass man es nicht trinken sollte, und war mit einer Kolik bestraft worden.
    Die Wäsche war durchgelaufen, er stellte die Maschine aus. Dabei fiel die leere Flasche Mahou um, polterte auf den Boden und traf seinen Fuß. Wütend trat er sie gegen die Wand.

kapitel acht
    Costa kniff die Augen zusammen und suchte die Küstenlinie ab. Die Bucht von Figueretas erstreckte sich von den Felsen des Mühlenhügels im Osten bis zum Ende der Stadt, wo sie in die Playa d’en Bossa überging. Es war später als gestern, die Sonne stand schon fast im Zenit, und der Strand war voller Menschen. Am Horizont ließ flimmerndes Aluminiumgrau Meer und Himmel verschmelzen.
    In der Sitzung am Morgen hatten sie wieder die Erfrierungen des Seemanns diskutiert. Das Thema schob sich bei diesen feuernahen Hochsommertemperaturen wie von selbst in den Vordergrund. Dieses Mal verkündete der Surfer mit dem Stolz des Nachtschwärmers, dass in den Diskotheken für die Shows jede Menge Trockeneis verwendet würde. Der Bischof bot sich an, die Kühlfirmen der Insel zu überprüfen und jeden auffälligen Besteller zu notieren.
    Costa wies den Surfer an, die Akten der letzten Jahre auf die Frage hin durchzuarbeiten, ob auf Ibiza, Mallorca oder an der Costa Brava Psychopathen straffällig geworden waren, auf die das Muster dieses Falls passte. Der Surfer wollte den Auftrag an Elena abschieben, aber Costa bestimmte, dass sie zusammen mit ihm noch einmal den Fundort des Seemanns unter die Lupe nehmen sollte.
    Das Dringlichste war die Identifizierung des Seemanns. Torres hatte angeboten, eine Totenmaske herzustellen, und Costa wollte eine Aktion bei den Zahnärzten mit einem Phantombild oder einer Fotorekonstruktion des Toten unterstützen. Außerdem könnte man zugleich Hotels und Restaurants nach ihm abklappern lassen.
    Elena war schon vorgefahren und wartete auf den Klippen. Sie stand genau dort, wo gestern Karin gestanden hatte, und winkte. Costa zwängte sich zwischen Sonnenschirmen und Liegen hindurch.
    »Sieh mal«, sagte sie und zeigte auf etliche bonbonfarbene Ballons, die auf dem Meer trieben. Ein Kindergeburtstag, dachte er sofort. Zuerst binden die Kinder die Ballons an die Bäume in der Nähe ihres Hauses, damit die Gäste es finden – denn Hausnummern gibt es auf der Insel kaum –, und dann werfen sie sie ins Meer.
    »Es geht kein Lüftchen, aber trotzdem treiben die Ballons zügig in eine Richtung«, sagte sie. »Komm, wir gehen mal der Strömung nach.« Ohne zu warten, kletterte sie auf die Felsbrocken, die sich links der Bucht auftürmten und in die Grundmauern der Burg von Ibiza übergingen. Er folgte ihr, musste aber immer wieder eine Pause einlegen, um Luft zu holen und sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
    Für Elena hingegen schien es ein Spaziergang zu sein, und er erinnerte sich, dass sie im letzten Jahr beim Triathlon den dritten Platz bei den Frauen belegt hatte. Vier Kilometer Schwimmen, hundertzwanzig Kilometer Radfahren und dreißig Kilometer Laufen. Sie hatte nur sechs Stunden gebraucht. Santander hatte anschließend in einer Ansprache verkündet, dass das Licht dieses glorreichen Sieges von Leutnant Navarro auch auf die Guardia strahle, die solch vortreffliche Beamte in ihren Reihen habe. Vor drei Jahren, als Costa Elena entgegen allen Unkenrufen in sein Team geholt hatte, war Santander von einer solchen Beurteilung Elenas weit entfernt gewesen. Im Gegenteil, Santanders Worte klangen ihm noch in den Ohren. »Costa, machen Sie keinen Fehler, keiner lässt sich von einer Frau was sagen. Ständig muss man auf seine Worte achten. Ist sie hübsch, werden die Männer abgelenkt, ist sie hässlich, will keiner mit ihr arbeiten. Glauben Sie einem erfahrenen Beamten, Costa, das gibt nur Theater.«
    Costa hatte nicht darauf gehört. Sie war in Köln aufgewachsen, hatte dort auch ihren Polizeidienst begonnen und die letzten Jahre beim Rauschgiftdezernat gearbeitet. Ihre Biografíe ähnelte

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