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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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erste Pressekonferenz in Ibiza war ein Paukenschlag.«
    Währenddessen hatte der Vater zweimal versucht, mit Karin ein anderes Gespräch zu führen, aber sie hatte ihn abgeblockt. Nun sagte er herausfordernd: »Was verkündete sie denn so Aufregendes?«
    Karin quittierte seine mangelnde Bereitschaft, einer großartigen Frau Bewunderung entgegenzubringen, mit einem Lachen.
    »Sie sagte, Ibiza sei auf dem besten Wege, sich zu zerstören. Die Phönizier hätten zum Beispiel schon ein ausgefeilteres Bewässerungssystem gehabt als die heutige Regierung mit ihren armseligen Entsalzungsanlagen und der miserablen Infrastruktur. Jedenfalls gefiel das den Rechten gar nicht. Ihr Vater ist bei der Partido Popular und im Inselrat.«
    Das konnte Costa sich gut vorstellen – die Konservativen empörten sich über alles, was ihren Geschäften hinderlich sein konnte.
    Dem Vater fiel nichts anderes mehr ein, als sie zu fragen, ob sie denn nie an den Strand gingen. Dabei wandte er sich auch an Costa und goss aus der dritten Flasche Champagner ein.
    »Aber klar«, sagte Karin lachend, »am Sonntag erst waren wir am Strand.«
    Die Eltern von Susanne hatten noch nichts von der Strandleiche gehört, und Karin erzählte nach dem Muster Stellt euch vor, was einem alles am Strand passieren kann … von der Sturmnacht, dem darauf folgenden Morgen am Strand, wie sie das Stück Fleisch gesichtet habe und dann als Fotografin tätig wurde. Als sie dem Vater mit derselben groben Art, in der er seine Fragen gestellt hatte, beschrieb, was sie durch das Objektiv ihrer Kamera gesehen hatte, hielt die Mutter den Handrücken abwehrend gegen ihre Stirn und seufzte, wenn sie so etwas ins Visier nehmen müsste, würde sie lieber auf das Fotografieren verzichten. Der Vater aber war keineswegs abgeschreckt, er wandte sich mit großem Interesse Costa zu und wollte nun genau wissen, was nach Meinung der Polizei vorgefallen war und wie sie den Mörder zu fangen gedenke.
    Costa war nicht danach, einen Fall, in dem er unter Ausschluss der Öffentlichkeit ermittelte, in diesem Kreis zu erörtern. »Geht ihr nach dem Essen noch ins Pacha?«, fragte er unvermittelt in die Runde.
    Karin blickte ihn verärgert an.
    Wieder kam er darauf, dass es ein Fehler war, sie so nahe an seine Arbeit heranzulassen.
    »Wenn die Damen wünschen, gerne«, sagte Susannes Vater fröhlich und verlangte die Rechnung.
    Costa verabschiedete sich damit, dass er morgen sehr früh eine Besprechung im Büro habe, auf die er sich noch vorbereiten müsse.
     
    Als er zu Hause ankam, war es schon nach eins. Er öffnete eine Flasche Mahou und blickte von seinem winzigen Balkon hinunter auf die Straße. Die Lichter der Bars erloschen gerade. Er hörte das Klirren von Gläsern, die eingeräumt wurden, und das Lachen der Pärchen, die sich eng umschlungen auf den Weg nach Hause oder in eine der Diskotheken machten.
    Er warf einen Blick auf sein Fahrrad, das in einer Ecke des Balkons vor sich hinrostete, und nahm sich vor, es für den Herbst instand zu setzen.
    Mit dem letzten Schluck zog er Schuhe und Strümpfe aus, Hose und durchgeschwitztes Hemd, stopfte alles in die Waschmaschine und ließ sich aufs Bett fallen.
    Einschlafen konnte er nicht.
    Die Fiebertemperaturen hielten die Insel gefangen. 37 Grad noch in der Nacht. Er wälzte sich herum, und sein schweißnasses Haar klebte am Kopfkissen. Das Gesicht tauchte wieder vor ihm auf, die zerstörte Nase, die von Garnelen zerfressenen Schleimhäute und die blicklosen Augen.
    Er drehte sich zur Seite. Kein Lüftchen bewegte die Vorhänge. In der Küche sprang rumpelnd der Motor des Kühlschranks an.
    Er gab das Bemühen einzuschlafen auf und spazierte durch die Bilder des Sonntags, wie er hätte sein sollen: Mit Karin im Sand liegen, Abendessen in einem Strandrestaurant, lachen, flirten und dann, von der Sonne erhitzt und vom Wein gelöst, ins Meer stürzen und sich am Strand lieben.
    Allmählich versank sein Bewusstsein in Erschöpfung und Hitze, und im Traum sah er eine Familie am Strand, er freute sich, weil er dachte, es seien Karin und seine beiden Kinder – er spürte seinen Wunsch, es mögen die drei sein –, aber als er näher kam, war es die Familie des Seemanns. Eine schwarzhaarige junge Frau saß neben dem geschundenen Körper, sie streichelte liebevoll den Arm, an dem die Hand fehlte. Du musst aufpassen, sagte sie. Du hast empfindliche Haut, und zu viel Sonne bekommt dir nicht. Die Kinder, ein etwa neunjähriges Mädchen und ein älterer

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