Brennende Schuld
Das ist das Ergebnis der geänderten Taktik von Inselrat Prats, der den Schutz des Eigentums vor das Löschen der Brandherde gestellt hat. Die Natur regeneriert sich mit den Jahren, die Schäden an den Immobilien hingegen sind total. Landbesitzer und Bauern sind die Verlierer dieser neuen Feuerwehrtaktik. Die Villa, in der Sie sich befanden, Señor Costa, brannte unverständlicherweise bis auf die Grundmauern nieder, obwohl die Maschine zweimal angeflogen ist. Dort war das Zentrum eines Feuerwirbels, wie wir das nennen. Unsere Untersuchungen sind aber noch nicht abgeschlossen.« Er schrieb etwas sehr akkurat auf ein Blatt, das er dann zusammenfaltete und in die Brusttasche schob, und Costa fragte sich, was er wohl notiert haben könnte. »Aber immerhin konnten wir Sie retten.«
Costa nickte und fragte, ob es Brandstiftung war.
»Davon gehen wir immer aus. Natürliche Ursachen für Feuer sind sehr selten. Eine Selbstentzündung, wie beispielsweise durch Blitzschlag, ist in diesem Fall ausgeschlossen. Aber eine weggeworfene Zigarettenkippe, ein Auto mit Katalysator auf Unterholz geparkt – wie soll man das verhindern? Wir haben die Bevölkerung seit Monaten gewarnt, die Feuerwachtürme waren rund um die Uhr besetzt, unsere Leute in ständiger Alarmbereitschaft.« Er zuckte die Achseln. »Eine Bombe in einem Fußballstadion kann man auch nicht verhindern.«
»Aber Sie haben keinerlei Hinweise gefunden?«
»Bisher nicht. Das einzig Ungewöhnliche ist der Verlauf des Feuers. Es ist, als ob es an mehreren Stellen gleichzeitig angefangen hat. Sehen Sie«, er lehnte sich vor und zeichnete mit seinen Händen eine Form auf die Karte, »bei einem Waldbrand mit starkem Wind breitet sich das Feuer keulenförmig aus. In diesem Fall zog es sich wie ein Ring um das Haus, aus dem wir Sie geholt haben.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn sich Leutnant Palomo«, Costa deutete mit dem Kinn in Richtung des Surfers, »die Sache mal ansieht?«
Ortega musterte den jungen Polizisten neben ihm, und jeder konnte ihm ansehen, dass er am liebsten ›Ja‹ gesagt hätte. Costas Frage war jedoch keine Bitte gewesen – er hatte nur höflich sein wollen –, denn die Feuerwehr war nicht befugt, einen Wunsch der Guardia abzulehnen.
»Nein, nein. Sehr gerne. Wenn wir Ihnen damit helfen können.«
Costa stand auf. »Ich danke Ihnen.« Er schüttelte kräftig Ortegas Hand und begleitete ihn zur Tür.
Als er gegangen war, sagte er zum Surfer: »Xico, ich möchte, dass du dir jeden Quadratzentimeter der Brandfläche ansiehst. Berufe dich auf Ortega, er hat den Befehl verstanden. Du wirst jede Hilfe bekommen, die du brauchst.«
Der Surfer erhob sich.
»Warte noch eine Sekunde«, hielt ihn Costa zurück. »Was war mit dem Safe?«
»Ein Wandsafe. Ich denke, er könnte vieles zur Aufklärung beitragen. Hält zwei Stunden lang tausend Grad aus. Aber bis jetzt haben wir ihn nicht aufbekommen. Ein belgisches Militärprodukt.«
»Hau schon ab. Ich kümmere mich darum und rufe den Hersteller an«, sagte Elena. »Die haben doch alle einen Notdienst für solche Fälle.«
Nachdem der Surfer gegangen war, fasste Costa noch einmal alles zusammen: »Das Feuer hat also ein Gebiet von zwölf Hektar Wald vernichtet, vierzehn unschuldige Menschen und zwei Hunde getötet, eine Villa im Wert von fünf Millionen Euro in Asche gelegt, mein Auto verbrannt und einen Medikamentenschmuggler, der in ziemlichen Schwierigkeiten steckte.«
»Und Tausende von Wachteln, Rebhühnern und Kaninchen«, sagte der Bischof fast wehmütig. Bisher hatte er kaum einen Ton von sich gegeben. »Und eine Enduro«, sagte Elena. »Nagelneu. Einer der Toten war damit unterwegs. Die Maschine lag in seiner unmittelbaren Nähe.«
»Eine Enduro?«, fragte Costa nachdenklich und wusste, dass Elena in diesem Moment das Gleiche dachte wie er. Doch weder sie noch er hatte eine Ahnung, ob der Anschlag auf ihn von einer Enduro ausgeführt worden war.
»Wo ist die Leiche des Motorradfahrers?«, fragte er.
»In der Forensik.«
»Schreib mir mal auf, wo er gewohnt hat.«
Elena blätterte in den Unterlagen, die der Surfer zusammengestellt hatte.
Costa nahm das Telefon und rief Torres an.
Dr. Torres war am Apparat. Durch das Telefon hörte Costa im Hintergrund eine Gitarre, begleitet von einem Streichorchester. Er konnte sich genau vorstellen, was der Gerichtsmediziner gerade machte: Er saß, nur mit Shorts bekleidet, in seinem hohen Sessel mit dem brüchigen Lederbezug, hatte eine Flasche
Weitere Kostenlose Bücher