Brennende Sehnsucht nach dir
ihn bedrängt wie ein
Gerichtsvollzieher!"
"Nein. Das ist n ...nicht wahr!" flüsterte Chrissy.
"Lord Whitley konnte die Schande nicht ertragen. Das führte zu dem Herzanfall. Sein Stolz ließ nicht zu, Boyd um Hilfe zu bitten und Boyd gibt sich die Schuld, weil er Ihrer Schwester ermöglicht hat, sich bei seinem Großvater einzuschleichen. Die beiden haben sich als ,gute Bekannte von Boyd' ausgegeben.
Der alte Mann war fünfundachtzig! Er glaubte, er würde mit Freunden ein bisschen Poker spielen. Es war ein widerliches, brutales Verbrechen! Elaine und Ihr Vater konnten Boyd nicht treffen, also haben sie sich ein leichteres Opfer gesucht!"
"Nein!" Chrissy schlug die Hände vor das Gesicht. Auch wenn sie es nicht glauben wollte, konnte alles genauso gewesen sein. Ihr Vater hatte Boyd gehasst, weil dieser Elaine zurückgewiesen hatte, und Jim Hamiltons Groll gegen die Oberschicht war bekannt. Damit war er geboren worden, und sein Abscheu hatte sich noch verstärkt, als seine vornehmen neuen Nachbarn in Berkshire seine Einladungen ablehnten. Nie war ihm der Gedanke gekommen, dass er nicht wegen seiner Herkunft, sondern wegen seines Charakters von der Gesellschaft nicht akzeptiert wurde.
Jim Hamilton hätte seinen Hass auf die High-Society
abgelegt, wäre seine Tochter Mrs. Boyd Kenyon geworden, doch Elaine war wie so viele ehrgeizige Mädchen vor ihr gescheitert.
Blass und zitternd begegnete Chrissy dem Blick des
unversöhnlichen Hamish. Sie wollte ihre Familie verteidigen, wusste jedoch, dass ihr Vater und ihre Schwester zu solch einer Rache durchaus fähig waren.
"Wenn Ihr kleines Mädchen nicht wäre, würde ich Sie nicht warnen", sagte Hamish scharf. "Boyd zu betrügen, ist gefährlich.
Er vergisst nichts und wird dann zu einem wirklich gemeinen Kerl. Nur eine Närrin wäre hier hergekommen! Sie und Ihre Schwester werden an seiner Rache zerbrechen!" Hamish ging hinaus.
Chrissy konnte das Ausmaß der Schuld ihres Vaters und Elaines noch immer nicht völlig erfassen. Hatten sie gewusst, dass Lord Whitley kein reicher Mann war? Chrissy hatte früher geglaubt, dass die Kenyons sehr viel Geld besaßen, inzwischen war ihr durch Berichte in den Zeitungen klar, dass
Adelsfamilien manchmal nicht immer genug hatten, um ihre Schlösser oder Häuser zu unterhalten. Ein Stammsitz wie Torbald Manor und ein Titel sagten nichts über das Vermögen aus.
Andererseits schien Boyd jetzt finanziell sehr gut dazustehen.
Spielte das eine Rolle? Es entschuldigte keinesfalls, was Jim Hamilton und Elaine getan hatten. Plötzlich hielt Chrissy die Ungewissheit nicht mehr aus. Sie wusch sich das Mehl von den Händen und rannte aus dem Haus, um Boyd zu suchen.
Er beobachtete, wie die Pferdepfleger die Tiere bewegten. Es war ein kalter Tag, der Wind zerzauste Chrissys Haar. Als sie bei der Koppel ankam, wünschte sie, sie hätte einen Mantel angezogen.
"Kissy!" rief Rosie und zupfte an Boyds Jacke, um ihn auf die Ankunft ihrer Schwester aufmerksam zu machen. Gereizt wandte er den Kopf. "Was willst du? Ich habe keine Zeit."
Wenn sie ihn jetzt nicht zur Rede stellte, fand sie vie lleicht nie wieder den Mut dazu. "Ich ... ich will wissen, ob es stimmt, dass mein Vater deinem Großvater v ...viel Geld bei einem Pokerspiel abgenommen hat ... und ihn dann wegen der Bezahlung unter Druck gesetzt hat." Chrissy bemerkte erstaunlicherweise keine Veränderung in Boyds Miene.
"Du wusstest es nicht. Wer hat es dir erzählt?" fragte er ruhig.
"D ...das ist nicht wichtig."
"Hamish", überlegte Boyd.
Chrissy ballte die Hände zu Fäusten. "Ist es wahr?"
"Ja. Es ging um vierzigtausend Pfund."
"Was?" fragte sie ungläubig. "Es muss dabei irgendein Missverständnis gegeben ha ..."
"Nein", unterbrach Boyd sie mit samtweicher Stimme.
Ihre Blicke trafen sich, und Chrissy stockte der Atem. Trotz seiner noch immer gelassenen Miene wurde ihr flau, denn sie erkannte die leidenschaftliche Wut und Unversöhnlichkeit hinter seiner kühlen Fassade.
Es war ein Fehler gewesen, ihn unüberlegt darauf
anzusprechen. Entnervt gestand sich Chrissy ein, dass sie wieder einmal impulsiv gehandelt hatte.
"Zufrieden?" fragte Boyd völlig unberührt von ihrer Verstörtheit.
"Aber du hast mir diesen Job gegeben", flüsterte sie verwirrt.
"Und?"
Sie errötete heftig. Dass sie nichts mit der Sache zu tun gehabt hatte, war ihm offenbar klar. Trotzdem wäre es doch nur natürlich wenn er sie wegen ihrer Verwandtschaft ebenso verabscheuen wurde wie ihren Vater
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