Brennende Sehnsucht
Hochzeitsvorbereitungen zu einem Stillstand gekommen sind? Wir müssen mit dem Bischof sprechen.«
»Das werden wir, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Im Augenblick halte ich es für das Beste, so zu tun, als wäre nichts geschehen. Rafe die Zeit zu geben, die er braucht, um zu tun, was er gerade tut. Der Welt die Zeit zu geben, sich über etwas anderes das Maul zu zerreißen. Wer weiß, vielleicht macht irgendjemand in der Zwischenzeit etwas viel Skandalöseres, und wir sind nichts als ein Satz weit unten in der Klatschspalte.«
Phoebe gelang ein ersticktes Lachen. »Das wäre reizend. Ich sehne mich danach, nicht mehr als ein Satz zu sein.«
Seine Mundwinkel zuckten. »Genau wie ich.«
Ihr war unbehaglich bei ihrer Übereinkunft, aber sie nickte. »Dann wollen wir warten. Einstweilen.«
Feigling.
Nur so lange, bis Rafe wieder auftauchte. Nur bis sie ihre Hand in seine stecken konnte, wenn sie dem Tadel der Welt
begegnete. Er würde niemals wollen, dass sie sich dem allein stellen musste.
Ihre Beweggründe waren vernünftig, und sie wusste, dass Calder recht hatte. Warum fühlte sie sich dann, als hätte sie etwas getan, was sich ein klein wenig wie ein Betrug anfühlte?
Sechsundvierzigstes Kapitel
I n dem idyllischen kleinen Dorf namens Burnhill, tief in den Cotswolds, trat Wolfe pfeifend aus dem Dorfkrug. Er hatte daran gedacht, genügend Münzen mitzunehmen, um die hübsche Tochter des Wirtes zu einem Stelldichein zu bewegen.
Nach einer Stunde in seiner Begleitung hatte Wolfe das Mädchen mit rotem Gesicht und verwundert zurückgelassen, mit weit aufgerissenen, feuchten Augen, aber den Fingern fest um das Gold in ihrer Hand geschlossen. Sie würde wahrscheinlich den Mund halten – und wenn nicht, was machte ihm das schon? Ihrem Vater würde es nicht besonders gefallen, aber das war hier schließlich nicht Wolfes Dorf, nicht wahr? Er und Stick waren nur so lange hier, bis sie die Hochzeit verhindert hatten.
Und was dann? Bei diesem Gedanken blieb er mitten auf der Straße stehen. Was würde passieren, wenn Brookhaven den Tag seiner Hochzeit verpasste?
Tja, wenn sie ihn freigelassen hätten, würde er direkt zu Miss Millbury zurückkehren und wäre weiterhin mit ihr verlobt. Schließlich würde sie einem Mann, der entführt worden war, sicherlich verzeihen.
Wolfe stand da im Schein der Frühlingssonne, sah nicht, wie das Abendlicht die Steine golden glühen ließ, beachtete nicht, dass Karren und Dorfbewohner einen Bogen um ihn machen mussten, wobei sie ihn erstaunt musterten, und erwog – ohne den kleinsten Anflug von Ekel, wie er erstaunt konstatierte – einen kaltblütigen Mord zu begehen.
Oder zumindest den brutalen Mord an Miss Millburys Träumen.
Der tatsächliche Mord müsste vonstattengehen, wenn Stickley aus dem Weg war.
Am vierten Tag nach Rafes Verschwinden fing Tessa beim Frühstück an, davon zu reden, Phoebe nach Thornton zurückzuschicken.
»Ich sehe, dass die Hochzeit nicht offiziell abgesagt wurde, aber es gibt Gerüchte«, warnte sie Phoebe finster.
Gerüchte, die von Tessa in die Welt gesetzt worden waren? Phoebe schaute ihre Tante gleichmütig an. »Ich bleibe hier, vielen Dank auch.«
»Aber ich bin deine...«
Phoebe runzelte die Stirn. »Ihr seid nicht wirklich meine Tante, das seht Ihr doch ein?«
Tessa blinzelte. »Was willst du damit sagen?«
»Ihr seid nicht die Schwester meiner Mutter. Ihr seid nur die Frau, die meinen Onkel geheiratet hat.« Sie wandte sich an Deirdre. »Dee, hast du schon einmal daran gedacht, diese Frau deines Hauses in Woolton zu verweisen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Vater alles dir hinterlassen hat. Vielleicht solltest du einmal mit einem Anwalt reden.«
Tessa lachte unbekümmert. »Aber, Phoebe, was für eine lächerliche Idee. Ich habe es nur erwähnt, weil ich dachte, dass du wegen der Gerüchte und der Tatsache, dass die Pläne für die Feierlichkeiten nicht fertig sind... also, ich dachte, du wolltest vermeiden, dass deine... Situation... ein schlechtes Licht auf Deirdre oder... äh, Sophie wirft. Wir müssen schließlich den Schein wahren.« Ihr Gesichtsausdruck war züchtig.
Phoebe riss den Kopf hoch. »Warum?«
Tessa wich vor Phoebes finsterem Blick zurück. »Was?«
Phoebe sprang auf wie eine Sprungfeder. »Warum müssen wir den Schein wahren? Wem gegenüber müssen wir ihn wahren? Mir ist verdammt egal, was die Gesellschaft über mich denkt. Es ist mir egal, was du über mich denkst oder mein Vater. Rafe ist
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