Brennende Sehnsucht
herrlich, dass du geglaubt hast, diese Person müsste ihn ebenfalls träumen?«
Er schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
»Ich bin mir sicher, du könntest etwas Besseres bekommen, Calder«, sagte sie zärtlich, und das Eis um ihre Seele fing an zu schmelzen. »Ich bin nicht, was du brauchst.«
Sein Daumen fuhr über ihre Unterlippe. »Ich mag dich. Ich fühle mich wohl in deiner Begleitung. Ich respektiere dich und kann auch nicht abstreiten, dass ich dich begehre. Was brauche ich mehr?«
Wohlergehen, Respekt und Begehren. Tatsächlich, was brauchten sie mehr? Auf der anderen Seite lag die schwingende Klinge zwischen Verzweiflung und Verzückung. Ihre Optionen waren klar. Sei einsam und ruiniert. Sei seine Herzogin und in Sicherheit.
Vielleicht... vielleicht war es besser so. Vielleicht war es an der Zeit, praktisch zu denken. Vernünftig zu sein.
Vielleicht war Liebe doch nicht genug.
Sie wandte ihr Gesicht von seiner Berührung ab. Ihr Blick fiel auf den »Meine liebe Miss Millbury«-Brief. Er trug keine Unterschrift, als hätte Rafe es nicht ertragen, seinen Namen darunter zu setzen – so wie er es nicht ertragen hatte, seinen Ring mitzunehmen.
Aber was war sein Name schon wert ohne den Mann, den er kennzeichnete?
Sein Name...
Sie sah Calder an und dachte an all das, was er ihr über Rafe erzählt hatte. Dann schaute sie wieder auf den Brief.
Eine Frage des richtigen Zeitpunkts.
Und mit einem Mal war ihre Entscheidung getroffen.
Achtundvierzigstes Kapitel
S chön, schön, meine Hübschen. Es sieht ganz danach aus, als wären die Vorbereitungen für die Hochzeit des Jahres wieder aufgenommen! Der umwerfende Brookhaven und seine hübsche Mary Mouse haben sich wieder in den Hochzeitswahnsinn geworfen. Aus gut unterrichteten Kreisen war zu erfahren, dass der Blumenschmuck für die Zeremonie allein an die dreißig Guineen kosten soll! Wer zu diesem herrlichen Ereignis nicht eingeladen wurde, der zählt auch nichts – zumindest nicht im guten alten England!
Ein weiterer glitschiger Stein rutschte aus der Wand des Rübenkellers und hinterließ ein Loch, das nur ein klitzekleines Stückchen zu klein war. Rafe wischte den krümeligen Zement aus den Ecken und setzte den Stein dann wieder ein. Er musste für heute Abend Schluss machen. Er war noch nie so erschöpft gewesen. Seine Hände bluteten und pochten, und seine Schultern brannten.
Nur ein paar Stunden Schlaf, dann würde er weitermachen. Es war nicht gut, sich so zu verausgaben. Er würde es nie nach Hause schaffen, wenn er entkommen war!
Er sank auf die Knie. Ihm war kalt, sein ganzer Körper war taub und schmerzte. Sie hatten ihm fast nichts zu essen gegeben, nur Brot und ein bisschen dünne Brühe. Versuchten sie auf grausame Art, ihn zu schwächen, damit er nicht versuchte zu entkommen? Oder waren sie einfach gedankenlos und dumm und erkannten nicht, dass er in einer weiteren Woche einfach sterben würde?
Lösegeld war ihm in den Sinn gekommen, aber wenn diese Typen glaubten, sie könnten Calder auch nur um einen einzigen Farthing erleichtern, nach dem, was Rafe getan hatte...
Ich werde dafür bezahlen, scheint mir, auf die eine oder andere Art. Aber du warst es wert, Phoebe.
Er ließ seine Gedanken wandern, erinnerte sich an ihre Wärme, ihre Augen, an den Duft ihres Haares, wenn er sie an sein Herz gedrückt hielt.
Mit übermenschlicher Anstrengung rappelte er sich auf und wandte sich diesem verdammten Loch in dieser verdammten Wand zu. Nur noch einen Stein, dann wollte er sich ausruhen.
Phoebe versuchte sich im Familienzimmer vor der Welt zu verstecken, aber die Welt bestand darauf, ihr in Gestalt von Tessa zu folgen.
Phoebe seufzte. »Was ist, Tessa?« Sie hatte jetzt keinen Sinn mehr für Nettigkeiten.
Tessa kniff die Augen zusammen. »Ich will nicht länger drumherum reden. Ich will, dass du mit Brookhaven Schluss machst und sofort in dein muffiges, kleines Pfarrhaus zurückkehrst.«
Phoebe zuckte nicht mit der Wimper. »Das ist mir nicht neu, Tessa. Es ist ziemlich offensichtlich, dass Ihr glaubt, Brookhaven könnte dazu gebracht werden, an meiner Stelle Deirdre zu heiraten. Ihr könntet damit sogar recht haben. Aber was Ihr glaubt, interessiert mich nicht im Geringsten.«
Tessa zischte. »Arrogante Ziege. Ich...«
Phoebe unterbrach sie mit einem rauen, bellenden Lachen. »Ich glaube kaum, dass Ihr irgendjemanden als Ziege beschimpfen solltet, Tessa. Und jetzt will ich Euch nicht länger ertragen. Geht und
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