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Brennende Sehnsucht

Brennende Sehnsucht

Titel: Brennende Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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jenen überraschenden Augenblick, als er im Alter von acht Jahren von einem herrischen Mann vom Sterbebett seiner Mutter geholt, in das herrschaftlichste Haus, das er je gesehen hatte, und dort in ein herrlich ausgestattetes Kinderzimmer gebracht worden war.
    »Calder«, hatte der Mann gerufen. Ein Junge, genauso groß wie Rafe, war aus einer Ecke voller Bücher gekommen und hatte sich vor dem Mann verbeugt. »Ja, Vater?«
    Als er jenen Jungen ansah... ja, das war so gewesen, als schaute er in einen Spiegel. Seine Augen, seine Nase, sogar sein dunkles, lockiges Haar – der andere Junge hatte ihm alles weggenommen!
    Genau dieser Gedanke schien dem anderen Jungen auch durch den Kopf gegangen zu sein. Er hatte seine braunen Augen mit den langen Wimpern finster zusammengekniffen und die große, freundliche Hand angestarrt, die auf Rafes Schulter ruhte.
    »Calder, das ist dein neuer Bruder, Raphael. Er ist mein anderer Sohn.«
    Anderer Sohn.
    Zorn funkelte im Blick des fremden Jungen auf und beendete
Rafes gerade entstandene Hoffnung, endlich den Bruder gefunden zu haben, den er sich schon immer gewünscht hatte.
    »Ich bin Euer Sohn«, hatte Calder mit fester Stimme wütend und stolz festgestellt. »Er ist nur Euer Bastard.«
    Vielleicht war es nicht richtig, die Worte eines verletzten und schockierten Achtjährigen dem Mann, der aus ihm geworden war, vorzuhalten, aber Rafe konnte sie noch immer hören, konnte sie in Calders Blick noch immer sehen, konnte noch immer den Stich spüren, die sie dem trauernden, einsamen Herzen eines von aller Welt verlassenen Jungen im Haus eines Fremden versetzt hatten.
    Calder war der erste Mensch in Rafes Leben gewesen, der ihn einen Bastard genannt hatte, aber ganz und gar nicht der letzte. Jetzt war es natürlich nichts Neues mehr für ihn. Er kannte diese Welt und ihre Menschen schon eine ganze Weile. Er war fast einer von ihnen, wurde argwöhnisch willkommen geheißen, solange er sich seines wahren Status erinnerte.
    Rafe würde niemals vergessen, wie er Brookhaven zum ersten Mal sah. Sein Kopf und seine Arme hatten zum Kutschenfenster herausgehangen, als sie die lange Auffahrt hinaufgefahren waren, und er hatte die goldenen Strahlen der Abendsonne auf dem weißen Stein des Herrenhauses gesehen und gedacht, dass er möglicherweise gerade die Pforten des Paradieses vor sich hatte.
    Der Marquis hatte ob dieser Liebe auf den ersten Blick gelächelt und ihn später durch die Ahnengalerie geführt. Hand in Hand mit dem Fremden, den er nun Vater nannte, hatte Rafe die Porträts von Generationen von Marbrooks betrachtet und war dabei immer wieder seinen eigenen, auf Leinwand gebannten Augen begegnet.
    Er kam sich vor wie der verlorene Sohn, auch wenn er
mit seiner liebenden Mutter glücklich gewesen war. Sie war nur noch eine Erinnerung, ein Hauch, ein Gefühl der Wärme und Glückseligkeit, das niemals wiederkehren würde. Brookhaven nahm ihren Platz ein. Die Erde unter seinen Füßen – und in seinen Händen, denn er wurde es nie müde, damit zu spielen -, diese Erde pulsierte in Harmonie mit seinem eigenen Herzschlag. Das Land, die Bäume, die Felder, die Steinmauern, die sich wie ein uralter, unleserlicher Schriftzug über die Hügel wanden, das alles wurde zu seiner Haut, seinen Knochen, seinem Fleisch, zu den Linien in seiner eigenen Hand.
    Vater hatte zugesehen, wie seine Liebe wuchs. Er war zunächst zufrieden gewesen, dann stolz und schließlich – zu spät – besorgt.
    Kleine Jungs verstehen das Erbrecht nicht, sie machen sich keine Gedanken über Ehelichkeit und Unehelichkeit. Er hatte erfahren, dass seinem Bruder eines Tages Brookhaven gehören würde. Er hatte angenommen, sie würden es miteinander teilen, so wie sie jetzt das Kinderzimmer, die Gouvernante, die Spielsachen und die Bücher miteinander teilten.
    Calder musste es gewusst haben, aber er erwähnte es Rafe gegenüber mit keinem Wort. Aus Güte oder als subtile Rache? Er wusste es nicht. Ihre Beziehung wuchs rasch unter den quasi tropischen Bedingungen ihres Kinderzimmers, denn es gab sonst niemanden, mit dem sie hätten spielen können. Sie stritten sich immer weniger, auch wenn sie niemals wirklich damit aufhörten. Ihre Übereinkunft war manchmal brüchig, aber sie machte sie beide stark. Es war etwas wert, niemals allein zu sein, immer auf die andere Seite des Zimmers, des Schreibtisches, des Esstisches schauen zu können und jene Person zu sehen, die einen am besten kannte – ob man sich an diesem Tag nun

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