Brennende Sehnsucht
Augen im Kopf hat.
Rafe ließ nicht locker. »Es ist mir ernst, Fort. Ich möchte, dass sie jemand Fröhliches bekommt, nicht eine sauertöpfische alte Schnepfe, die ihr das Mieder zu eng schnürt und sie Schuhe tragen lässt, die sie drücken...«
Fortescue zuckte mit der Wimper. Es ließ Rafe mitten im Satz innehalten. »Ja?«
Der Butler räusperte sich. »Wenn Eure Lordschaft erlauben, ich habe bereits ein passendes Mädchen aus der Dienerschaft ausgewählt. Patricia ist in Miss Millburys Alter, sie ist ein intelligentes und hübsches Ding und strahlt eine gewisse Güte aus.« Fortescue schwieg.
Wenn Rafe sich nicht sehr täuschte, dann errötete der frostige Kerl sogar ein wenig. Seine Gesichtsfarbe änderte sich von blass in nicht-ganz-so-blass.
Um Worte verlegen? Fortescue? Oho! Vielleicht rann ja doch kein Eiswasser in den Adern des Butlers, der sich üblicherweise durch nichts und niemand aus der Reserve locken ließ! Rafe zog es kurz in Erwägung, den armen Kerl ein wenig aufzuziehen, aber er wollte nicht, dass er aufgrund ungewohnter Gefühlsregungen einen Anfall bekam. Außerdem hatte er im Moment sehr viel Mitleid mit jenen, die an unerwiderter... was auch immer litten.
Rafe zog einen Mundwinkel hoch. »Ihr seid ein guter Mann, Fort. Wenn Ihr jemals der Sklaverei hier entkommen wollt, stell ich Euch selbst ein.«
Da Fortescue seine Stellung nur noch verbessern konnte, indem er für den Prinzregenten persönlich arbeitete, war es ein Zeichen für das Selbstbewusstsein des Butlers, dass er diesen Vorschlag mit einem würdevollen »Ich werde es in Erwägung ziehen, Mylord« quittierte.
Rafe wandte den Blick auf die Tür zu Calders Arbeitszimmer, die wie immer geschlossen war. »Wisst Ihr, Fort, ich werde bald ausziehen.« Er zog eine Grimasse. »Im Flitterwochenhaus ist kein Platz für einen Junggesellen wie mich.«
»Ich bin mir sicher, Seine Lordschaft würde es vorziehen, wenn Ihr bliebt, Lord Raphael.«
»Oh, das ist keine gute Idee«, seufzte Rafe und dachte an
die zukünftige Braut seines Bruders, wie sie dieses Haus mit ihrer Lebendigkeit, ihrem Lachen und ihren Träumen ausfüllen würde. »Wirklich nicht.«
Fortescue fand Patricia, als sie den unteren Endpfosten der großen, geschwungenen Treppe abstaubte. Sie arbeitete voller Hingabe, kniete auf dem Boden, um auch noch die kleinste Ecke zum Glänzen zu bringen und so dem hohen Standard von Brook House zu entsprechen.
Fortescue schaute hilflos fasziniert zu, während sie ihr Hinterteil vor Eifer einladend in der Luft streckte. Hausmädchen anzugaffen widersprach sämtlichen Bestimmungen im ethischen Kodex des Butlers. Unglücklicherweise hatte er sich vom ersten Moment an, als er Patricia O’Malleys melodische irische Stimme am Lieferanteneingang hinter der Küche nach Arbeit hatte fragen hören, vollkommen außerstande gesehen, seine Faszination zu kontrollieren. Er konnte sie verbergen. Sie kontrollieren, abstreiten, ablegen – nein.
Er war dieser süßen Stimme gefolgt, hatte seinen Posten aufgegeben, wo er auf das Frühstückstablett des Marquis gewartet hatte, und hatte über die Schulter des ungeduldigen Hausdieners gespäht, der auf das Klingeln hin geöffnet hatte.
»Mach, dass du wegkommst«, hatte der Mann die eingehüllte Gestalt angefahren, die da in würdevoller Bescheidenheit im Morgennebel gestanden hatte. »Wir wollen hier keine Iren.«
Bei diesen Worten hatte sie ruckartig den Kopf gehoben, und Fortescues Blick war auf alabasterfarbene Haut und feurig blitzende grüne Augen gefallen. »Es ist kein Vergehen, aus Irland zu stammen«, hatte das Mädchen dem höhnisch grinsenden Burschen kühl entgegnet. »Aber du solltest den Herrn darum bitten, dass er dir vergibt.«
Der Hausdiener hatte ihr die Tür vor der Nase zuschlagen
wollen, aber Fortescue hatte sie mit einer Hand gepackt, ohne dass ihm bewusst gewesen wäre, dass er näher getreten war.
Die reizende Patricia – die beim Abnehmen ihres Umhangs Haare von der Farbe des Sonnenuntergangs offenbart hatte, Gott stehe ihm bei! – hatte die Position als Dienstmädchen voller Dankbarkeit angenommen, auch wenn die übrige Dienerschaft schockiert und überrascht zugesehen hatte. Brook House brauchte nicht noch eine Hilfe, und schon gar keine gewöhnliche Irin frisch vom Boot.
Aber natürlich hatte niemand die Nerven, Fortescue gegenüber etwas dagegen zu sagen, auch wenn der Vorfall für reichlich Gesprächsstoff unter den Dienstboten sorgte.
Er hätte es nicht
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