Brennende Sehnsucht
wieder rot und schaute auf ihre Hände. Sie presste die Handteller über die Falten, die sie gerade in der blauen Seide hinterlassen hatte und hielt den Blick gesenkt. »Nein. Ich... ich wollte Euch nur danken, dass Ihr den vergangen Abend nicht gegenüber Eurem Bruder erwähnt habt.«
»Es gab nichts zu erzählen. Wir haben getanzt und uns unterhalten. Heute Morgen habt Ihr den Heiratsantrag meines Bruders angenommen.«
»Mylord, wart Ihr... wart Ihr nur für Lord Brookhaven an mir interessiert?« Die Frage kam überstürzt aus ihrem Mund. Ihre Wangen wurden dunkelrot, aber ihr Blick ruhte auf ihm. Sie war fest entschlossen, eine Antwort zu bekommen.
»Macht es einen Unterschied?« Ja, das tut es. Nein, das konnte nicht sein. Niemals. »Ja, ich habe meinen Bruder auf Euch aufmerksam gemacht. Offenbar hat ihm gefallen, was er sah. Ihr habt seinen Antrag angenommen, also muss er Euch auch gefallen haben.«
Phoebe spürte, wie etwas Neues und Kostbares in ihrem Innern anfing abzusterben. Und doch wusste sie aus eigener Erfahrung, dass eine zauberhafte Nacht nicht zu bedeuten hatte, dass Träume in Erfüllung gehen. »Ich verstehe. Dann habt Ihr also die Zähne des Pferdes überprüft, das er kaufen wollte, ja?«
»Wenn Ihr es so sehen wollt.« Etwas Finsteres flackerte in seinen Augen.
Mit einem Mal wollte Phoebe mit keinem von beiden noch etwas zu tun haben. Calder war kalt und hart, und Rafe war offenbar im Höchstmaß kapriziös.
Aber sollte sie wirklich eine derart vorteilhafte Verbindung ausschlagen? Die Welt war hart. Sie musste auf sich aufpassen. Eine wohlhabende, adelige Dame hatte dabei größere Chancen als eine besudelte Vikarstochter.
Also bedachte sie ihn mit jenem höflichen Lächeln, das sie im Schlaf beherrschte – jenem Lächeln, das sie offensichtlich auch dann noch lächeln konnte, wenn ihr Herz in Stücke brach. Sie knickste, dann richtete sie sich wieder auf und reichte ihm die Hand. »Nun, da Ihr Euch davon nicht stören lasst, will ich es auch nicht tun. Sollen wir zum Abendessen hineingehen?«
Mit einem Mal bedauerte Rafe seine Distanziertheit. Wohin war die alte Phoebe gegangen? Er vermisste sie schon
jetzt. Er trat näher, dann ein wenig zu nah, bis er ihren sanften Atem spürte und ihm der leichte Blütenduft ihrer Haut in die Nase stieg.
Er kam näher, bis sie das Feuer spüren konnte, das von ihm ausging. Es war aufregender als eine Berührung, denn sie tat nichts Falsches. Sie stand nur da, die Hände an den Seiten, die Augen gesenkt. Kein kokettes Necken, keine Abkehr vom rechten Pfad.
Er war nur da, so nah, dass sie seine Hitze spüren, seinen feinen, sauberen, männlichen Duft riechen, ihre Lunge ohne Bedauern damit füllen konnte. Schließlich atmete sie nur.
Sie musterte seine Stiefel und die Art, wie das glänzende Leder sich um seine Knöchel und seine muskulösen Waden schmiegte. Ihr Blick wanderte unbewusst ein Stückchen höher – wenngleich sie immer noch äußerst anständig war -, und sie labte ihre Augen an seinen langen, muskulösen Schenkeln. Er war ihr so nah, dass sie jede Bewegung seines Körpers an diesen Schenkeln erkannte. Die Muskeln zogen sich zusammen und entspannten sich, zogen sich zusammen – o Gott, das war kein Muskel!
Sie sollte die Augen schließen und sich abwenden. Sie sollte schockiert sein und sich von dieser... äh, Zurschaustellung erniedrigt fühlen.
Doch schließlich waren ihre Lider noch immer gesenkt, verbargen ihre Wimpern noch immer die Richtung ihres Blicks. Wer konnte schon wissen, dass sie einen Blick riskierte?
Sie riskierte ihn. Nicht nur einen.
Sein männliches Organ lag an einer Seite auf seinem Oberschenkel, deutete leicht nach unten. Als es sich versteifte – warum um alles in der Welt tat es das? Sie stand doch nur äußerst sittsam vor ihm. Als es sich also versteifte
und vor ihren Augen wuchs, breitete sich so etwas Ähnliches wie Hitze in ihrem Unterleib aus.
Keiner konnte es sehen, es bestand also keine Gefahr. Nur zogen sich die Muskeln ihrer Oberschenkel zusammen, als antworteten sie auf sein Verlangen, denn es fühlte sich einfach so gut an, dem wachsenden Druck in ihrem Innern etwas entgegenzusetzen. Auch ihre Brüste fühlten sich merkwürdig an, ihre Brustwarzen kribbelten und versteiften sichund sie hoffte inständig, er würde es nicht bemerken. Sie war in Sicherheit, so still und gut gehütet war ihr wachsendes Verlangen. Niemand wusste etwas davon.
Als Phoebe den Blick hob und Rafe ansah, sah er
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