Brennende Sehnsucht
sie gehalten wurde, dann musste sie sich eben sehr bemühen, sie zu werden. Sie musste die Marquise werden und eines Tages die Herzogin.
Und zwar bald.
Einer der Gäste, eine Lady So-und-so, hatte Brookhaven
nach den Hochzeitsplänen gefragt. Brookhaven hatte aufgeschaut, leichtes Erstaunen im Gesicht. »Ich habe das Aufgebot bestellt und die Kirche für den Termin festgelegt. Mehr Pläne brauche ich nicht.«
Jede Dame am Tisch hatte ihrem Entsetzen Ausdruck verliehen. Phoebe wollte natürlich keine aufwändige Zurschaustellung. Mädchenhafte Tagträume einer romantischen und opulenten Feier schienen nichts zu bedeuten, wenn die Transaktion so geschäftsmäßig war wie die ihre.
Keine Blumen? Kein Hochzeitsfrühstück? Keine lächelnde, gut gelaunte Menge, die dem jungvermählten Paar Glück wünschte?
Nein, antwortete sie ihrer inneren Stimme streng. Es war dumm und verschwenderisch und...
Und verhöhnte alles, was je hätte sein können?
Es durfte keine Wiederholung der stillen Momente der Vereinigung mit Marbrook vom heutigen Abend geben. Während der nächsten zwei Wochen würde sie in Brook House in seiner unmittelbaren Nähe leben. Gott, vielleicht schlief sie nur wenige Meter entfernt von seinem Zimmer! Sie würde ihn beim Frühstück sehen, beim Tee und – sie schloss die Augen vor der entsetzlichen Vorstellung – noch vielen ewig währenden, das Herz erschütternden Abendessen wie vorhin.
Selbst in diesem Moment war Marbrook in seinem Zimmer, vielleicht im Nachthemd oder vielleicht nahm er ein Bad, trug nichts als den warmen Seifenschaum und das Glühen des Feuers auf seinem muskulösen Körper.
Noch zwei Wochen, und dann vielleicht noch länger, wenn er nach der Hochzeit im Haus – in ihrem Haus! – wohnen blieb. Ihr kam ein schrecklicher Gedanke, bei dem sie die Arme um sich selbst schlang und schier zusammenbrach.
Er würde in ihrer Hochzeitsnacht im selben Haus seinnur
ein paar Schritte entfernt, während sie sich Brookhaven hingab – es würde keine Möglichkeit geben, es zu verbergen, jeder wusste es, sodass er sich jeden Augenblickes bewusst wäre, in dem sie ihn betrog.
Nein. Halt. Sie wäre Brookhavens Frau.
Und verliebt in Brookhavens Bruder. Wen betrog sie also?
Sie griff sich an die Schläfen, wollte die verwirrenden Gedanken für immer aus ihrem Kopf verbannen. Bitte, hört auf. Bitte, lass es ganz einfach sein. Warum war es nicht einfach?
Es klopfte behutsam an der Tür. Sophie. Gott sei Dank!
Sie riss die Tür auf, ergriff Sophies Hand und zerrte sie ins Zimmer. »Sophie, du musst mir helfen. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht. Ich kann ihn nicht heiraten!«
Sophie blinzelte. »Du magst Seine Lordschaft doch nicht?«
Phoebe setzte sich aufs Bett und barg das Gesicht in den Händen. Es war ihr egal, ob sie die Tagesdecke zerknautschte. »Ich mag den Bruder Seiner Lordschaft mehr«, murmelte sie, und ein hysterisches, panisches Lachen entrang sich ihrer Kehle.
»Was? Bitte, setz dich richtig hin und sprich mit mir, Phoebe. Ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst.«
Nein, sie konnte es niemandem erzählen, nicht einmal Sophie. Phoebe zwang sich zu einem schiefen Lächeln. »Es ist nichts. Es ist nur so, dass ich erst jetzt wirklich verstanden habe, dass das alles kein Traum ist.«
Sophie setzte sich neben sie. »Du hast großes Glück, Phoebe. Das weißt du doch, oder? Ein feiner, gut aussehender Mann will dich zur Frau. Verstehst du, wie wertvoll das ist?«
Phoebe nickte, sie wusste, was Sophie damit sagen wollte – dass nämlich ihr selbst sich niemals eine solche Gelegenheit böte. Sie ergriff die Hand ihrer Cousine. »Du wirst auch einen abbekommen, Sophie. Wollen wir wetten?«
Sophie zuckte die Achseln, ihr Blick wurde wieder verträumt. »Ich habe jetzt schon mehr bekommen, als ich jemals für möglich gehalten hätte. Neue Abenteuer...« Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen. »Neue Freunde.«
Phoebe holte tief Luft. »Ja. Freunde.« Marbrook würde einen fabelhaften Freund abgeben. Er hatte als Einziger die Krawattennadel verstanden. Wenn sie jemals vergessen könnte, wie er sie heute hatte fühlen lassen, indem er einfach in ihrer Nähe auf dem Flur gestanden hatte, dann könnte es ihr vielleicht gelingen, sich mit ihm zu befreunden.
Sie drehte sich um und blickte in den dunklen, nächtlichen Garten.
Eines Tages.
Ein zunehmender Mond erhellte den Garten, aber nicht genug, um die rot glühende Spitze von Rafes Zigarillo zu dimmen,
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