Brennende Sehnsucht
dünn, sodass sich zwischen Suchen und Finden nichts als ein paar fragile Schichten befanden.
Er stöhnte, bewegte sich ein wenig unter ihr. Sie keuchte auf, überrascht von der Flut des Genusses. Er bewegte sich wieder, diesmal ein wenig langsamer, als könnte er nicht anders.
Der Druck, den er dort auf sie ausübte, die Hitze seines Körpers, die Art, wie seine Hände an ihren Seiten hinabglitten und ihre Hüfte umfassten.
Das Rütteln der fahrenden Kutsche wie auch das Gefühl seines heißen Atems in ihrem bloßen Rücken und der feste, fast schmerzhafte Griff seiner Hände ergänzten aufs Herrlichste ihre Stimulation.
Ihre Fahrt wurde wild – chaotisch – atemlos.
Am Ende warf Phoebe den Kopf in den Nacken und stieß einen Schrei aus, als die schaukelnde Bewegung ihr einen Genuss verschaffte, der sie immer höher trieb, sie ergriff, über die Kante des Himmels warf und kopfüber in die Tiefe stürzte.
Keuchend fiel sie vornüber, und ihr Haar ergoss sich über ihre Schultern und ihr Gesicht, während sie sich am gegenüberliegenden Sitz abstützte, um nicht gänzlich in Stücke zu brechen.
Dann bemerkte sie, dass die Kutsche ihre Fahrt verlangsamt hatte und schaukelnd zum Stehen kam.
»Mylord?« Die Stimme des Kutschers erklang, bevor der kleine Riegel zurückgelegt wurde, der die viereckige Sprechluke im Dach der Kutsche verschloss.
Rasch stieß Rafe Phoebe in die dunkelste Ecke des gegenüberliegenden Sitzes, da fiel auch schon das Viereck des Laternenscheins auf sein nach oben gewandtes Gesicht. Er hob eine Hand, um seine Augen vor dem Licht zu schützen.
»Mylord, ist alles in Ordnung? War die Fahrt zu rau?«
Phoebe hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr entsetztes Gelächter zu unterdrücken.
Rafe räusperte sich. »Es ist alles in Ordnung.«
»Gut, Mylord. Äh, Mylord, wie weit sollen wir dem Weg denn noch folgen? Wir sind vor ungefähr fünf Minuten an dem letzten Gasthaus weit und breit vorbeigekommen.«
Phoebe sah, wie die verstohlene Freude dessen, der mit der Hand in der Keksdose erwischt wurde, aus Rafes Gesicht verlosch, als er ihr einen besorgten Blick zuwarf. »Wir werden hier für eine Weile Rast machen«, beschied Rafe den Kutscher. Phoebe spürte, wie ihre eigene befriedigte Mattigkeit sich auflöste und durch Verzweiflung ersetzt wurde.
Er hatte geplant, mit ihr aus der Stadt hinauszufahren, zu einem Gasthaus, wo sie niemand stören würde – oder ihr helfen.
Sie war entführt worden.
Rafe rutschte so eilig von seinem Sitz vor ihr auf die Knie, dass sie erschreckt aufkeuchte.
»Phoebe, bitte! Es tut mir leid, ich musste es tun. Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken, daran, wie du mich ansiehst, als wäre ich mehr als ein Mann. Als wäre ich ein Held. Wenn ich mit dir zusammen bin, dann bin ich so, wie ich einst war, bevor Bitterkeit und Groll mich wie eine harte Hülle von der Welt abgrenzten.«
Er griff nach ihren Händen, erfasste sie wie einen Rettungsring. »Als Junge habe ich meinen Vater verehrt und davon geträumt, einmal so zu werden wie er.« Er lächelte schief. »Vielleicht ohne dabei Bastarde mit der Witwe am Ende der Straße zu zeugen, aber ein Mann, der stolz auf sein Land und seine Leute war, der den Mantel des Gutsherrn mit Bescheidenheit und Sorge trug. Erst als ich begriff, dass jeder Stock, jeder Stein, ja, jedes Kräuseln der Wellen des Baches Calder gehörten, da...«
Mitten in der Flut seines Bekenntnisses hielt er inne, denn Phoebe starrte ihn entsetzt und betroffen an.
»Ich mache gerade alles falsch, nicht wahr?«
»Du schlägst doch nicht allen Ernstes vor, dass ich Calder im Stich lasse und mit dir davonlaufe? Wie? Heute Nacht? In einem Kleid, das dein Bruder für mich gekauft hat, in seiner Kutsche, die von seinen Dienern gefahren wird?« Sie wich zurück. »Wie kannst du nur so etwas vorschlagen?«
»Weil er dich nicht glücklich machen kann! Er wird es nie tun, begreifst du das nicht? Er ist aus Stein, aus eisigem, unerschütterlichem Stein! Dein Herz wird verkümmern und sterben, wenn du bei ihm bleibst. Er wird dich nie verstehen, wie ich dich verstehe.Er wird nie deinen Träumen lauschen, er wird nie Göttin und Lakai oder Dame und Ritter mit dir spielen! Willst du mir allen Ernstes erzählen, dass du damit zufrieden wärst, bis ans Ende deiner Tage ohne einen Moment der Tagträumereien oder des Spaßes zu leben? Dass du weitermachen kannst, ein freudloses Jahr nach dem anderen,
ohne Lachen, ohne Liebe, und dabei nicht
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