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Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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Zugleich wollte er den Geist von Aelfjur dorthin beschwören. So hatten die Seelen der Schattenfänger die Möglichkeit, einige Fragen an den längst verstorbenen Mystiker zu stellen.
    Vom Grundsatz her eine gute Idee – wären da nicht die immer wieder angemahnten Risiken. Das Reich der Schatten stellte einen äußerst gefährlichen Ort dar. Lug, Trug und Täuschung herrschten hier. Die Dinge erschienen oft ganz anders, als sie in Wirklichkeit waren. Wie leicht ließen sich doch die menschlichen Sinne verwirren und durcheinander bringen! Und dann hatten die Schatten leichtes Spiel mit ihnen. So manch einer verlor sich selbst in dem Geflecht von Lüge und Falschheit und bezahlte dies mit seinem Verstand. Illa erinnerte sich an einen gestandenen Mann, der im Reich der Schatten zu einer unzurechnungsfähigen, vor sich hin sabbernden Kreatur geworden war. Als hätte ihm jemand einfach das letzte Bisschen Verstand aus dem Kopf gesaugt. Ein furchtbares Erlebnis und ein Schicksal, das er keinem wünschte. Andere sollen einfach gestorben sein, während ihre Seele sich auf der anderen Seite befunden hatte – ihre Gesichter entsetzlich verzerrt.
    Doch alles Warnen und Mahnen half nicht. Die Schattensammler zeigten sich zu allem entschlossen. Auch wenn es sich um ein gefährliches Unterfangen handelte – sie besaßen keine andere Spur und damit in ihren Augen auch keine Alternative. Lange überlegten sie miteinander, wer sich dem Ritual unterziehen sollte. Zwei von ihnen würden reichen: ein Kämpfer und ein Denker. „Ich werde auf jeden Fall gehen.“, verkündete Snip selbstbewusst. Als Anführer der Schattensammler übernahm er auch in solchen Situationen die Verantwortung. Um den zweiten Platz stritten sich Nogg, Olof und Mia. Sie alle wollten ihre Loyalität und ihre Kampfeskunst beweisen. Auch wenn keiner wusste, inwieweit es darauf im Reich der Schatten überhaupt ankam. Konnte man gegen Schatten kämpfen? Und wenn ja, wie? Schließlich setzte Olof sich durch. Als Nordmann schien er mit all dem hier am ehesten vertraut. So verkaufte der Goblin es zumindest den anderen. Insgeheim wollte er seinen Freunden das Risiko nicht zumuten. Aber das blieb sein Geheimnis. Als alles klar schien, meldete sich Bernhard zu Wort: „Ich würde auch gerne mitkommen. Für mich ist das eine große Chance. Und als Mystiker kann ich euch mit meinen Fähigkeiten möglicherweise von Nutzen sein. Vielleicht gelingt es mir auch am ehesten, zumindest einige dieser Täuschungen zu durchschauen.“ Diesem Argument konnte sich keiner wirklich entziehen. Also würden sie zu dritt die Reise wagen.
    Für das Ritual hatten die Mystiker einen kleinen Raum des Unterschlupfs sorgsam vorbereitet. In Räuchergefäßen brannten merkwürdig duftende Substanzen und erfüllten den gesamten Raum mit ihrem Geruch. Drei weiche Decken lagen direkt nebeneinander auf dem Boden ausgebreitet. Zu ihren Füßen ruhte jeweils ein Totenschädel auf einem kleinen Kissen. Nach einem rituellen Bad, dem sich die drei Freiwilligen unterziehen mussten, erhielten sie weiße Gewänder, die mit fremdartigen Runen bestickt worden waren. Norbert begutachtete die drei und zupfte noch ein wenig hier und da an ihnen herum. „Sehr gut!“, sagte er schließlich und wies sie an, sich auf die Decken zu legen. Als alle lagen, begannen die Mystiker einen fremdartigen Gesang anzustimmen. Leise und schwer hob die Melodie an. Ganz behutsam schwebten die Töne in den Raum hinein und breiteten sich dort aus – bis sie ihn ganz ausgefüllt hatten. Allmählich steigerten sich Tempo und Lautstärke des Gesangs. Aus den Räucherschalen zogen immer mehr Duftschwaden durch den Raum und senkten sich auf die drei Gestalten auf dem Boden herab. Jetzt spürten sie ein leichtes Vibrieren in der Brust. Kein unangenehmes Gefühl. Je länger der Gesang ging, desto mehr breitete sich das Gefühl aus. Ihre Glieder fühlten sich auf einmal so schwer an. Müdigkeit gewann die Oberhand. Ihre Augenlider fielen immer wieder zu. Und jedes Mal wurde es schwerer, sie wieder zu öffnen. Snip versuchte sich auf einzelne Gedanken zu konzentrieren. Doch sie entglitten ihm immer wieder. ‚Verdammt !‘, fluchte er in Gedanken – und wusste schon gar nicht mehr, warum er eigentlich fluchte. Alles um ihn herum fühlte sich auf einmal so weich, so fließend an – alles waberte – besaß keine Konsistenz, keine wirkliche Substanz, keine Form, keine Farbe. Das war irgendwie lustig. Einen kurzen Moment lächelte er

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