Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
Vom Netzwerk:
„Die Ursprünge der Axt liegen weitgehend im Dunkeln. Einar selbst hat kaum darüber gesprochen. Wir gehen davon aus, dass er die Axt eigenhändig geschmiedet hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er dabei aber Hilfe von einem Mystiker gehabt, obwohl er dazu immer beharrlich geschwiegen hat. Einige recht zuverlässige Quellen sagen jedoch, dass dieser Mystiker Aelfjur geheißen haben soll. Der Mystiker aus Einars Heimatdorf. Ansonsten wissen wir nichts über ihn. Keine Quelle erwähnt ihn näher. Anscheinend ist er bei einem Dämonenangriff ums Leben gekommen.“ „Aber was hat er mit der Axt angestellt?“, hakte Snip nach. Der Mystiker zuckte mit den Schultern und schüttelte seinen Kopf. „Dieses Geheimnis hat Einar mit in sein Grab genommen. Wenn er es denn überhaupt selbst gewusst hat.“ Dann deutete er auf den Dorn, der vor ihm auf dem Tisch lag. „Aber ich stimme euch zu: Die Flüssigkeit da drin scheint eine ganz wesentliche Rolle zu spielen. Irgendwie verleiht sie der Waffe ihre Macht. Und wenn es uns gelänge, den Dorn wieder zu füllen…“ Er brauchte den Gedanken nicht weiter auszuführen. Jedem im Raum war klar, was das bedeuten würde.
    Bardinius spürte ein wenig Stolz in seiner Brust. Seine Ergebnisse wurden noch einmal aus berufenem Mund bestätigt. Und das tat seinem wankelmütigen Ego ausgesprochen gut. Wissen und Informationen waren halt sein Metier. Dennoch blieb die alles entscheidende Frage nach wie vor offen: Was hatte dieser Aelfjur in den Dorn gefüllt? Woraus bestand die geheimnisvolle Substanz? Solange sie das nicht herausfanden, blieben ihnen die Hände gebunden. „Ach, könnten wir doch diesen Aelfjur selbst befragen!“, seufzte er laut auf, „Aber das ist ja nun mal unmöglich. Schließlich ist er tot.“ Alle am Tisch schauten sich gegenseitig betreten an. Was sollten sie dazu noch weiter sagen. „Na ja“, räusperte sich Norbert, ein weiterer Mystiker, „grundsätzlich gäbe es da schon eine Möglichkeit…“ Die anderen Mystiker zuckten augenblicklich zusammen und starrten ihren Kollegen entgeistert an. „Du kannst doch nicht ernsthaft…“, hob Illa an, ohne seinen Satz zu beenden. Und es sah nach blanker Furcht aus, was Snip in seinen Augen lesen konnte.

Kapitel 38
     
    Leise ächzend ließ Einar sich in den bequemen Sessel sinken und lehnte sich zurück. Er war alt geworden. Seine Knochen morsch, die Haare schlohweiß und nicht mehr so voll, wie noch vor zwanzig Jahren. Doch das störte ihn nicht im Geringsten. Er hatte seine Zeit gehabt. Und alles in allem durfte er sie als gute Zeit bezeichnen. Jetzt blickte er auf ein turbulentes und zugleich erfülltes Leben zurück, das aus einem einfachen Dorfschmied den Helden von Frigia gemacht hatte. Ja, das Schicksal hielt mitunter seltsame Wege für einen bereit. Man musste nur bereit sein, ihnen auch zu folgen.
    Ganz langsam blickte er sich im Raum um, ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Jedes einzelne Stück, das sich hier befand, gehörte zu seinem Leben und hatte seine eigene Geschichte. Insbesondere die Axt, die über dem Kamin hing und sein Leben so sehr bestimmt hatte. Heute war Einar im Grunde genommen froh, dass der ganze Trubel um die Axt und um seine Person sich im Laufe der Zeit gelegt hatte. Nach der Zerstörung des Dämonen-Portals damals entbrannte ein gewaltiger Jubel. Der Schmied wurde mit Lobeshymnen und Reichtümern förmlich überhäuft. Jeder wollte sein Freund sein und sich mit ihm schmücken, dem großen Helden. Einige meinten sogar, dass er der nächste Jarl werden sollte – ja, besser noch: Jarl der Jarle. Ein echter Großkönig. Aber das wiegelte er schnell wieder ab. Über Menschen zu herrschen, das war nichts für ihn. Er blieb immer der Schmied. Fertig! Dennoch genoss er den Ruhm für eine Weile. So viel Aufmerksamkeit, so viel Anerkennung. Das tat seiner Seele gut.
    Dann kamen die Gelehrten. Sie wollten mehr über die Axt wissen – herausfinden, worin ihr Geheimnis bestand. In höflicher, aber bestimmter Art fragten sie ihn aus. Bohrten nach. Immer wieder. Penetrant. Doch Einar schwieg beharrlich. Was ihm letzten Endes auch nicht besonders schwer fiel; denn er wusste ja wirklich nicht, was der Mystiker seiner Zeit mit der Axt angestellt hatte – woraus die Flüssigkeit bestand, die er in den Stahl eingearbeitet hatte oder was da in dem Dorn der Axt drin steckte. Aelfjur hatte es ihn nicht verraten. Warum auch? Die Axt war ja ursprünglich gar nicht für Einar bestimmt gewesen.

Weitere Kostenlose Bücher