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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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fünfzehn, hinten unten fünfzehn! Hoch mit dem Zossen!« Er sprang selbst an die Ventile und begann Trimmzellen auszublasen noch während der LI durch das Mannloch in die Zentrale jumpte.
    Im Bugraum, dieser Höhle mit einer Geruchsmischung, die einen eiszeitlichen  Höhlenbären schwer beeindruckt hätte, hatte man sich daran gewöhnt, dass es ständig auf und ab ging. Wobei »gewöhnt« der falsche Ausdruck war, man nahm es eher hin, da es ja ohnehin nichts gab, was man dagegen tun konnte. Es war so normal wie die vielen Kleinigkeiten, die überall herumrollten und rutschten, die Dauerwürste, die von der Decke hingen und in den Bootsbewegungen einen nicht enden wollenden Tanz aufführten, und so normal wie das Aroma aus Schweiß, Erbrochenem, Dieseldampf und Moder. Sturmfahrt war die Zeit der Wetterfesten, die genüsslich schaurige Geschichten aller Art verbreiteten, mit dem Ziel, es den Opfern der Seekrankheit noch schlechter gehen zu lassen. Mitfühlende Seelen waren hier eher selten.
    Zuerst bemerkte deshalb auch niemand, dass etwas anders war. Es ging runter, aber das hatte es schon die ganze Zeit getan. Hoch und runter, hin und her. Erst als die Zuluftklappen der Diesel zuschlugen und die Aggregate die Luft aus dem Boot saugten und verbrannten, begriffen die Männer, das etwas nicht stimmte. Aber in diesem Moment drückte auch schon die Masse des Brechers auf das Achterschiff, und der Druck auf das Vorschiff ließ nach. Mit brutaler Gewalt wurden das Vorschiff und damit der Bugraum nach oben gerissen. Männer fielen fluchend und nach Luft ringend übereinander. Beulen und Prellungen hatten mal wieder Hochkonjunktur.
     
    Das Boot kam wieder nach oben, das war aber auch schon alles. Ein U-Boot ist das seetüchtigste Schiff von allen. Die See allein kann es nicht versenken, anders als ein normales Schiff. Für U-68 bedeutete das, es trieb einfach antriebslos in der See und wurde von Wind und Seegang in die strömungstechnisch günstigste Lage geschoben, und die war für diesen U-Boottyp aus Gründen, die der Mathematik allerdings verborgen bleiben würden, knapp mit dem Bug gegen die Wellen. U-68 hing ein kleines bisschen nach Backbord.
    Oberleutnant Hentrich schüttelte sich wie ein nasser Hund und versuchte, seine Fassung wieder zu gewinnen. Rund um ihn her begannen die Männer seiner Wache, wieder auf die Beine zu kommen.
    Der Kommandant! Die Erkenntnis schoss siedend heiß durch seinen Kopf. Der Kommandant hatte keine Sicherheitsleine getragen! Er sah sich um. Der nächste Brecher war kleiner und rollte mehr unter dem Boot durch. Auf dem Vordeck flutete das Wasser sprudelnd um die Deckskanone herum.
    Eine Sicherheitsleine hing straff gespannt über die Turmbrüstung zur Seite. Das musste der junge Lauer sein! Hentrich griff zu, noch während er brüllte: »Hier! Anfassen!« Hände griffen zu und begannen, die Leine einzuholen. Der IWO spähte über die Brüstung. Es war Lauer, ganz offensichtlich. Er erkannte ihn an dem Ölzeug. Aber der Kommandant war auch dabei. So wie es aussah, hielt von Hassel den Kopf des Jungen über Wasser während er sich selbst an dessen Geschirr festklammerte. Hentrich griff wieder in die Leine. Die Kreuzer waren für einen Augenblick vergessen.
    Von Hassel musste noch zwei weitere Brecher überstehen und dachte, die Arme würden ihm ausreißen. Das schwere Lederzeug saugte sich in Windeseile voll und wollte ihn unter Wasser ziehen während im Ölzeug des Jungen offensichtlich noch viel Luft gefangen war. Aber Lauer hatte sich irgendwo den Kopf angeschlagen, als er nach seinem Kommandanten gegriffen hatte, statt für seinen eigenen Halt zu sorgen. Mit kräftigen Beinschlägen hielt von Hassel sich und den bewusstlosen Seemann oben. Endlich, nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, griffen Hände nach ihm und er wurde über das Geländer des Wintergartens gehievt. Das besorgte Gesicht des IWO erschien in seinem Blickfeld und brüllte: »Alles in Ordnung, Herr Kaleun?«
    Der Kommandant rang nach Luft und erbrach erstmal Seewasser. Dann versuchte er sich aufzurichten: »Was ist mit dem Jungen?«
    »Schon nach unten, Herr Kaleun.«
    »Gut ...«, von Hassel steckte die Hand mit dem Bordmesser in die Tasche, »... helfen Sie mir auf. Wir tauchen und verschwinden unter Wasser.«
     
    »Man lernt ja nie aus!«, der Kommandant lehnte sich in der Offiziersmesse zurück und genoss das Gefühl des heißen Kaffees in seiner Hand.
    Der LI, der ihm gegenüber saß, nickte: »Na

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