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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Schneider, Harald Wegemann, der Methusalem und Dieter Hentrich, der IWO, saßen in der Offiziersmesse und lauschten den Mitteilungen. Mit einem Seufzen griff Hentrich zum Geldbeutel. »Rudi, sieht so aus, als schulde ich Ihnen zehn Mark. Wie zum Teufel haben Sie das gewusst?«
    Der LI blickte auf und runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich kennt er eine junge Dame bei der Befehlsstelle!« Er grinste trocken. »Jedenfalls ist das normalerweise das Geheimnis unseres IIWO. Er kennt überall junge Damen.«
    Oberleutnant Hentrich machte runde Augen: »Na Donnerwetter! Herr Leutnant, jetzt sind Sie aber in meiner Achtung gestiegen!«
    Schneider zuckte grinsend mit den Schultern: »Na ja, sie kennen ja den Ruf der Marine, und auch ein schlechter Ruf will verteidigt werden, nicht wahr!«
    »Allerdings!«, Hentrich grinste beinahe bedauernd, »aber nur von den ledigen Männern, sonst gibt’s daheim Ärger!«
    »Wäre ja auch nicht nett, was einzuschleppen, nicht wahr?«, fragte Schneider harmlos.
    Wegemann, der LI, hatte dem Gefrotzel gemütlich zugehört. Nun verzog er das Gesicht: »Meine Güte, Sierra Leone. Da wird’s die nächsten Wochen sowieso nichts mit Einschleppen. Ich frag mich nur, wer sich das ausgedacht hat. Denn unser Brennstoff reicht ja gar nicht runter und wieder zurück, geschweige denn für `ne größere Operation.«
    »Oh ...«, betroffen sahen die beiden Wachoffiziere den Leitenden an, »... wie soll denn das klappen?«
    »Keine Ahnung.« Hentrich zuckte mit den Schultern. »Da müssen Sie schon den Alten fragen, meine Herren!«
    Schneider und Hentrich wechselten einen Blick, dann nickte der IWO: »Das werde ich tun. Segeln können wir ja nun nicht!«
     
    Vorn im Bugraum waren die Gefühle gemischt. Einige der Männer sahen vor allem, dass es nicht in den Nordatlantik ging. Vor allem die Seeleute konnten der Ankündigung, in wärmere Gewässer zu fahren, einiges abgewinnen.
    Anders hingegen sahen es die Maschinisten. Für sie bedeuteten wärmere Gewässer brütende Hitze im Inneren der Stahlröhre, vor allem im höhlenartigen Maschinenraum, in dem sich die Abwärme der Motoren mit den Außentemperaturen zu einem ständigen Schwitzbad vereinen würde. Wenn es auch für die Seeleute ganz nett sein mochte, in kurzen Hemden und Shorts Wache zu gehen, so bedeutete Süden für die Männer im Boot nur Hitze, Hitze und nochmals Hitze. Es bedeutete, genügend Wasser zu trinken, um den Verlust durch Schweiß auszugleichen, und das wiederum bedeutete, zu beten, dass der Frischwassererzeuger keine Probleme machte. Es bedeutete, ein noch wachsameres Auge und vor allem Ohr auf die empfindlichen Maschinen zu haben, denn wie alle Motoren konnten auch die Dieselaggregate überhitzen. Denn in dem engen Motorenraum gab es auch kaum Möglichkeiten, die Abwärme wieder loszuwerden. Nein, für die Maschinisten bedeutete Süden nicht Sonne, sondern zunächst einmal einen Haufen Scherereien.
    Einige Männer sahen die Sache von beiden Seiten. Vor allem die Funker. Sie würden auch im Süden ihre Wachen im Boot gehen, aber wenigstens nicht im heißen Maschinenraum. Was, wie es der Funker Henke so treffend ausdrückte, sie nur zu »Halbgegarten« machen würde.
    Aber es gab auch andere Gesichtspunkte, unter denen man die Sache betrachten konnte. Süden bedeutete weg von den Hauptgeleitzugrouten durch den Nordatlantik. Sicher, die deutschen U-Boote hatten dort Erfolg um Erfolg zu verbuchen. Der Atlantik wurde mehr und mehr ihr Jagdrevier, auch wenn sich die Tommies noch so bemühten, ihre Abwehr zu verstärken. Aber immerhin zeigten sich diese Bemühungen darin, dass sie ein paar Boote erwischt hatten. Und die Abwehrtaktik des Löwen, die Rudelangriffe, die er bereits vor dem Krieg hatte üben lassen, hatten sich bisher noch nicht als der große Erfolg erwiesen.
    Im Süden würden sie aller Voraussicht nach noch nicht auf eine organisierte Abwehr stoßen. Wahrscheinlich würden sie dort auch immer noch auf Einzelfahrer treffen. Das alles würde bedeuten, sie konnten ihre Aale anbringen und wieder nach Hause fahren. Süden war gut, denn Süden bedeutete weniger Risiko. Selbst wenn die U-Boote am Gewinnen waren, wer wollte schon gerne bei den Booten sein, die den Preis dafür zahlten?
    Und manche, wie zum Beispiel der junge Jens Lauer, dachten auch an ganz andere Dinge. Äußerlich aufmerksam wie immer, saß er auf einer der unteren Kojen und lauschte der aufgeregten Diskussion, ohne selbst etwas dazu beizutragen. Süden! Er war nie

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