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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Eine schmale Mappe enthielt die Einstellungen für die Schlüsselmaschine für jeden Tag. Natürlich auf Rotdruck. Sollten die Dinger nass werden, würde niemand sie mehr lesen können. Das sollte verhindern, dass etwas in die falschen Hände fiel. Man musste nur aufpassen, dass man die Blätter nicht versehentlich mit nassen Händen anfasste.
    Schneider verzog spöttisch das Gesicht. Der ganze Geheimhaltungsfirlefanz war seiner Meinung nach ziemlich witzlos. Schließlich konnte ohnehin keiner der Männer das Boot verlassen und den Tommies etwas erzählen. Und wenn die Engländer einen einfach verschlüsselten Code lesen konnten, dann würden sie auch einen doppelten oder dreifachen rausbekommen.
    Er stellte die Maschine ein und begann und tippte im Adlerstoßsuchverfahren den ersten Buchstaben. Ein K leuchtete auf. Schneiders Spannung stieg. Endlich hatte er das erste Wort: »Kommandant«! Also war der Spruch dreifach verschlüsselt. Nun würde er also auch noch einmal das Ganze durch die Maschine drücken müssen und wieder Buchstabensalat bekommen, den der Kommandant dann ein drittes Mal entschlüsseln musste. Irgendeiner von den Muftis in der Leitstelle hielt das Ding offenbar für sehr wichtig. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, als das ganze Funkschreiben durchzutippen ohne daraus schlau zu werden. Eine eher mühevolle Arbeit, denn natürlich musste dabei entsprechend sorgfältig vorgegangen werden, da die Entschlüsselung jedes Zeichens auf der Entschlüsselung der vorangegangenen Zeichen beruhte. Für Schneider, der ohnehin mit der Schreibmaschine nicht vertraut war, war es eine lange und mühevolle Arbeit.
    Endlich war er fertig. Er erhob sich und steckte die beiden Zettel in die Tasche. Der Kommandant war oben. Schnell kletterte der IIWO die Sprossen empor und öffnete den Turmdeckel.
    Die Wetter war immer noch kühl, aber nicht mehr so unangenehm. Tief sog er die klare Seeluft in seine Lungen bevor er sich zum Kommandanten umwandte, der an der vorderen Turmkante lehnte: »Funkspruch, Herr Kaleun!«
    »Dann geben Sie mal her, Herr Leutnant!«, von Hassel schmunzelte. »Muss ja wichtig sein, wenn Sie sich hier herauf bemühen, statt das Sprachrohr zu benutzen.
    »Scheint so, Herr Kaleun!« Schneider kramte das Schreiben mit dem Buchstabensalat aus der Tasche und reichte es dem Kommandanten.
    Von Hassel warf einen Blick darauf: »Oh, Kommandantenspruch. Na, das scheint ja wirklich wichtig zu sein.« Er wandte sich zum IWO um, der die Szene neugierig verfolgte. Auch die anderen Männer lauschten, aber sie ließen sich nichts anmerken.
    Der Kommandant steckte den Zettel ein und grinste: »Sie übernehmen, IWO. Ich werde mir das hier mal vornehmen. Wenn ich schlau geworden bin, sehen wir weiter.«
    »Jawoll, Herr Kaleun!«, Oberleutnant Hentrich tippte grüßend an die Mütze.
    Von Hassel grinste trocken: »Na, und passen Sie auf, dass die Männer ihre Sektoren im Auge behalten. Wir sind noch nicht außer Reichweite von Flugzeugen.« Er beugte sich über das Turmluk: »Ein Mann Zentrale!« Ohne ein weiteres Wort verschwand er nach unten.
    Die beiden Offiziere sahen sich nachdenklich an. Dann schmunzelte der IWO: »Also, jetzt wissen wir bald, wo es lang geht.« Er überlegte angestrengt. »Ich setze zehn Mark auf Westen!«
    Rudi Schneider, der sich schon zum Turmluk umdrehen wollte, grinste: »Gehalten, Herr Oberleutnant! Ich sage Süden!«
    Die beiden Männer schlugen ein. Dann grüßten sie kurz und Schneider rutschte nach einer kurzen Vorwarnung ebenfalls hinunter ins Boot. In der Offiziersmesse griff er sein Buch und las weiter, als sei nichts geschehen. Soweit es ihn betraf, würde auch erst etwas geschehen, wenn der Kommandant den Spruch entschlüsselt hatte. Und egal, was es auch war, es würde seinen Lauf nehmen. So viel hatte Leutnant Rudi Schneider, 23 Jahre, im Laufe seiner Dienstzeit bei der Marine gelernt.
     
    Ruhig glitt das Boot unter Wasser dahin. Kurz bevor es Zeit für das Abendessen wurde, hatte der Kommandant tauchen lassen. Nun herrschte Grabesstille in der sonst so unruhigen Stahlröhre während jeder der Männer den Worten des Kommandanten lauschte, die von den Lautsprechern in jedem einzelnen Raum wurden: »... laut diesem Befehl sollen wir nach Süden fahren. Unser Operationsgebiet erstreckt sich vor der gesamten Küste Sierra Leones. Für diejenigen, die nicht wissen, wo das ist, wir sprechen von Westafrika. Also, Männer, packt die Sommerklamotten aus, es geht in die Sonne!«
    Rudi

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