Brennender Stahl (von Hassel)
getauchtem Zustand, hatten sie gar keine Möglichkeit mehr.
Kapitänleutnant von Hassel dachte nach. Getaucht würden sie den Zossen, wer immer es auch war, bestimmt nicht einholen, dazu war er einfach zu schnell. Es gab die Möglichkeit aufzutauchen und zu funken, aber das wollte er nach Möglichkeit vermeiden. Also musste er sich anpirschen, bereit, das unbekannte Schiff unter Wasser zu treten, falls es nicht das Troßschiff sein sollte. Zum Glück lief der andere nicht so eine hohe Fahrt, als dass sie damit ernste Probleme gehabt hätten.
Er wandte sich um zum Funkraum und öffnete den Mund ... Maat Rückert saß wie erstarrt da. Nur seine Hände bewegten hektisch das Handrad des GHG. Verdutzt schloss der Kommandant den Mund wieder. Zwei Peilungen?
Im Kopf des Funkmaats rasten die Gedanken. Er hatte eine Peilung ziemlich genau vor ihnen. Vielleicht war es das Troßschiff, vielleicht auch nicht. Aber ein paar Meilen weiter und mehr an Backbord hatte er ein zweites Geräusch. Es war schwach, aber wenn er es auf diese Entfernung hören konnte, dann musste es ein ziemlicher Brummer sein. Noch einmal prüfte er es nach, aber das Geräusch blieb, wo es war. Verdammt, verdammt, verdammt! Wenn er sich täuschte, dann verpassten sie vielleicht ihren Versorger und kamen in Schwierigkeiten. Aber wenn er sich nicht täuschte, dann waren sie schon in Schwierigkeiten und zwar in verdammt dicken.
»Herr Kaleun! Kreuzer!«, er stieß die Meldung hervor, als wäre er gerannt und so fühlte er sich auch.
Von Hassel sah ihn an: »Unser Vordermann?«
»Nein, Herr Kaleun! T'schuldigung«, Rückert versuchte, seine Gedanken zu beruhigen. Er atmete tief durch: »Drei-Fünnef-Null! Ich bin nicht sicher, wie weit. Mindestens dreißig Meilen, wahrscheinlich mehr. Turbine und mehrere Schrauben. Aber ich bin nicht sicher, ob er alleine ist!«
Im Kopf des Alten setzten sich die Peilungen zu einem Bild zusammen. Doch immer noch fehlte ihm ein winziges Stück des Puzzles. Also lauerte ein Kreuzer am Punkt Lulu. Dann konnte der andere Dampfer vor ihnen entweder ein zweites Kriegsschiff sein, das um Lulu herum patrouillierte, oder es konnte das Troßschiff sein. Doch wenn es das Troßschiff war, dann mussten die Burschen ziemlich blind und taub sein. Denn wenn sie den Kreuzer mitgekriegt hätten, dann wären sie längst auf und davon. Oder nicht?
Oberleutnant Hentrich, der die Meldung des Funkers mitgehört hatte, starrte ihn erschrocken an. »Der läuft direkt in die Falle!«
»Zwanzig Meilen?« Von Hassel versuchte sich an etwas zu erinnern, das er irgendwann einmal in grauer Vorzeit während verschiedener Lehrgänge gelernt hatte. Schiffstypen, Artilleriekurs, Kaliber, Entfernungen, endlich hatte er es. Ein leichter Kreuzer hatte bei den Tommies normalerweise zwei Schrauben, Rückert sprach von mehreren. Also vielleicht ein schwerer Kreuzer?
Das erschien logisch, denn die Dickschiffe hatten die notwendige Reichweite um hier draußen zu operieren und schließlich mussten sie ja überall sein. Noch immer trieben sich deutsche Handelsschiffe überall herum und versuchten, in die Heimat durchzubrechen. Das wollten die Briten natürlich verhindern. Außerdem hatte ihnen die Admiral Spee ja bereits vorgeführt, was ein einzelnes Schiff anrichten konnte. Die Engländer hatten das Panzerschiff zwar kurz vor Weihnachten gestellt, aber noch immer warteten ihre Schwesterschiffe auf ihre Chance und natürlich würden, nach den großen Erfolgen der deutschen Hilfskreuzer Möwe, Wolf und Seeadler im letzten Krieg, auch wieder Hilfskreuzer auslaufen. Im Grunde war es klar, was passieren würde und die Tommies wussten das genauso wie die Deutschen. Also bereiteten sie sich darauf vor! Es hatte die Logik eines Schachspiels! Kreuzer brauchten Versorger! Wenn die Briten die erwischten, dann war der Ofen aus!
»Zwanzig Meilen!« Von Hassel nahm die Mütze ab. »Ein schwerer Kreuzer kann mit seinen Zwanzig-Dreiern so etwa über zwanzig Meilen hinweg schießen!« Er überlegte fieberhaft. »Also gut, hoffen wir, dass es das Troßschiff ist! LI, auftauchen, aber klar halten, sofort wieder im Keller zu verschwinden! IWO, Sie übernehmen die Zentrale! IIWO, Sie kommen mit nach oben. Keine Turmwache!« Er zögerte kurz: »Und, Schneider, nehmen Sie die Vartalampe mit!«
Oberleutnant Wegemann postierte sich hinter den Rudergängern: »Also! Zelle Zwo und Vier anblasen! Vorne unten 10, hinten unten 5!« Er wartete die gemurmelten Bestätigungen ab. Zögernd
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