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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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konzentrierte sich auf andere Dinge. Das Schiff vor ihnen drehte hart nach Steuerbord ab, während die Maschinen lauter wurden. Er hörte das höhere Geräusch der Turbinen deutlich über dem schneller werdenden Mahlen der Schrauben. Das andere Schiff kam beeindruckend schnell in Fahrt.
     
    Minuten verstrichen. Leutnant Schneider versuchte immer wieder, das andere Schiff mit der Vartalampe anzurufen, aber über mehr als zehn Meilen hinweg bei hellstem Tageslicht machten es mehr als unwahrscheinlich, dass jemand auf der hohen Brücke des Troßschiffes das winzige Licht sehen würde. Resigniert ließ er die Lampe sinken: »Die müssen Tomaten auf den Augen haben, Herr Kaleun!«
    Von Hassel blickte kurz auf das lange Vorschiff. Der Seegang war niedrig und das Boot ging mehr durch die Dünung als hinüber. Er spürte den Fahrtwind in seinem Gesicht. Sie mussten bereits ihre volle Fahrt erreicht haben. Auch ohne hinzusehen wusste er, dass sie eine breite Schleppe aus Kielwasser hinter sich herzogen. Es würde noch mindestens acht Stunden bis zur Dämmerung dauern. Acht Stunden! Soviel konnte er bei AK noch gerade riskieren. Wegemann würde, wie jeder gute Leitende immer noch ein Bisschen Brennstoff in Reserve haben. Aber AK schaffte was weg, ohne Frage!
    Langsam wandte er sich zu seinem IIWO um. »Ich fürchte, er kann bei AK schneller laufen als wir. Er gibt Fersengeld, ich frage mich nur, wie energisch er das tun wird!«
    »Wir bleiben dran?«
    Von Hassel nickte: »So lange wir können!« Er dachte einen Augenblick nach: »Wenn es ganz schlimm kommt, können wir immer noch versuchen, uns Brennstoff bei den Tommies zu holen.«
    Leutnant Schneider riss die Augen auf: »Krieg nach Prisenordnung?«
    »Nun ja, ...«, von Hassel grinste etwas gequält, » ... prinzipiell genau das, was wir tun sollen, nicht wahr?«
    Er beugte sich zum Sprachrohr: »An GHG: Frage, wie schnell ist der Bursche jetzt?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Oberleutnant Hentrichs Stimme blechern aus dem Rohr klang: »Achtzehn Knoten jetzt, Herr Kaleun! Sieht so aus, als wolle er es dabei bewenden lassen.«
    Achtzehn Knoten! Von Hassel schob sich die Mütze etwas weiter auf den Hinterkopf und sandte einen säuerlichen Blick in Richtung der fernen Dampferfahne. »Na, nun reicht's aber wirklich!«
    Auch Leutnant Schneider machte kein besonders glückliches Gesicht. Auf dem Papier konnte des U-Boot minimal höhere Fahrt laufen, aber in der Praxis verwischte sich das. Achtzehn Knoten bedeutete, sie konnten mit äußerster Kraft gerade noch dran bleiben, aber auf keinen Fall aufholen. Also lag nun alles beim Kommandanten des Troßschiffes. Bis der etwas anderes entschied, würden sie mit voller Kraft und parallel zu ihm durch den Atlantik rauschen und diese verdammte weiße Schleppe hinter sich herziehen.
     
    Die seltsame Verfolgungsjagd zog sich über Stunden. Nach und nach verschwand der britische Kreuzer aus dem Horchgerät des U-Bootes. Korvettenkapitän Stülpe, der verständlicherweise keine Ahnung davon hatte, dass U-68 in etwa zehn Meilen Entfernung an seiner Steuerbordseite mitlief, gab nicht nur Fersengeld. Er hatte die Absicht, sich bis zum Einbruch der Nacht mit hoher Fahrt abzusetzen und dann zu funken. Nach acht Stunden sollten rund einhundertvierzig Seemeilen zwischen ihm und dem Treffpunkt liegen, an dem der Kreuzer lauerte. Selbst ein Kreuzer würde dann mehr als vier Stunden brauchen um aufzuholen und bis dahin wollte Stülpe seine Kurland bereits auf neuem Kurs in Sicherheit bringen. Es war ein kalkuliertes Risiko. Doch der Kommandant des Troßschiffes hatte ein Detail übersehen.
     
    Auf U-68 wurde wieder normale Turmwache gegangen. Um sechs Uhr Abends löste die Backbordwache unter dem IIWO die Mittelwache des Steuermannes ab. Der Kommandant war den ganzen Tag oben geblieben und hatte sich nur belegte Brote auf den Turm bringen lassen. Äußerlich gelassen beobachtete er die Vorkommnisse. Die Männer waren fasziniert, denn während sie selbst vor Spannung beinahe platzten, blieb der Alte kühl wie ein Zofenkuss, wie es der Seemann Braunert so treffend ausdrückte.
    Doch auch von Hassel war gespannt. Immer wieder, wenn er sich unbeobachtet glaubte, glitt sein Blick in den Südosten, dorthin, wo er den Kreuzer vermutete. Er zeigte es nicht, aber er befürchtete das Schlimmste und je näher sie an den Wachwechsel kamen, desto schwerer fiel es ihm, seine Unruhe zu verbergen.
    Während die Männer der abgelösten Wache im Turmluk

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