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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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richtete sich der Bug auf und U-68 begann, der Oberfläche entgegen zu gleiten.
     
    Korvettenkapitän Stülpe biss sich auf die Unterlippe. Irgendwo vor ihnen wurde gefunkt! Das war nicht Neues. Es zeigte nur, dass sich dort immer noch das Kriegsschiff herumtrieb. Also wurde es Zeit, hier zu verschwinden. Das U-Boot musste eben sehen, wo es blieb. Es war Krieg und in erster Linie war er für sein Schiff und dessen Besatzung verantwortlich.
    Er blickte sich um. Der Himmel war immer noch strahlend blau. Kein Wölkchen trübte den Frühling etwa vierhundert Seemeilen westlich von Freetown. Auch die englischen Wetterberichte enthielten keine Warnungen vor aufkommenden Stürmen. Nichts, aber auch gar nichts deutete auf schlechtes Wetter hin, in dem er sich noch für eine Weile hier verstecken konnte.
    Die anderen Männer auf der Brücke gingen still und leise ihren Aufgaben nach. Trotzdem konnte er ihre Spannung fühlen. Wahrscheinlich dachten die meisten von ihnen, er würde zu viel riskieren. Unsicherheit wollte ihn übermannen. Hatten die Narren es noch nicht begriffen? Es würde schwer werden, wieder in die Heimat durchzubrechen, ob mit oder ohne U-Boot. So gesehen, waren sie längst abgeschrieben!
    Stülpe kam zu einer Entscheidung: »NO! Wir gehen auf Westkurs und setzen uns weiter in den Atlantik ab.«
    Der NO, der Navigationsoffizier, der gerade Brückenwache ging, nickte verstehend. Eine Kursänderung um nur knappe neunzig Grad, aber sie bedeutete, sie würden nicht mehr auf das U-Boot warten. Mit fester Stimme wies er den Rudergänger an: »Steuerbord 10!« Seine Augen hingen an der tickenden Kompasstochter, deren Windrose sich zu drehen begann. Hinter ihm spähte sein Kommandant immer noch nach Süden.
    Korvettenkapitän Stülpe sah nur die freie See, aber es war nicht schwer, sich den wartenden Kreuzer hinter dem Horizont vorzustellen, die hohen Gefechtstürme, der vergleichsweise niedrige Rumpf und die schweren gepanzerten Geschütztürme die wie kauernde Tiere auf Vor- und Achterdecke darauf warteten, dass sich ein Opfer in ihre Reichweite verirrte. Zwanzig Meilen bis zum Treffpunkt, das war das Äußerste, das er riskieren konnte. Stülpe wusste, dass er richtig handelte, aber das einzige, was er spürte, während er auf die leere See starrte, war ein schlechtes Gewissen.
     
    »Turm kommt frei!«, die Stimme des LI klang ausdruckslos, als er seine Meldung machte. Von Hassel, der bereits bis zum Luk empor geklettert war, begann, das große Handrad zu lösen. Er spürte, wie der entweichende Überdruck aus dem Bootsinneren ihn nach oben pressen wollte. Ein Schwall lauwarmen Wassers begrüßte ihn, als er den Deckel anhob und in den Turm schlüpfte. Suchend spähte er umher. Er musste nicht lange suchen. Rund zehn Meilen vor ihnen stand die dünne Rauchfahne am Himmel. Er hob das Fernglas. Sie waren näher, als er gedacht hatte. Mit dem Fernglas vermochte er bereits eine dunkle eckige Form auszumachen. Es musste die Brücke sein, während der Rest des Rumpfes noch hinter dem Horizont verborgen lag. Der Alte spürte die Erleichterung. Was auch immer dieses Schiff war, ein britischer Kreuzer war es nicht!
    Leutnant Schneider trat neben ihn: »Was nun, Herr Kaleun? Soll ich ihn anrufen?«
    »Versuchen Sie es, Leutnant!«, von Hassels Stimme klang zweifelnd, »Ich bezweifele nur, dass er unsere schwache Lampe bei diesem Sonnenschein auf diese Entfernung überhaupt sehen kann. Aber Versuch macht ja kluch!«
    Oberleutnant Stimme klang aus dem Sprachrohr: »Von GHG: Schiff dreht nach Steuerbord und erhöht Fahrt!«
    Für einen Augenblick herrschte verblüfftes Schweigen. Dann beugte sich der Alte über das Sprachrohr: »Verstanden, Oberleutnant! Bringen Sie uns auf Parallelkurs und dann AK! Nur zu Ihrer Beruhigung, IWO, von hier oben sieht er ziemlich nach unserem Versorger aus. Ich denke, er hat endlich den wartenden Kreuzer mitbekommen. Nun setzt er sich ab und wir müssen hinterher dackeln.«
    »Verdammte Scheiße ... Verzeihung, Herr Kaleun!«
    Von Hassel grinste resigniert: »Wenn Sie es sagen, Herr Oberleutnant? Also los, bevor er endgültig abhaut. Ich möchte nicht funken, wenn die Tommies hier rumhängen!«
     
    Unten im Boot lauschte Funkmaat Rückert ins GHG und bekam nichts von der Unterhaltung mit, über die er sich sonst sehr gewundert hätte. Schließlich war er sich sehr sicher, dass der Kommandant nicht die geringste Vorstellung von den Gefahren übermäßigen Funkens hatte. Doch wie gesagt, er

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