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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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verschwanden, kalkulierte er alles wohl zum tausendsten Mal an diesem Tag durch. Den blauen wolkenlosen Himmel, die Tatsache, dass es noch mindestens zwei Stunden dauern würde, bis die Dämmerung einsetzte und das breite weiße Kielwasser. Als Dörfler, der Ausguck nach Backbord achteraus, zum Himmel deutete und rief: »Flugzeug! 15 Dez an Steuerbord!« war es für von Hassel beinahe eine Erleichterung. Zumindest lagen die Karten jetzt auf dem Tisch.
    Leutnant Schneider fuhr herum und hob das Fernglas. Das Flugzeug war noch weit entfernt, aber es war ein ziemlicher Brummer. Ein Flugboot! Eine Walrus! »Verdammter Mist!«
    »Beruhigen Sie sich, Leutnant! Damit haben wir rechnen müssen!«, von Hassels Stimme klang unbewegt. Mit ruhigem Gesicht beobachtete er das große Amphibienflugzeug. Er kannte die Gefahr. Eine einzige Bombe konnte reichen um sein Boot zu vernichten, oder zumindest um es tauchunklar zu machen, was im Prinzip aufs Gleiche hinauslief. Denn sein Boot war viel empfindlicher als der dicke Brocken an ihrer Backbordseite.
    Das Flugboot kreiste scheinbar unentschlossen weit an Backbord, aber der Alte wusste, dass der Eindruck täuschte. In Wirklichkeit würde der Funker nun die Meldung an den Kreuzer absetzen. Deutscher Versorger in Planquadrat sowieso. Das große Kriegsschiff würde  mit voller Fahrt auf einen Abfangkurs gehen. Die Kurland hatte nur noch die Hoffnung, dass dem Flugboot der Treibstoff knapp werden würde oder das die Nacht käme. Nur war beides eher unwahrscheinlich. Das Flugboot konnte einen ganzen Tag dort oben herumhängen, die Stunden, bis der Kreuzer aufschließen konnte, waren kein Problem. Und selbst wenn die Dämmerung bald käme, so würde es doch nicht dunkel genug werden um dem Spion am Himmel zu entkommen. Die Kurland war geliefert! Von Hassel spürte die Verzweiflung in sich aufsteigen. Nicht, dass es nicht auch andere Möglichkeiten für ihn gab, an Brennstoff zu kommen. Es musste näher an der Küste Dutzende von Einzelfahrern geben, aus denen er sich versorgen konnte. Es war ein Risiko, aber es war möglich.
    Nein, die Sorge des Kommandanten galt dem Versorgungsschiff und seiner Besatzung. Beinahe wünschte er sich, der andere Kommandant würde aufgeben, sein Schiff versenken und seine Besatzung vom Kreuzer retten lassen. Aber er wusste, das würde nicht geschehen. Die Kurland lief unter Marineflagge. Auch wenn von Hassel Korvettenkapitän Stülpe nie begegnet war, so kannte er doch die Traditionen der Marine. Er war ein Teil dieser Traditionen, genau wie sie ein Teil von ihm waren. Und genau wie die Engländer würden sich auch die Deutschen an diese Spielregeln halten, so wahnsinnig sie auch einem Landbewohner erscheinen mussten. Nur U-68 war in die Rolle eines Zuschauers verbannt, es sei denn ...
    Von Hassel sah in das verblüffte Gesicht des IIWO und wusste, dass er grinste. Es war eine Art Wahnsinn, aber es war eben Krieg. Langsam nickte er: »Die Abendpatrouille! Der Bursche starrt wie ein hypnotisiertes Karnickel auf das Troßschiff und pfeift sein Mutterschiff herbei. Uns sieht er gar nicht!«
    Rudi Schneider nickte: »Aber was ist mit der Kurland?«
    Der Kommandant warf einen Blick nach Süden, wo die helle Dampferfahne am Horizont stand. »Die Kurland? Sie wird auf diesem Kurs weiterlaufen, eventuell weiter nach Norden auf uns zu drehen. Das bringt ihr den größten Abstand, auch wenn es das unvermeidliche nur hinauszögert.« Er wusste, dass jeder der Männer auf dem Turm die Ohren spitzte und es kostete ihn Mühe, ruhig weiterzusprechen. »Ich hoffe jedenfalls, dass sie weiter nach Norden dreht, dadurch kommen wir näher ran.« Seine Stimme wurde härter: »Wir wissen, aus welcher Gegend der Kreuzer kommt und wir können uns ausrechnen, was er tun wird. Ich glaube nicht, dass die Kurland einfach die Flagge streicht oder sich selbst versenkt. Nicht, nachdem die Rawalpindi sich Scharnhorst und Gneisenau gestellt hat! Sie werden kämpfen, auch wenn es aussichtslos ist. Aber das gibt uns die Chance, vielleicht den Kreuzer vor die Rohre zu bekommen.«
    »Sie wollen ...«, Rudi Schneider brach ab und schüttelte ungläubig den Kopf. »Also der Kreuzer! Ich hätte es mir denken können. Glauben Sie er hat eine U-Bootsicherung? So weit draußen wie er operiert?«
    Von Hassel grinste bösartig: »Sehen Sie, Leutnant! Auch die Engländer sind nicht perfekt! Also los! Bis wir den Kreuzer in Sicht bekommen will ich, dass jeder gegessen hat und das Boot so gefechtsklar

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