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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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in den Weg zu legen. Selbst wenn sie ihn nicht versenken konnten, so konnten sie ihn doch treffen, wo es wehtat. Wenn nur die Kurland lange genug durchhielt.
     
    Die Kurland starb und mit ihr starb ihre Besatzung. Ein weiterer Nahtreffer hatte eine der beiden Schraubenwellen völlig unbrauchbar gemacht. Eine Granate der Mittelartillerie hatte einen der Turbinenräume getroffen und einen weiteren Brand ausgelöst. Mit nur noch drei Knoten schleppte sich das Schiff durch die ruhige See.
    Die Briten mussten nicht mehr befürchten, dass die Deutschen entkommen könnten. Das Schiff lag tief im Wasser und aus einem großen Einschlagkrater schlugen haushohe Flammen.  Nahezu achttausend Tonnen Öl brannten. Nur durch Glück war es nicht zu einer Tankerfackel gekommen. Die Kurland war stabiler gebaut als die meisten zivilen Tanker. Weder der Einschlag noch der Brand selber hatten den Tank bisher zerrissen. Nur gab es keine Möglichkeit mehr, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Wie ein riesiges schauriges Leuchtfeuer schlugen die Flammen aus dem Deck.
    Korvettenkapitän Stülpe blickte kurz nach oben, wie um sich zu vergewissern, dass die Flagge nach wehte. Aber er konnte es nicht genau erkennen. Die Dunkelheit war da, aber sie nützte der Kurland nichts mehr.
    Das Telefon schrillte erneut. Stülpe wunderte sich etwas, dass es in diesem Chaos überhaupt noch funktionierte. »Kommandant!«
    »Erster Offizier!« Die Stimme des Mannes klang erschöpft aber ruhig. Wie die meisten an Bord war er über Furcht lange hinaus. »Die Hälfte der Männer ist ausgefallen. Der Sani hat kein Morphin mehr. Und was das Schiff angeht ...«, er zögerte, » ... die Pumpen schaffen es nicht mehr. Ich gebe uns noch eine halbe Stunde, wenn nichts mehr dazukommt.«
    Das war das Ende. Stülpe nahm die Mütze ab und wischte sich über die Stirn. Auch seine Stimme klang unnatürlich ruhig: »Der Kreuzer hat gestoppt, um sein Flugzeug aufzunehmen. Danach wird er uns fertig machen. Es wird Zeit!«
    »Was ist mit diesem U-Boot, das Schulz gehört haben will?«
    Der Kommandant verzog das Gesicht. »Keine Ahnung, aber wir können ohnehin nicht allzu viel tun.«
    Draußen auf dem Achterdeck brüllte erneut ihr letztes verbliebenes Geschütz auf. Der Kreuzer war beinahe außer Reichweite. Die Munition musste auch schon knapp sein, nachdem sie nicht mehr an die Magazine tief unten im Rumpf kamen. Es war eine nutzlose Geste des Widerstandes.
    Ein Mann auf dem Peildeck brüllte: »Der Kreuzer nimmt wieder Fahrt auf!«
    Die kurze Pause war vorbei. Stülpe zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder an seinen Ersten, der immer noch am Telefon wartete. »Also dann: Alle Mann von Bord. Sorgen Sie dafür, dass alle Geheimunterlagen versenkt werden und die Ladungen angerissen werden!«
    »Zu Befehl, Herr Kapitän!«
    Erneut rumpelten die Abschüsse schwerer Geschütze und die Mündungsfeuer rissen den Kreuzer abrupt aus der Dunkelheit. Augenblicke später schlug die Salve rund um das waidwunde Schiff herum ein. Dieses Mal waren es sieben Wassersäulen, die rund um die Kurland empor gerissen wurden. Die achte Granate war ein Volltreffer.
     
    Von Hassel warf nur einen kurzen Blick auf die Kurland, bevor er das Sehrohr wieder herumschwenkte. Langsam lief der Kreuzer in sein Fadenkreuz. Die Bugrohre waren geflutet, die Klappen offen. Aber für einen Augenblick zögerte er. Der Wunsch nach Rache an dem englischen Kriegsschiff war groß, aber die Kurland lag tief im Wasser und brannte. Es war unwahrscheinlich, dass sich das Schiff halten würde. Die Pflicht verlangte, dass er seine Torpedos auf den Kreuzer abfeuern musste, aber was würde dann aus der Besatzung der Kurland werden? Aber so viele konnten von der Besatzung nach diesem Bombardement ohnehin nicht mehr am Leben sein. Von Hassel gab sich einen Ruck. »Gegnerfahrt fünfzehn, Abstand eintausend, Bug links!«
    Unter ihm in der Zentrale wiederholte der IIWO alle Werte und stellte sie am Vorhaltrechner ein. Es war beinahe unmöglich, vorbeizuschießen. Der Alte verdrängte die quälenden Gedanken als er sah, wie der Tommy wieder feuerte. Immer noch eine volle Salve, als ob die Kurland noch nicht genug eingesteckt hatte! »Rohr Eins los! Weiterfeuern nach Stoppuhr!«
    Ein Ruck ging durch das Boot und in der Zentrale ließ der LI eilig gegenfluten um das Gewicht des Torpedos auszugleichen. Für jeden verschossenen Aal musste eine Tonne Wasser mehr in die Trimmzellen, nur um zu verhindern, dass der Bug plötzlich

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