Brennender Stahl (von Hassel)
Flöße zu Wasser. Zwei Mann auf jedes Floß, die die Verwundeten annehmen, dann der Rest!«
Bewegung kam in die Männer. Nun, da jemand da war, der ihnen sagte, was sie zu tun hatten, schöpften sie wieder Hoffnung. Unauffällig sah sich Hintze um. Vom Ersten konnte er keine Spur entdecken. Es war auch zu spät zu suchen. Tief unten im Rumpf liefen die Zeitzünder der Sprengladungen gnadenlos ab. Er konnte nur versuchen, diejenigen, die an Deck waren, in Sicherheit zu bringen. Nicht mehr als ein Dutzend und dazu ein weiteres Dutzend schwer Verletzter.
Ein weitere Mann kam aus dem Rauch und warf einen schweren Beutel mit Geheimsachen über die Reling. Dann fasste er mit an den Leinen an, mit denen die Rettungsflöße gefiert wurden. Aber so viel gab es nicht mehr zu fieren, denn die Kurland lag bereits tief im Wasser und das Quietschen von Stahl zeigte ihm an, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis das Schiff zerbrach. Schon schienen sich Vor- und Achterschiff unterschiedlich in der Dünung zu bewegen. Er feuerte die Männer zu noch größerer Eile an. Minuten später versuchten sie mit den Rettungsflößen vom Schiff wegzupaddeln. Es war eine schwere Arbeit und nur langsam entfernten sie sich von der Bordwand.
Minuten später explodierten die Sprengladungen tief unten im Schiff und rissen den Rumpf weit auf. Auf den Flößen konnten sie hören, wie das Wasser in das geschlagene Wrack hineinströmte um das Zerstörungswerk zu vollenden. Während das Vorschiff beinahe augenblicklich versank, hob sich das Heck ein letztes Mal aus dem Wasser bevor es ebenfalls mit zunehmender Geschwindigkeit wegsackte. Trümmer sprangen aus dem Wasser. Zwei Seeleute, die im letzten Augenblick das Deck erreicht hatten und versuchten, schwimmend die Flöße zu erreichen, hatten Glück, nicht von Balken getroffen zu werden, die mit hoher Geschwindigkeit von unten auftrieben. Aber die gleichen Balken gaben ihnen auch Halt als der Sog einsetzte. Zum Glück war er nicht mehr so stark, denn das Schiff war ja bereits zu einem großen Teil mit Wasser gefüllt.
Für diejenigen, die immer noch im Rumpf gefangen waren, war die hereinstürzende Flut die gnädigste Weise zu sterben. Andere saßen immer noch hinter verzogenen wasserdichten Schotten fest als die Kurland auf Tiefe ging. Sie sollten erst später in der Dunkelheit vom Druck zerquetscht werden.
Dann mit einem lauten Zischen, als würden Dutzende von Kesseln Dampf ablassen, erlosch das Feuer auf dem Mitteldeck, erstickt von der lauwarmen See. Plötzliche Dunkelheit umfing die Männer auf den Flößen. Mit Rufen versuchten sie, die beiden im Wasser treibenden Kameraden zu finden, aber nur einer konnte gefischt werden, den anderen verloren sie in der Nacht.
Noch immer feuerte der Kreuzer, aber gleichzeitig entfernte er sich auch. Mit mäßigem Interesse sahen die Männer, dass auch der Brite brannte. Worauf er auch immer schoss, dieses Mal war er nicht ungerupft davongekommen. Aber sie waren zu erschöpft um daran noch großes Interesse aufzubringen. Selbst die ständigen Forderungen des zweiten Offiziers, die Flöße aneinander zu binden oder sich um die Verletzten zu kümmern, empfanden sie als Qual.
Dann, eine kurze Zeit später, stellte der Kreuzer das Feuer ein und verschwand nach Osten. Eine Viertelstunde später schien das Wasser in der Nähe der Flöße plötzlich zu kochen und nach und nach erschienen ein Turm und ein flacher Rumpf. U-68 hatte die Überlebenden der Kurland gefunden, zu früh für die ersten Haie, die noch unentschlossen um die Öllache kreisten, die von dem gesunkenen Troßschiff übrig geblieben war.
23.Seetag – Entscheidungen
»LI nach oben!«, die Stimme des Kommandanten klang deutlich angesäuert aus dem Sprachrohr.
Der Leitende und der IWO in der Zentrale sahen sich für einen kurzen Augenblick überrascht an, dann nickte Hentrich mit geheucheltem Mitleid. »Die Stimme unseres Herrn und Meisters, besser Sie sputen sich, LI!«
Oberleutnant Wegemann klappte sein Notizbuch zu. »Ok, die Trimmlage stimmt wieder! Dann sehe ich mal zu, was der Alte will!« Er wandte sich um und begann, die Leiter emporzusteigen.
Der IWO sah sich in der Zentrale um. Es war relatic ruhig. Der Zentralemaat schien eher zu dösen und die Rudergänger hatten im Augenblick auch nichts weiter zu tun, als den befohlenen Kurs zu halten. Er lehnte sich etwas bequemer gegen den Kartentisch. Die Müdigkeit lag wie Blei in seinen Knochen, aber trotzdem brachte er es
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