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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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aus dem Wasser brach. Noch dreimal ruckte das Boot, dann waren alle Torpedos auf der Reise.
    Von Hassel drehte das Sehrohr noch einmal zur Kurland. Das große Schiff brannte mittschiffs und hatte schwere Schlagseite. Die starke Optik des Angriffssehrohrs ließ ihn Details erkennen, obwohl das Schiff mehr als acht Meilen entfernt war. Erschrocken sah er, wie wieder Wassersäulen hochgerissen wurden. Deutlich konnte er die Einschläge der schweren Artillerie sehen, gefolgt von einer Reihe kleinerer fedriger Wolken. Die englische Mittelartillerie hatte auch eingegriffen, auch wenn es für die Zehner noch zu weit war.
    Von Hassel begriff, dass er das Sehrohr zu lange oben ließ. Mit einer müden Handbewegung klappte er die Griffe nach oben und fuhr den Spargel ein. Dann raunte er nach unten: »Backbord 15! IWO, wir gehen auf Null-Null-Null!«
    Von unten kam die geflüsterte Bestätigung. Dann folgte die Stimme des IIWO, der unten mit der Stoppuhr in der Hand in der Zentrale stand. »Laufzeit ist gleich rum!«
    Von Hassel fuhr das Sehrohr erneut aus. Durch die beginnende Drehung musste er den Kreuzer erst wieder finden.
    Dieses Mal klang der Torpedoeinschlag deutlich anders als bei einem Frachter. Lauter, mehr nach Explosion! Der Kapitänleutnant sah eine Wassersäule mittschiffs an der Bordwand des Kreuzers in die Höhe springen, dann, einen Augenblick später eine zweite, weiter achtern. Und verblüfft sah er eine dritte Explosion auf der angewandten Seite des Kriegsschiffes! Wo der vierte Torpedo explodierte, konnte er nicht erkennen. Aber drei Treffer, daran hatten die Tommies was zu kauen! Er fuhr das Sehrohr wieder ein.
    »Was macht er! GHG?«
    Von unten erklang die Stimme des Funkmaates, der wieder am GHG saß, nachdem er den verletzten Motorenmaat versorgt hatte: »Er dreht ab, aber er geht mit der Fahrt hoch!«
    Also gut! Von Hassel konzentrierte sich wieder. Er hatte noch zwei Aale in den Heckrohren. Wenn er schnell war ... »IWO, Backbord zwanzig, bringen Sie uns auf drei-null-null, AK! GHG, weitermelden was er macht!« Er fuhr das Sehrohr wieder aus. Flammenzungen rissen den Kreuzer aus der Dunkelheit, dann dröhnte es auch schon, als würden Schmiedehämmer gegen die Stahlröhre schlagen.
    »Er dreht, Herr Kal...«, Rückert blieb die Meldung im Hals stecken.
    »Runter! Alarmtauchen! Runter auf sechzig Meter!«, von Hassel fuhr das Sehrohr ein und jumpte durch das Luk. Schnell verschloss er den zweiten Deckel während das Boot steil in die Tiefe kippte.
    An der Oberfläche schien das Stahlgewitter kein Ende nehmen zu wollen. Immer neue Explosionen hallten an der Wasseroberfläche. Aber schon nach wenigen Metern hörten die Erschütterungen auf, auch wenn der Lärm blieb.
    Alle Augen richteten sich auf den Kommandanten. Von Hassel schob sich die Mütze tiefer ins Genick. »Na, das ist aber mal ein gewitzter Hund! Seine ganze Artillerie ballert einfach dahin ins Wasser, wo er uns ungefähr vermutet. Alle Kaliber!« Er lauschte. Auch ohne Horchgerät waren die Einschläge der Zwanziger und der Zehner deutlich zu hören und dazwischen immer wieder eine Art schneller Plätschern. Anscheinend ballerte sogar die Flak hinter ihnen her. Besonders die Flak korrigierte er sich! Besonders die! Ein einziger Treffer ins Sehrohr würde das Boot blind machen. Na ja, nicht völlig blind. Sie hatten noch zwei andere Sehrohre. Aber es würde sie zumindest behindern, und vielleicht sogar, darauf hoffte der britische Kommandant, zum Auftauchen zwingen. Abgesehen davon, dass seine schweren Koffer das Boot, solange es in geringer Tiefe fuhr, durchaus schwer beschädigen konnten.
    »Dreißig Meter gehen durch!«
    Er entspannte sich etwas. Das wäre beinahe ins Auge gegangen! »Danke, LI! Bringen Sie uns auf sechzig. Da können wir in Ruhe abwarten, was weiter passiert. Aber wir haben ihn getroffen, Männer! Der hat jetzt andere Sorgen!« Mühsam zwang er sich zu einem Grinsen, obwohl er sich plötzlich todmüde fühlte. Aber die Nacht war noch nicht vorbei. Er setzte sich ins Schott. »Rückert? Wie sieht's aus, können Sie bei diesem Feuerwerk noch was hören?«
    Der Funker zuckte mit den Schultern. »Nichts genaues, Herr Kaleun! Er klingt anders, aber ich kann’s nicht feststellen, warum. Aber er hat es eilig, sich abzusetzen! Er läuft schon über zwanzig Knoten.«
    »Was ist mit der Kurland?«
    Eine weitere Reihe schwerer Explosionen hallte durch das Wasser, aber es waren Granaten, keine Wasserbomben. Damit konnte man ihnen

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