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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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nicht wehtun.
    »Ich weiß nicht genau. Ich dachte, ich hätte ein paar dumpfe Explosionen aus ihrer Peilung gehört, aber jetzt höre ich gar nichts mehr bei diesem Durcheinander!«
    Von Hassel nickte langsam. »Schon gut! Bleiben Sie dran!«
    Überrascht sah er eine Kaffeemug vor seinem Gesicht auftauchen. Adolf Schott, der Smut, griente verschmitzt. »Ich dachte, Sie könnten jetzt einen gebrauchen, Herr Kaleun!«
    Dankbar nahm er einen Schluck und stellte fest, dass der Koch es gut gemeint hatte und einen kräftigen Schluck Rum in den Kaffee gekippt hatte. Er grinste. »Danke, Smut! Der kommt jetzt gerade richtig!«
    Dann nickte er dem IWO zu: »Machen wir uns auf die Socken, Oberleutnant! Wir fahren zur Kurland. In null-null-null habe ich sie zuletzt gesehen!«
     
    Der letzte Akt hatte begonnen! Kaum, dass Stülpe den Befehl gegeben hatte, traf eine Granate seitlich den Brückenaufbau und detonierte an einem Träger im Deck unter der Brücke. Damit war das Nervenzentrum des Schiffes ausgeschaltet. Den Männern des Schiffssicherungstrupps, die sich auf durch das zertrümmerte Deck nach oben vorkämpften, bot sich ein Bild des Grauens. Der Rudergänger saß still an der Rückwand der Brücke, aber ein großer Blutstrom, der zwischen seinen Beinen hervorquoll sprach eine andere Sprache. Er starb noch bevor einer der Männer begreifen konnte, was geschehen war.
    Ein Melder war vom Druck der Explosion regelrecht zu Mus zerquetscht worden. Seine Überreste hatten sich ziemlich gleichmäßig auf die Backbordseite der Brücke verteilt. Dann geschah, was die Männer später als das Wunder des Tages bezeichnen würden. Die abgerissene Tür zum Kartenraum hob sich plötzlich an und der Fähnrich, der dem NO assistiert hatte richtete sich auf und schüttelte sich wie ein nasser Hund. Er hatte einen Schock, war aber ansonsten unverletzt.
    Korvettenkapitän Stülpe lag in der Steuerbordnock. Der Druck hatte ihn gegen eine Kompasstochter geschleudert und ihm das Rückgrat gebrochen. Trotz seiner Proteste packten die Männer ihn auf eine Trage und brachten ihn hinunter an Deck. Vom Rest der Brückencrew fanden sie keine Spur mehr.
    Der Befehl, das Schiff zu verlassen, war an alle weitergegeben worden, die man erreichen konnte. Aber das waren nicht alle Männer. Tief unten im Rumpf, im Artilleriemagazin steckten noch drei Mann, die gar nichts mitbekamen. Andere wiederum erfuhren von dem Befehl durch Sprachrohre und Telefone, aber als sie versuchten, an Deck zu gelangen, stellten sie fest, dass Schotten verklemmt waren, Räume geflutet oder das Feuer ihnen den Weg versperrte. Hilflos irrten sie durch den Rumpf auf der Suche nach einem Ausweg.
    Andere wussten von ihrer Not nichts. Nachdem Männer ihre Station verließen, brachen die Verbindungen zusammen. Niemand wusste mehr vom anderen. Aus einer Besatzung wurde ein Haufen Flüchtlinge, von denen nun jeder einzelne für sich kämpfte.
    An Deck versuchten einige Seeleute Rettungsflöße zu Wasser zu bringen, weil die Splitter und das Feuer alle Boote zerstört hatten. Aber immer wieder schlugen Granaten ein und Splitter sausten als tödliche Querschläger durch die Aufbauten.
    Mehrere Männer halfen dem Sani, die Verwundeten an Deck zu bringen. Verwundet waren mehr oder weniger alle, aber es gab etliche Schwerverletzte. Der Sanitätsmaat tat was er konnte. Er hatte im Laufe der vergangen Stunde geschient, gepflastert, verbunden und seinen gesamten Vorrat an Morphin verbraucht. Er wusste genau, dass kaum einer der Männer überleben würde, selbst wenn sie auf dem britischen Kreuzer schnellstens in die Hand von Ärzten kamen. Aber er wollte nichts unversucht lassen.
    Überrascht hob er den Kopf. Auch andere Männer hielten inne. Noch immer grollten die schweren Geschütze des Kreuzers. Das Getöse wurde sogar stärker. Immer wieder hob Mündungsfeuer die Silhouette mit den drei Schornsteinen aus der Dunkelheit hervor. Aber um sie herum krepierten keine Granaten mehr.
    Von irgendwo aus dem Rauch kam der Zweite Offizier. Er trug den Arm in einer provisorischen Schlinge und seine Mütze war auch bereits vor Stunden irgendwo verloren gegangen. Ein Splitter hatte eines seine Rangabzeichen sauber von seiner Schulter gerissen, er hinkte und aus einer Platzwunde an der Stirn sickerte etwas Blut, aber er grinste. Denn Oberleutnant Werner Hintze, vierundzwanzig Jahre alt, hatte das ungleiche Gefecht überlebt. Mit lauter Stimme feuerte er die benommenen Männer an: »Hurtig jetzt! Die

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