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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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arbeitete. Was den unbestreitbaren Vorteil brachte, dass ein getauchtes U-Boot das ASDIC der nahenden Schiffe nicht aus noch viel größerer Entfernung hören konnte als die Maschinen. Denn was niemand auf U-68 wissen konnte, war, dass vor Freetown eine U-Jagdgruppe operierte, die neue Jagdtechniken und neue Geräte erprobte.
    Die meisten dieser Geräte waren noch weit davon entfernt, in größeren Stückzahlen hergestellt zu werden. Sie fielen oft aus, waren bei schwerer See unzuverlässig und ihre Bedienung war alles andere als einfach. Aber es war ein Schritt in die richtige Richtung, und bevor die Geräte in den regulären Einsatz kommen konnten, mussten sie einfach erprobt werden. Nur, gab es einen besseren Test als die Praxis? Das kam sicher darauf an, wen man fragte. Auf U-68, das nun zum Versuchskaninchen für eine Gruppe U-Bootjäger wurde, hätte man dazu sicher eine andere Meinung gehabt, als auf den englischen Schiffen. Denn dort war man fest entschlossen, das Boot zur Strecke zu bringen. Es geschah schließlich selten genug, dass die englischen Schiffe ein U-Boot stellen konnten, jenen unsichtbaren Killer, der sie plötzlich überall zu bedrohen schien. Nur selten konnten sich englische Geleitboote sicher sein, dass kein U-Boot in der Nähe war. Es war ein Gegner, der aus dem Dunkel zuschlug, unvermittelt und ohne Vorwarnung. Der Krieg war noch neu. Die großen Bombenangriffe auf englische Städte sollten erst noch kommen, aber U-Boote, die hatten sie bereits hassen gelernt!
    Die Zeit war abgelaufen. Die beiden Sloops hatten ihren Kreis vollendet und steuerten in Dwarslinie wieder die Position an, an der sich laut ihrem ASDIC das U-Boot langsam und leise versuchte davonzuschleichen. Der Killer! Doch dieses Mal war der Kraut der Gejagte! Dieses Mal würden sie es ihm heimzahlen. Als sie den Kontakt überliefen, flogen die schweren Bomben aus den Werfern und jeweils zwei weitere rollten von den Heckschienen. Jede Wasserbombe hatte nur etwa 140 Kilo Sprengstoff. Es waren einfache runde Fässer mit einem Druckzünder, der in der vorher eingestellten Tiefe die Ladung zünden würde. Alles in allem eine weder beeindruckende noch eine besonders präzise Waffe. Aber nun sanken ein Dutzend davon dem Meeresgrund entgegen. Weit über eineinhalb Tonnen Amatol machten sich auf den Weg, die schützende Tiefe in ein Inferno zu verwandeln.
     
    »Wasserbomben!«
    »Backbord zwanzig! Beide AK!« Von Hassel bemühte sich, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben, aber wie jeder Mann, der die Warnung gehört hatte, griff auch er instinktiv nach Halt. Achtzehn Sekunden, sechzig Meter. Nur dieses Mal hatten sich die Tommies Zeit genommen, eine geradezu schulbuchmäßige Formation einzunehmen. Die beiden kleineren Schiffe hatten in einer dichten Dwarslinie nur rund eineinhalb Kabellängen entfernt voneinander, angegriffen. Das Ergebnis war ein Teppich aus Wasserbomben. Alles was von Hassel tun konnte, war, so schnell wie möglich den Teppichrand zu erreichen indem er mit voller Fahrt auf den spitzen Winkel der Formation zudrehte. Er wusste sehr genau, dass die Tommies sein Boot gar nicht direkt zu treffen brauchten. Die Hülle stand durch den Wasserdruck sowieso unter einer hohen Belastung. Wenn eine Bombe nahe genug krepierte, würde alleine der Explosionsdruck tödlich sein. Niemand wusste genau, wie nah »nahe genug« war, und es änderte sich auch mit der Wassertiefe, denn die Hülle hatte in größerer Tiefe größerem Druck standzuhalten, andererseits hatte die Druckwelle einer Explosion ebenfalls den größeren Wasserdruck zu überwinden. Es gab keine feste Zahl, die zwischen Leben und Tod entschied, und so sprach man meistens nur vom tödlichen Radius. »Tödlicher Radius« klang gut, irgendwie technisch sauber. Das hatte nichts zu tun, mit einem zerfetzten Druckkörper, auftreibendem Öl und Leichenresten der Besatzung, die plötzlich in dieser Brühe aufschwammen. »Tödlicher Radius« war ein schöner sauberer Begriff.
    Dieses Mal explodierten die Bomben beinahe gleichzeitig. Ein kurzes hartes Stakkato dumpfer Detonationen. Das Boot bäumte sich auf und geriet außer Kontrolle. Der Druckkörper verstärkte das Donnern zu einem Lärm, der alleine schon Schlägen mit Schmiedehämmern gleichkam. Schwer rollte das Boot herum und richtete den Bug nach oben, der fernen Wasseroberfläche entgegen. Aber das Wasser im Heck, das durch die Wellendichtung eindrang, zog es nach unten in den Schlamm.
    Die letzten Glühbirnen

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