Brennender Stahl (von Hassel)
fetzten auseinander. Eine Niete wurde vom Wasserdruck ausgedrückt und sauste als Querschläger durch den Feldwebelraum. Für Augenblicke fiel auch die Notbeleuchtung aus, aber einige Männer hatten die Taschenlampen bereits griffbereit. Gespenstisch leuchteten die Lichtstrahlen durch die Finsternis und rissen einzelne Details heraus. Angespannte Gesichter, Salamis, die durch den Raum flogen, Glassplitter und Konservendosen, die aus der achteren Toilette rollten, deren Tür aufgesprungen war.
Männer fluchten, schrien und versuchten, in dem Durcheinander Halt zu finden. Irgendwo ertönte ein unheilverkündendes Zischen. Jemand brüllte: »Wassereinbruch!« Ein anderer Mann schrie einfach schmerzerfüllt auf, als er in einen unter Druck stehenden Wasserstrahl geriet, der durch einen winzigen Riss eindrang. Bei fast zweihundert Metern Tiefe waren das zwanzig bar Drucks. Genug, um Haut und Knochen zu durchtrennen, wie der unglückliche Seemann feststellte.
Von Hassel spürte, wie das Boot nach achtern wegsackte. Er wusste nicht warum, aber er begriff, dass irgendwo achtern Wasser eindrang. Zwanzig Meter bis zum Grund! Nur zwanzig Meter! An der Unterseite achtern war das Boot am Verletzlichsten. Dort lagen die meisten der Außenbordsverschlüsse. »LI, Öl raus! Runter an den Grund!« Die letzten Explosionen verklangen!
Oberleutnant Wegemann sah ihn kurz an und nickte dann. »Los, Fischer, raus mit dem Zeug. Ordentlich, fünf Tonnen!«
Fischer, der Mann, der durch seine Verstopfung für Furore gesorgt hatte, begann, an den Ventilen zu drehen. Der LI strich ihn aus seinen Gedanken und kümmerte sich um das nächste Problem: »Zellen Eins, Zwo, Drei, Vier! Schnellentlüftung!«
Von Hassel wischte sich den Schweiß von der Stirn und nickte dem LI anerkennend zu: »Nicht schlecht, das müssten sie oben bemerken!«
Wegemann verzog das Gesicht. »Fünf Tonnen Öl und ein Blasenschwall. Das sollte sie etwas bluffen!« Er wandte sich um: »Maschinen Stopp!«
»Ruhe im Boot!«
Doch der Befehl war vergebens. Zu viele Männer arbeiteten gleichzeitig an zu vielen Stellen. Leiser ging es eben nicht!
Mit einem sanften Ruck schlug das Boot in den schlammigen Meeresboden.
Der IIWO war ohne Befehl nach achtern gegangen um nach dem Rechten zu sehen. Bootsmann Volkerts und ein paar Seeleute verkeilten im Licht zweier Taschenlampen den Riss in der Druckröhre bereits mit einem Balken. Querschnitt verringern. Dicht würden sie den Riss sowieso nicht bekommen, aber sie konnten verhindern, dass mehr Wasser als notwendig eindrang.
Die Notbeleuchtung sprang wieder an. Viele der Männer sahen sich verdutzt an, als könnten sie es nicht fassen, noch am Leben zu sein.
»Rückert, was machen die Burschen?«
Die Stimme des Funkers am GHG klang fast verzweifelt: »Die beiden Kleinen drehen, der Zerstörer läuft an!«
Tatsächlich konnten sie die Schrauben des Kriegsschiffes bereits ohne Horchgerät hören. Der Zerstörer kam, um ihnen den Rest zu geben. Schweigen legte sich über das Boot. Fäuste mit Werkzeug senkten sich langsam. Irgendwo murmelte eine Stimme: »Jetzt, wie auch in der Stunde unseres Todes!« Dann traf ein weiterer Ping den Rumpf. Von Hassel lauschte. Es hatte etwas dumpfer geklungen.
Lauter und immer lauter mahlten die Schrauben des ältlichen Zerstörers. Dann entfernten sie sich wieder. Die Männer griffen nach jedem erreichbaren Halt!
Wieder wummerten die Wabos durch die Tiefe. Das Boot wurde erschüttert, rollte in seinem Schlammbett hin und her. Aber neue Schäden blieben aus. Nach ein paar Augenblicken erklang nur noch das Rauschen von Wasser, als die See in die Löcher zurückströmte, die von den Explosionen in Wasser gerissen worden waren. Stille senkte sich über das Boot.
Aber die Ruhe war nicht von Dauer. Schwere Hammerschläge dröhnten von achtern und dann, völlig unvermittelt hörten sie ein unmenschliche Heulen!
Von Hassel wandte sich zum achteren Kugelschott um und blieb mit offenem Mund einfach stehen. Der Elektro-Willi, nur noch bekleidet mit seinem Tauchretter, stieß die Männer im Feldwebelraum bei Seite und versuchte sich seinen Weg nach vorne zu erkämpfen. Und die ganze Zeit heulte er dabei wie ein Tier! Seine Stimme hatte nichts Menschliches mehr! Erst als der Schmadding ihn mit einem Schraubenschlüssel niederschlug, verstummte er. Schockiert blickten die Männer auf das bewusstlose Bündel Mensch.
Er starrte auf seine Füße. Langsam stieg das Wasser weiter, aber er brachte es
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