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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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visionär.«
    Oscar unterbrach die Verbindung. »Die spielen in Louisiana französische Popmusik«, wandte er sich an seine ungerufene Zuhörerschaft.
    Albert Gazzaniga kratzte sich am Kopf. »Ein tolles Ding! Und weiter?«
     
    Die Crux bei der Sache war natürlich das Geld. Es ging immer ums Geld. Geld war die Muttermilch der Politik. Und obwohl die Wissenschaftspolitik auf einem ganz anderen Blatt stand als die herkömmliche Politik, so war Geld doch auch hier die Muttermilch.
    Bei jedem Streik ging es im Grunde um wirtschaftliche Macht. Alle Streikenden erklärten kühn, sie seien bereit, ihre Arbeitgeber auszuhungern, und wenn sie dies mit einer entsprechend schlechten Presse und moralischem Druck untermauern konnten, behielten sie bisweilen Recht.
    Deshalb fiel die Erklärung leicht, dass Greta und ihre Mannschaft bereit waren, umsonst zu forschen, dass sie um nichts baten und sich weigerten, etwas anderes abzuliefern als die Ergebnisse, die sie selbst für wissenschaftlich relevant erachteten. Es war ein Kreuzzug. Doch auch ein Kreuzzug brauchte ständig Geld.
    Daher suchten sich Oscar, Yosh und der allgegenwärtige Kevin einen stillen Winkel in der Hotelküche und redeten über die Finanzen.
    »Wir könnten bei Bambakias ein paar Millionen lockermachen, um uns über die Runden zu bringen«, sagte Pelicanos. »Schließlich hat er ja genug.«
    »Vergiss es«, meinte Oscar. »Der Senat ist zwar ein Milliardärsclub, aber wenn die anfangen, das Land aus der eigenen Tasche zu finanzieren, wäre das Feudalismus. Feudalismus ist unprofessionell.«
    Pelicanos nickte. »Okay. Dann müssen wir die Mittel selbst aufbringen. Wie wäre es mit den Standardmethoden? Persönliche Anschreiben. Sponsorenessen. Tombolas, Garagenverkäufe, Wohltätigkeitsveranstaltungen. Wie wären da die Aussichten?«
    »Also, wenn es sich um einen normalen Wahlkampf handeln würde…« Oscar rieb sich nachdenklich das Kinn. »Dann würden wir die Ehemaligen ihrer Uni ansprechen, jüdische Gemeinden, wissenschaftliche Vereinigungen… Und natürlich die Lieferanten des Labors. Im Moment sind sie verständlicherweise nicht gut auf uns zu sprechen, aber wenn die Anlage geschlossen werden sollte, bleibt ihnen gar nichts mehr. Wenn wir ihnen mit vollständiger Schließung drohen, könnten wir sie vielleicht dazu bewegen, uns ein bisschen Geld zu geben.«
    »Gibt es irgendwelche reichen Wissenschaftler, die der Oberschicht angehören? Es muss doch ein paar reiche Wissenschaftler geben, oder?«
    »Klar – in Asien und in Europa.«
    »Ihr denkt einfach in zu kleinem Maßstab«, frotzelte Kevin.
    Oscar blickte ihn nachsichtig an. Er mochte Kevin mittlerweile richtig gern. Kevin arbeitete hart; er war Herz und Seele des übelsten Aspekts ihres Coups. »Welcher Maßstab schwebt Ihnen denn vor, Kevin?«
    »Ihnen ist gar nicht klar, was Sie hier eigentlich haben. Das Labor bietet perfekte Bedingungen für eine Nomadenversammlung. Das ist, als hätte man den Ort mit Straßensperren abgeriegelt. Weshalb fordern Sie nicht sämtliche Wissenschaftler Amerikas auf, hierher zu kommen und sich Ihnen anzuschließen?«
    Oscar seufzte. »Kevin, haben Sie Nachsicht mit uns. Sie zäumen das Pferd von hinten auf. Die Sache ist doch die, dass wir uns bemühen, zweitausend im Streik befindliche Personen zu ernähren und zu versorgen. Mit einer Million Menschen wären wir erledigt.«
    »Nein, keineswegs«, widersprach Kevin. »Wenn sich Ihnen eine Million Wissenschaftler anschließen würden, wäre das kein Streik mehr. Das wäre eine Revolution. Sie würden nicht bloß dieses eine staatliche Labor übernehmen. Sie würden die ganze Stadt übernehmen. Wahrscheinlich sogar das ganze County. Vielleicht sogar einen Großteil des Landes.«
    Pelicanos lachte. »Und wie sollten wir eine solche Horde schmarotzender Wissenschaftler versorgen?«
    »Mithilfe der Nomaden, Mann. Wer sonst könnte so viele Menschen ohne Geld versorgen? Sie öffnen die Schleusen und bieten ihnen Unterschlupf an. Sie führen sie herum, Sie zeigen ihnen all die hübschen Pflanzen und Tiere. Sie schaffen ihnen endlich mal die Cops und Behörden vom Hals und weisen ihnen eine Rolle in Ihrer eigenen Unternehmung zu. Die Prolos wären die Versorgungseinheit Ihrer Eierkopftruppen. Das ist die Macht des Volkes, verstehen Sie, die Macht der Straße. Das ist eine Belagerungsarmee, wie auch Huey sie gerne einsetzt.«
    Oscar lachte. »Die würden die Anlage auseinandernehmen!«
    »Klar, das könnten sie tun –

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