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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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sind.«
    »Diese Art Glück kann ich mir im Moment nicht leisten.«
    Unvermittelt lachte sie. »Also gut. Sie haben Recht, ich habe auch Recht. Wir werden das alles überleben. Irgendwann wird alles wieder in Ordnung kommen. Daran glaube ich noch immer, Sie nicht? Grübeln Sie nicht so viel. Seien Sie nachsichtig mit sich. Okay?«
    »Okay.«
    Sie unterbrach die Verbindung. Oscar stand auf und streckte sich. Das mit Clare hatte sie bestimmt nicht ernst gemeint. Sie neckte ihn bloß ein wenig. Er hatte sie vorübergehend aus ihrem Unglück erlöst; Lorena war nach wie vor eine Spielerin, ihr gefiel die Vorstellung, dass er noch immer ihrem Team angehörte und dass sie sich um ihn sorgte. Er hatte es geschafft, sie für kurze Zeit abzulenken. Es war eine gute Idee gewesen, bei ihr anzurufen. Er hatte alten Freunden einen Gefallen getan.
     
    Oscar machte sich daran, sein Vermögen zu liquidieren. Jetzt, da Pelicanos sich nicht mehr um seine Konten und Anlagen kümmerte, war der Zeitbedarf einfach zu groß. Und tief in seinem Innern wusste er, dass Geld im Moment eine Belastung darstellte. Er ermutigte Tausende von Menschen, sich aus der herkömmlichen Wirtschaft auszuklinken und eine ihnen völlig fremde Lebensweise anzunehmen, während er selbst abgesichert war. Huey hatte bereits ein paar spitze Kommentare dazu abgegeben; der Umstand, dass Huey selbst ein Multimillionär war, vermochte seine sarkastischen öffentlichen Ausfälle nicht zu verhindern.
    Außerdem hatte Oscar nicht vor, das Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Er beabsichtigte, damit die Forschung zu unterstützen – solange, bis kein Geld mehr übrig wäre.
    Pelicanos’ Fortgang hatte erhebliche Auswirkungen auf das Team. Als Majordomus war Pelicanos die Stütze der Mannschaft gewesen und hatte stets der Stimme der Vernunft Gehör verschafft, wenn Oscar übers Ziel hinausschoss.
    Oscar versammelte sein Team im Hotel, um die Lage zu klären und offen über alles zu reden. Als Erstes verdoppelte er die Gehälter. Die Angestellten sollten dies als Gefahrenzulage betrachten. Sie wären im Begriff, auf unbekanntes Gebiet vorzustoßen und dabei hohe Risiken einzugehen. Aber wenn sie Erfolg hätten, wäre dies der größte politische Erfolg ihres Lebens. Er schloss seine aufmunternde Ansprache mit ein paar Floskeln.
    Einige kündigten daraufhin. Sie nahmen das Reisegeld in Empfang und verabschiedeten sich. Audrey Avizienis kündigte; sie war seine Oppositionsrechercheurin und viel zu skeptisch und nüchtern, um unter derart dubiosen, halbgaren Bedingungen zu bleiben. Bob Argow kündigte ebenfalls. Er war Systemadministrator und tat seine Beschwerden deutlich kund: absurde Sicherheitsvorgaben seitens Kevin Hamiltons und Horden selbsternannter Netzgötter auf Seiten der Moderatoren, die programmierten, wie sie Kleider herstellten: von Hand, krumm und schief und immer bloß einen Stich auf einmal. Auch Negi Estabrook nahm ihren Abschied. Es hatte keinen Sinn mehr, für eine derart dezimierte Mannschaft zu kochen, außerdem ernährten sich die Nomaden hauptsächlich von Schweinefraß aus dem Labor. Rebecca Pataki ging ebenfalls. Sie fühlte sich fehl am Platz und mehr oder weniger verlassen, außerdem hatte sie Heimweh nach Boston.
    Somit blieben Oscar nur noch vier hartnäckige Gefolgsleute. Fred Dillen, der Hausmeister, Corky Shoeki, der Roadie und neue Majordomus, und seine Sekretärin und Terminplanerin Lana Ramachandran. Dazu kam noch seine Imageberaterin Donna Nunez, die vernünftigerweise erklärte, sie wolle deshalb bleiben, weil das Labor im Hinblick auf sein Image gerade interessant werde. Also gut, dachte er grimmig; er hatte nur noch vier Leute, da würde er halt von vorne anfangen. Außerdem blieb ihm ja noch Kevin. Und im Laboratorium liefen zahllose verwendbare Leute herum. Und er arbeitete für den Präsidenten. Er würde den NSR um Hilfe bitten.
     
    Zwei Tage später traf Hilfe vom Nationalen Sicherheitsrat ein. Die persönlichen Beauftragten des Präsidenten hatten dem Labor endlich militärische Unterstützung geschickt. Die Militärhilfe traf ein in Gestalt eines jungen Lieutenant Colonel der Air Force aus Colorado. Es war der Mann, der Nachtschicht gehabt hatte, als Oscar entführt worden war und als Kevin in seiner Verzweiflung beim Präsidenten angerufen hatte.
    Der Lieutenant Colonel war ein aufrechter, schneidiger Mann mit stahlgrauem Blick. Er war in voller Uniform und hatte ein scharlachrotes Barett auf. Auch drei Fahrzeuge hatte er aus

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