Brennendes Land
eines Genlabors. Man hätte es in Stanford oder Raleigh bauen sollen oder an der Route 128. Dougal überzeugte nun die Verantwortlichen, das Labor im Niemandsland zu bauen, tief im Pinienwald. Dabei scheute er auch vor Panikmache nicht zurück. Er beschwatzte den Kongress, eine riesige, luftdicht abgeschlossene Sicherheitskuppel mit allen möglichen Sicherheitsvorkehrungen zu bauen, damit er die Taschen einer Clique von Zulieferern für den militärischen Bereich füllen konnte, die vom Geldsegen abgeschnitten und dringend auf Regierungsaufträge angewiesen waren. Und die Leute liebten ihn dafür. Sie wählten ihn wieder und wieder, obwohl er überhaupt keine Ahnung von Biotechnik hatte. Die Einwohner von Osttexas waren einfach zu rückständig, um eine Genindustrie aufzubauen, und daran vermochten auch massive Geldzuwendungen seitens der Regierung nichts zu ändern. Daher wanderten alle Spin-offs über die Staatsgrenze und landeten in den Taschen von Dougals Intimfreund und Gefolgsmann, einem skrupellosen Demagogen aus dem Cajun-Land. Green Huey ist ein Populist der übelsten Sorte. Er glaubt wirklich, die Gentechnik gehöre von Rechts wegen in die Hände von kaum des Lesens kundigen Sumpfbewohnern.«
Er sah Greta an. Sie hörte ihm zu.
»Daher hat Huey vorsätzlich – und ich muss zugeben, dass er dabei eine gewisse Genialität an den Tag gelegt hat – die besten Entdeckungen des Labors in Plug-and-Play-Rezepte umgemünzt, die selbst ein zwölfjähriges Kind anwenden könnte. Er hat in Louisiana mehrere stillgelegte Ölraffinerien übernommen und brodelnde gentechnische Hexenkessel daraus gemacht. In Louisiana darf jeder ungestraft mit der DNS herumpfuschen. Und weißt du was? Die Louisianer sind außergewöhnlich gut darin. Sie haben sich auf die Gentechnik gestürzt wie die Bisamratten ins Wasser. Auf dem Gebiet sind sie richtige Naturtalente. Sie lieben sie! Sie lieben Huey für das, was er ihnen gegeben hat. Huey hat ihnen eine neue Zukunft eröffnet, und sie haben ihn zum König gemacht. Die Macht hat ihn um den Verstand gebracht, er regiert den Staat vor allem auf Grund von Verordnungen. Niemand wagt es, ihn zur Rechenschaft zu ziehen.«
Greta war blass geworden.
»Die Texaner haben Dougal nie abgewählt. So etwas würden die Texaner niemals tun. Es ist ihnen egal, wie sehr er sie bestohlen hat, er ist ihr Schutzherr, ihre Trutzburg, ihr Gottvater, er hat alles für Texas getan, und das reicht ihnen. Er hat gesoffen, bis die Leber schlapp machte, und konnte am Ende keine Entscheidungen mehr treffen. Dougal ist also endlich weg von der Bühne. Aber weißt du auch, was das für euch bedeutet?«
»Was denn?« fragte sie.
»Es bedeutet, dass die Party vorbei ist. Der Unterhalt dieser riesigen Gurkenkonstruktion verschlingt ein Vermögen, viel mehr, als dem wahren Nutzen der Anlage entspricht, und das Land ist pleite. Wer heutzutage genetische Forschung betreibt, tut dies zu niedrigen Kosten und in ganz normalen Gebäuden. Und zwar in einem anderen Wahlkreis.«
»Aber die Tiere«, sagte sie. »Die gentechnischen Anlagen.«
»Das ist das Tragische dabei. Man kann eine bedrohte Tierart nicht durch Klonen retten. Ich gebe zu, es ist besser, als dass sie vollständig ausgelöscht wird und für immer verloren geht. Aber das sind Kuriositäten, Sammlerstücke für die Superreichen. Eine lebende Spezies, das ist nicht bloß der DNS-Code, sondern die ganze Bandbreite einer großen, frei lebenden Population plus die erworbenen Verhaltsweisen, die Beutetiere und die natürlichen Feinde, und dies alles in einer natürlichen Umgebung. Auf Grund des Klimawandels aber gibt es keine natürliche Umgebung mehr.«
Als er sich aufsetzte, quietschten die Bettfedern. »Das Klima ist im Fluss. Man kann nicht ganze Biotope unter luftdichten Kuppeln einschließen. Heutzutage gedeihen vor allem zwei Pflanzenarten: genmanipuliertes Getreide und schnell wachsendes Unkraut. Daher gibt es so viel Bambus und Kudzu auf der Welt, und das hat nichts mit dem vom Aussterben bedrohten Frauenschuh zu tun und seiner kostbaren Ökonische auf irgendeinem gottverlassenen Berg. Politisch gestehen wir uns dies nur ungern ein, denn es bedeutet, das ganze Ausmaß unserer Verbrechen gegen die Natur anzuerkennen, aber dies ist die ökologische Realität. Das ist die Wahrheit, die du von mir hören wolltest. Das ist die Realität. Unmengen von Geld für die Bewahrung einiger Humpty-Dumpty-Eier auszugeben, das ist nichts weiter als eine gut gemeinte
Weitere Kostenlose Bücher