Brennendes Land
sprang hindurch, kam wieder hervorgerannt, packte Moira beim Handgelenk und zerrte sie ins Haus. Er schlug die Tür hinter ihnen zu.
»Sind Sie verletzt?« fragte er.
»Er hat meine Handtasche getroffen!«
Sie zitterte heftig. Oscar untersuchte sie. Schenkel, Rock, Hut, Jacke. Keine Einschusslöcher, kein Blut.
Plötzlich bekam Moira weiche Knie und sackte zusammen. Auf der Straße ertönte Sirenengeheul.
Oscar hängte sorgfältig den Hut auf und setzte sich kameradschaftlich auf den Boden, die Arme um die Knie gelegt. Es war wundervoll, wieder zu Hause zu sein; das Haus war alt und verstaubt, aber der Geruch war vertraut und tröstlich. »Alles okay, es ist vorbei«, sagte er. »Die Straße ist sehr sicher. Die Polizeidrohnen haben ihn sich geschnappt. Ich stelle mal eben die Haussteuerung an, dann schaue ich draußen nach.«
Moira war ganz grün im Gesicht.
»Moira, es ist alles in Ordnung. Ich bin sicher, man hat ihn geschnappt. Haben Sie keine Angst. Ich bleibe bei Ihnen.«
Keine Antwort. Sie war völlig verängstigt. Auf ihrer Unterlippe haftete ein kleiner Speicheltropfen.
»Das tut mir wirklich leid«, sagte er. »Der Anschlag ist auf die Hetze im Netz zurückzuführen. Das ist das Gleiche wie im Laboratorium. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass diese Verrückten mein Haus überwachen würden. Hätte ich Fontenot dabei gehabt, wäre das nicht passiert.«
Moira kippte nach hinten und bumste mit dem Kopf gegen die Wandtäfelung. Oscar streckte die Hand aus und klopfte mit den Knöcheln gegen die massive Haustür. »Kugelsicher«, erklärte er. »Wir sind hier in Sicherheit, alles in Ordnung. Ich brauche bloß einen neuen Sicherheitsbeauftragten. Ich hätte gleich einen einstellen sollen. Ich habe die falschen Prioritäten gesetzt. Tut mir Leid…«
»Mir ist schlecht!« jammerte sie. »Ich werd gleich ohnmächtig!«
»Ich hole Ihnen was. Brandy? Eine Magentablette?«
An der Tür würde mehrmals laut geklopft. Moira schreckte zurück und verlor dabei einen Schuh. »O mein Gott! Nein! Nicht aufmachen!«
Oscar schaltete die Videoüberwachung ein. Auf dem Bildschirm sah man ein funkelndes Polizeimotorrad und eine Bostoner Polizistin mit Rangabzeichen, Helm und blauer Wolljacke. Oscar drückte auf den Knopf der Sprechanlage. »Kann ich Ihnen helfen, Officer?«
Die Polizistin sah auf den Bildschirm ihres Notepads. »Spreche ich mit Mr. Valparaiso?«
»Ja, Officer.«
»Bitte machen Sie auf. Polizei.«
»Dürfte ich bitte Ihre Dienstmarke sehen?«
Die Polizistin zeigte eine holografische Ausweiskarte vor, die sie als Sergeant Mary Elizabeth O’Reilly auswies.
Oscar öffnete die Tür, die gegen Moiras Kniescheibe stieß. Moira zuckte heftig zusammen und rappelte sich mit geballten Fäusten hoch.
»Bitte kommen Sie herein, Sergeant O’Reilly. Danke, dass Sie so rasch gekommen sind.«
»Ich war gerade in der Gegend«, sagte die Polizistin und trat ein. Sie schwenkte den behelmten Kopf und nahm die Diele auf Video auf. »Gibt es Verletzte?«
»Nein.«
»Die Überwachung hat die Projektile geortet. Offenbar hat man auf Sie gezielt. Ich habe mir die Freiheit genommen, die Aufzeichnungen zu überprüfen. Sie und diese Frau hatten einen Streit.«
»Das ist nicht ganz zutreffend. Ich bin Senatsangestellter, und es handelt sich um einen Mordversuch.« Oscar deutete auf Moira. »Unser so genannter Streit war rein privater Natur.«
»Würden Sie mir bitte Ihren Ausweis zeigen.«
»Natürlich.« Oscar zückte die Brieftasche.
»Nein, nicht Sie, Mr. Valparaiso. Ich meine die hier nicht wohnhafte Weiße.«
Moira tastete reflexhaft nach der Handtasche. »Er hat in die Tasche geschossen…«
Oscar versuchte es mit sanfter Überredung. »Aber der Ausweis ist doch bestimmt noch drin? Sie müssen der Bitte der Sicherheitsbeamtin nachkommen. Sie müssen ihr den Ausweis zeigen.«
Moira starrte ihn mit geröteten Augen an. »Sie sind ja komplett wahnsinnig. Sie sind komplett wahnsinnig!«
Oscar wandte sich an die Polizistin. »Ich bürge für sie, Officer. Sie heißt Moira Matarazzo, sie ist mein Gast.«
»So können Sie nicht reagieren!« kreischte Moira. Sie versetzte ihm einen Schubs, drückte gegen seine Schulter. »Er wollte sie umbringen ! «
»Aber der Schuss ging daneben.«
Moira schwenkte beidhändig die Handtasche und drosch auf ihn ein. »Zeigen Sie gefälligst Angst, Sie Blödmann! Zeigen Sie Angst, wie ich! Reagieren Sie normal ! «
»Schluss damit«, sagte die Polizistin
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