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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Kanu einen Schuss vor den Bug verpasst, doch die Chulo ließen sich nicht beeindrucken. »War das eine Waffe?«
    »Paul hat geschossen.«
    »Ich kann bei all dem Lärm kaum etwas verstehen. Warte kurz.«
    Die Sekunden schienen Jahre zu dauern. Trotz des geglückten Anrufs machte Gamay sich keine Illusionen. Auch bei einer erfolgreichen Ortung konnte es Tage dauern, bis ihnen jemand zu Hilfe kam. Wenigstens würde Austin wissen, was mit ihnen geschehen war. Dann meldete sich wieder Kurts Stimme, ganz ruhig und beschwichtigend. »Wir haben euch.«
    »Sehr gut. Ich muss jetzt aufhören!«, erwiderte Gamay und duckte sich, als ein Pfeil wie eine wütende Biene an ihrem Kopf vorbeisurrte.
    Während Paul und Gamay anderweitig beschäftigt waren, hatten ihre Kanus sich quer zu den Wellen gestellt. Jetzt tauchten die beiden wieder ihre Paddel ein und lenkten die Boote herum.
    Beide Einbäume kamen gefährlich ins Wanken, doch sie glitten noch näher an die Fälle heran, wo die Gischt sie komplett einhüllen würde.
    Die Indios zögerten und stimmten dann ihren seltsamen Schlachtruf an. Die Jagd war vorbei. In jedem Bug kniete ein Bogenschütze und musste sich nur noch erheben, um die wehrlosen Ziele unter Beschuss zu nehmen.
    Paul war am Rande seiner Geduld angelangt. Er hob die Pistole und visierte Alarich an. Falls er den Anführer tötete, würden die anderen vielleicht die Flucht ergreifen. Francesca schrie etwas. Er dachte, sie wolle ihn von dem Schuss abhalten, doch die weiße Königin deutete auf die obere Kante der Wasserfälle.
    Über den Rand kam ein riesiges Insekt geflogen und sank eilig durch die Regenbögen und feinen Gischtschleier nach unten, bis es sich ungefähr dreißig Meter über dem See befand. Dort verharrte der Helikopter kurz, stieß dann herab und hielt genau auf die Indios zu. Die Chulo ließen ihre Waffen fallen und ergriffen panisch die Flucht.
    Paul senkte die Pistole und grinste Gamay zu. Dann lenkten sie die Boote in die ruhige Region des Sees. Der Hubschrauber flog einen weiten Bogen, kehrte zurück und blieb über den Einbäumen schweben. Aus der seitlichen Tür lehnte eine winkende Gestalt mit buschigem grauen Schnurrbart und tief liegenden Augen. Es war Dr. Ramirez.
    Das Telefon klingelte. Austin war dran. »Gamay, ist bei euch beiden alles klar?«
    »Uns geht’s gut«, sagte sie und lachte erleichtert. »Danke für das Taxi. Aber du musst uns unbedingt erklären, wie ihr das hinbekommen habt. Das war eine reife Leistung, sogar für den großen Kurt Austin.«
    »Weitere Einzelheiten später. Wir sehen uns morgen. Ich brauche euch hier. Stellt euch auf einen neuen Auftrag ein.«
    Aus dem Helikopter wurde eine Leiter herabgelassen.
    Ramirez bedeutete Francesca, sie solle als Erste hinaufklettern. Sie zögerte, packte dann jedoch eine der unteren Sprossen und stieg, so wie es einer weißen Göttin geziemte, in den Himmel empor, aus dem sie zehn Jahre vorher hinabgefahren war.

26
    Sandy Wheeler wollte gerade in ihren Honda Civic einsteigen, als der eigenartige Mann sie ansprach und in akzentbehaftetem Englisch fragte, wie er wohl zur Anzeigenabteilung der
Los Angeles Times
gelangen könne. Instinktiv drückte sie ihre Handtasche fester an den Körper und sah sich schnell um. Erleichtert erblickte sie auch noch einige andere Leute in der Garage der Zeitung. Sie war in L.A. aufgewachsen und an merkwürdige Gestalten gewöhnt. Doch seit sie an dieser verrückten Wasserstory arbeitete, war sie immer nervöser geworden, und sogar die niedliche 22er Automatik mit Perlmuttgriff, die in ihrer Tasche steckte, vermochte sie nicht völlig zu beruhigen. Der Fremde sah aus, als könnte er mit seinen stählernen Zähnen mühelos den Lauf der Waffe abbeißen.
    Wheeler hatte als Reporterin gelernt, auf einen Blick alles Wesentliche zu erfassen, und dieser Kerl dort vor ihr sah aus, als würde er bei den Schaukämpfen der amerikanischen Catcher als einer der Bösewichte fungieren. Er hatte ungefähr ihre Größe und hätte mit Hals sicher noch eindrucksvoller gewirkt. Der dunkelgrüne Trainingsanzug war einige Nummern zu klein für seinen vierschrötigen muskulösen Körper, der wirkte, als hätte man ihn aus Schrankteilen zusammengesetzt. Das rundliche grinsende Gesicht mit der dunkelblonden Bürstenfrisur erinnerte sie an eines der Ungeheuer aus Maurice Sendaks
Wo die wilden Kerle wohnen
. Nur hässlicher. Aber die Augen waren am ungewöhnlichsten. Die Iris war dermaßen dunkel, dass die Pupillen sich kaum

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