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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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sein.
    »Bitte fahren Sie fort«, sagte Kurt.
    Martin grinste breit. »Ich habe mehr als fünfzig Jahre auf diese Aufforderung gewartet.« Er starrte ins Leere, als würde die Szene sich vor seinem inneren Auge wiederholen. »Ich kann mich noch an ziemlich viele Kleinigkeiten erinnern. Es war im Frühling, und überall flatterten Rotkehlchen herum. Ich weiß noch, wie die Sonne sich in den blanken Knöpfen der Air-Force-Uniformen gespiegelt hat und wie es nach frisch gemähtem Gras und Erde roch. Ich stand mit meiner Mutter neben dem Sarg, hielt ihre Hand und fühlte mich in meinem Anzug ziemlich unwohl, weil es so warm und der Kragen so eng war. Die eintönige Ansprache des Geistlichen schien kein Ende zu nehmen. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet.« Er atmete abermals durch und versank noch tiefer in der Erinnerung. »Dann sah ich eine Bewegung, vielleicht von einem Vogel, und schaute über den Kreis der Trauergemeinde hinaus. Ein Mann war aus dem Schatten eines Baumes getreten. Er trug einen dunklen Anzug. Ich konnte sein Gesicht aus der Entfernung nicht deutlich erkennen, aber ich war mir sicher. Aufgrund einer alten Football-Verletzung hatte mein Vater nämlich die Angewohnheit, im Stehen sein Gewicht auf ein Bein zu verlagern, so dass er irgendwie gebeugt aussah.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Gar nichts. Er stand einfach da. Ich wusste, dass er mich ansah. Dann hob er seinen rechten Arm ein kleines Stück, als wolle er winken. Zwei Männer tauchten neben ihm auf und sagten etwas. Es sah aus, als würden sie sich mit ihm streiten. Dann gingen die drei zusammen weg. Ich wollte meine Mutter darauf aufmerksam machen, aber sie ließ mich nicht zu Wort kommen und sagte, ich solle still sein.«
    »Sind Sie sicher, dass es sich bei all dem nicht nur um das Wunschdenken eines kleinen Jungen gehandelt hat?«
    »Ja. Ich war so sehr davon überzeugt, dass ich meiner Mutter nach der Beerdigung alles erzählt habe. Sie fing an zu weinen.
    Mein Leben lang werde ich diese Tränen nicht mehr vergessen.
    Danach habe ich das Thema nie wieder zur Sprache gebracht.
    Sie war noch jung und hat später wieder geheiratet. Mein Stiefvater war ein netter Kerl. Er hatte Erfolg im Beruf, und die beiden konnten ein gutes Leben führen. Sie waren viele Jahre lang sehr glücklich miteinander.« Er lachte. »Ich war wie mein Vater.
    Meine Mutter wollte es mir ausreden, aber ich wurde Pilot, und diese Sache hat während all der Jahre an mir genagt. Ich habe Nachforschungen angestellt, aber nichts dabei herausgefunden, und war längst überzeugt, die Wahrheit würde nie ans Licht kommen. Dann tauchen Sie plötzlich auf und stellen diese Fragen.«
    »Was wissen Sie über die Arbeit Ihres Vaters?«
    »Er war ein erfahrener Pilot und wurde von der Avion Corporation angeworben, der Firma, die Northrop zur Herstellung der Deltaflügler gegründet hatte. Gleichzeitig behielt Dad seinen Status als Angehöriger der Air Force bei. Mehrmals kam er nur knapp mit dem Leben davon, denn das Konzept der Deltaflügler war zwar großartig, aber die damaligen Materialien und Kenntnisse ließen das Fliegen der Prototypen zu einer riskanten Angelegenheit werden. Daher war auch niemand überrascht, als seine Maschine abgestürzt ist.«
    »Sie waren damals sehr jung, aber können Sie sich noch erinnern, was er erzählt hat?«
    »Kaum. Meine Mutter sagte, er habe es geliebt, diese neuartigen Dinger zu fliegen, denn seiner Ansicht nach würden sie die Luftfahrt revolutionieren. Bei manchen Aufträgen hat er zudem ziemlich erregt gewirkt. Einmal ist er für mehrere Wochen von der Bildfläche verschwunden. Er sagte, man könne ihn während dieser Zeit nur im äußersten Notfall erreichen, und er würde sich nicht von selbst melden. Als er zurückkam, sprach Mom ihn auf seinen Sonnenbrand an. Er lachte und sagte, es sei wohl eher ein
Schnee
brand, aber er hat nie erklärt, was das heißen sollte.«
    »Hat er irgendwelche Unterlagen oder gar ein Tagebuch hinterlassen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Nach seinem Tod tauchte eine Horde von Air-Force-Leuten bei uns auf. Falls es irgendwelche Aufzeichnungen gab, haben die sie vielleicht mitgenommen. Sind diese Angaben für Sie in irgendeiner Form von Nutzen?«
    Austin dachte an sein Gespräch mit Fred Miller bei der Garber-Einrichtung zurück, vor allem im Hinblick auf die Vorläufer der späteren Tarnkappentechnologie. »Ich vermute, dass Ihr Vater für eine Geheimmission im Norden trainiert hat.«
    »Das alles ist mehr als

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