Brennendheiße Sehnsucht
grässlich, schwanger zu sein … dick und unförmig, mit Brüsten wie überdimensionale Marshmallows. Ich wollte keine Kinder … auch dieses nicht. Es ist nicht normal. Es kann nur schreien!“
Jemand musste eine Tür geöffnet haben, denn nun hörte Amber das Baby tatsächlich schreien – mit der ganzen Kraft seiner kleinen Lungen. Das Gebrüll klang herzzerreißend und zerrte gleichzeitig, wie sie zugeben musste, entsetzlich an den Nerven.
Die gemurmelte Antwort war bei dem Geschrei nicht zu verstehen. Sekunden später trat ein großer, schlanker, ausgesprochen vornehm wirkender Mann auf den Flur hinaus. Als er Amber bemerkte, warf er ihr einen gequälten Blick zu. Seine leuchtend blauen Augen erinnerten sie an Callums, obwohl die Farbe anders war. Kein Zweifel, vor ihr stand Eliot, Callums Onkel. Was für ein peinlicher Moment!
„Es tut mir leid, Mr. MacFarlane“, entschuldigte sie sich. „Ich bin Amber Wyatt. Callum hat mich auf die Ranch eingeladen. Ich wollte gerade zum Lunch hinuntergehen.“
Sie hätte Eliot gern weitere Peinlichkeiten erspart, doch seine Frau, die mehr wie seine Tochter aussah, kam hinter ihm her. Sie hielt das weinende Baby im Arm, und Amber fürchtete, sie würde es ihrem Mann jeden Augenblick vor die Füße werfen.
„So ist es richtig. Geh nur und lass mich allein!“, schrie sie zornig und zugleich voller Verachtung. „Geh, Eliot, denn zu mehr taugst du nicht. Überlass mich getrost meinem Schicksal!“
Eliot war zu verlegen, um zu antworten, aber Janis hatte Amber schon entdeckt. „Wer, zum Teufel, sind Sie?“, fragte sie in einem Ton, der jeden Einbrecher verscheucht hätte.
„Mein Gott, Janis, das ist Miss Wyatt … Cals Hausgast!“
„Aha.“ Janis lachte unfroh. „Wie Sie sehen, haben Sie uns in einem ungünstigen Moment erwischt, Miss Wyatt. Sind Sie verheiratet?“
„Nein.“ Amber schüttelte den Kopf. Sie hatte sich das Haar zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr über den Rücken hing.
„Es ist nicht so, wie es wirkt“, fuhr Janis bitter fort, ohne Amber aus den Augen zu lassen. „Ich bin nicht mehr ich selbst.“
Amber fragte sich, wie dieses Selbst beschaffen sein mochte. Janis MacFarlane sah gut aus, ließ aber jede Spur von Sanftheit oder Wärme vermissen. Sie hatte langes dunkles Haar und große braune Augen, die das fein geschnittene Gesicht beherrschten. Ihre Magerkeit war erschreckend.
„Soll ich Ihnen den Jungen kurz abnehmen, Mrs. MacFarlane?“, fragte Amber. Der arme Kleine hatte bereits ein krebsrotes Gesicht und fuchtelte verzweifelt mit den Ärmchen. Er musste sich hundeelend fühlen. Amber konnte den Anblick kaum ertragen.
„Bitte, nehmen Sie ihn“, antwortete Janis mit einem harten Lachen. „Aber wohin mit ihm? Er kommt aus der Hölle.“
„Das ist unverzeihlich, Janis“, protestierte Eliot aufgebracht und legte seinem kleinen Sohn die Hand auf den Kopf.
Amber war mit wenigen Schritten bei ihnen. „Geben Sie ihn mir, Mrs. MacFarlane“, sagte sie. „Dee hat mir von Ihrer anstrengenden Nacht erzählt. Sie sollten sich ausruhen.“ Sie übernahm das schreiende Bündel, das ihr buchstäblich in die Arme geschubst wurde. „He, kleiner Mann. Dir geht’s gar nicht gut, wie? Ganz ruhig, mein Süßer …“
Sie fuhr fort, leise auf den Säugling einzureden, und hoffte, dass der sanfte Ton ihn beruhigte. Bei den Babys ihrer Freundinnen hatte sie damit meist Erfolg gehabt, aber das Schreien dieses Kindes klang viel verzweifelter. Sie legte sich den Jungen an die Schulter, rieb behutsam seinen Rücken und ging dabei auf und ab. „Hör auf zu weinen, mein Kleiner. Alles wird gut … ganz ruhig, Schätzchen, ganz ruhig …“
Amber war so sehr mit dem Baby beschäftigt, dass sie weder den Rinderbaron noch Dee bemerkte, die inzwischen heraufgekommen waren.
„Nein, wirklich!“, rief Dee aus, als sie Amber mit dem Baby erblickte. „Der Kleine mag Sie, Amber. Da weint er seit Monaten fast ununterbrochen, und auf einmal ist er still und völlig fasziniert von Ihrem Zopf.“
„Nur für den Augenblick!“, fuhr Janis dazwischen. Es klang wütend, so als sei sie eifersüchtig auf Ambers Erfolg.
„Trotzdem ist es ein Wunder.“ Callum stieß einen tiefen Seufzer aus. „Wir wollten Sie zum Lunch abholen, Amber.“
„Gern, ich bin wirklich hungrig.“ Amber nahm das Baby in den Arm. Sie war überglücklich, dass es sich beruhigt hatte, zumindest vorübergehend. Die beängstigende Röte wich aus seinem Gesicht, bis nur noch
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