Brennendheiße Sehnsucht
Kontrolle geriet, dass Mr. Cal eingreifen musste.“
„War das nicht eher Sache des Ehemanns?“
Dee lächelte resigniert. „Mr. Eliot ist ein netter Mann. Er betete Miss Caroline an, aber sie starb an Brustkrebs. Niemand hatte erwartet, dass eine andere ihm gut genug wäre, aber dann begegnete er Miss Janis … auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Melbourne. Sie arbeitete in einer Handelsbank, und es war Liebe auf den ersten Blick. Die Hochzeit fand im engsten Familienkreis statt, aber ich fürchte, Miss Janis hatte sich alles ganz anders vorgestellt. Sie wäre wahrscheinlich lieber in Melbourne geblieben, während es für Mr. Eliot nur Jingala gibt. Warum haben sie nicht rechtzeitig darüber gesprochen? Jetzt tut es ihm leid, und die Situation wächst ihm immer mehr über den Kopf. Was Miss Janis betrifft …“ Dee zuckte die Schultern. „Da machen Sie sich am besten Ihr eigenes Bild.“
Nachdem Dee gegangen war, nahm Amber ihre neue Umgebung in Augenschein. Sie hätte sich kein schöneres Zimmer wünschen können. Es war groß und hell, mit asiatischer Schlichtheit und Eleganz ausgestattet.
Die Farben waren ruhig und gedämpft. Überall herrschten Braun, Beige und Weiß vor. Das Ebenholzbett hatte einen romantischen Baldachin, von dem hauchdünne Moskitonetze herabhingen. Passend zum Baldachin waren sie reich mit Seidenvolants besetzt.
Auf dem glänzenden Parkettboden lagen kostbare Teppiche. Am Fußende des Betts stand eine antike asiatische Truhe, außerdem gab es zwei Sessel aus Teakholz und eine mit weißem Baumwollstoff bezogene Chaiselongue, auf der sich braune und weiße Kissen häuften. In einer Ecke stand eine Holzplastik – ein Kamel mit bernsteinfarbenen Glasaugen. Es war über einen Meter hoch, und Amber verliebte sich auf Anhieb in die Skulptur.
In der Ecke gegenüber stand ein Schreibtisch – aus Rücksicht auf ihre literarischen Ambitionen, wie Amber vermutete. Alle Gittertüren zur Veranda standen offen und gaben den Blick auf große Tonkübel mit dunkelgrünen Büschen frei. Später erfuhr Amber, dass es sich dabei um echte Teesträucher handelte. Entgegen ihrer Erwartung gediehen sie nicht nur in tropischem Klima, sondern auch hier, wo kaum Regen fiel. Ob die Blätter jemals abgeerntet wurden, erschien ihr allerdings zweifelhaft.
Die ganze Umgebung wirkte so exotisch und ungewohnt, dass Amber sich in eine neue Welt versetzt fühlte. Das Bild des charmanten, heiteren Sean, der so schamlos mit ihr gespielt hatte, verblasste immer mehr. Sie erinnerte sich daran, wie gut sie mit Kindern umgehen konnte. Vielleicht würde sie auch hier von Nutzen sein, wo es ein ernstes häusliches Problem gab.
Das führte zu einer neuen Überlegung. Hatte der Rinderbaron sie deswegen eingeladen? Sollte sie hier das Kindermädchen spielen, oder war das eine zu boshafte Unterstellung?
Sei nicht albern, Amber Wyatt!, schalt sie sich. Die Einladung hat nichts mit der gegenwärtigen Krise in diesem Haus zu tun. Oder doch?, überlegte sie von Neuem. Unsinn, das waren Wahnvorstellungen! Callum hatte sie ja nicht einmal gefragt, ob sie gut mit Kindern umgehen konnte. Außerdem waren die Schwierigkeiten mit dem kleinen Marcus nicht seine Angelegenheit. Die Eltern des Kindes mussten Abhilfe schaffen. Postnatale Depression war heilbar, dafür gab es viele Beispiele. Sogar Prominente hatten darüber berichtet, um anderen Frauen Mut zu machen.
Und jetzt schnell unter die Dusche, dachte Amber und suchte das angrenzende Badezimmer auf. Callum hatte versprochen, ihr möglichst viel von der Ranch zu zeigen.
Das Outback-Abenteuer konnte beginnen.
7. KAPITEL
Amber zog die Tür ihres Zimmers hinter sich zu und wollte nach unten gehen, als sie vom Ende des Korridors her laute Stimmen hörte. Oder besser gesagt, eine laute Stimme – die schrille, durchdringende einer Frau, immer wieder unterbrochen von der weit leiseren Stimme eines Mannes. Was sollte sie tun? Sich wieder in ihr Zimmer flüchten? Unschlüssig blieb sie stehen.
„Janis, bitte!“ Der Mann war jetzt deutlicher zu verstehen. Seine Worte klangen beschwörend, und der Ton verriet tiefe Verzweiflung.
Herz voraus, dachte Amber. Sie setzte sich in Bewegung, kam aber nicht weit.
„Bei Gott, ich werde noch verrückt! Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Wie konnte ich wissen, dass es so kommen würde? Hätte ich dich doch nie geheiratet! Hätte ich mich doch nicht überreden lassen, ein Baby zu bekommen! Ich habe es nur für dich getan. Es war
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