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Brennendheiße Sehnsucht

Brennendheiße Sehnsucht

Titel: Brennendheiße Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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Angst?“
    „Mache ich diesen Eindruck?“
    „Ein bisschen schon.“
    Amber ließ die Bemerkung auf sich beruhen und rief eine Sekunde später verwundert: „Sehen Sie nur … die vielen Vögel!“ Sie zeigte auf eine Schar grüngold geflügelter Liebespapageien, die in V-Formation über sie hinwegflogen. „Es müssen Hunderte sein.“
    Callum freute sich über ihre Begeisterung und die Art, wie sieihr Ausdruck verlieh. „Liebespapageien sieht man häufig in dieser Gegend“, erklärte er. „Sie befinden sich hier im Land der Papageien. Kakadus mit gelbem Schopf, graue und pinkfarbene Galahs, Sittiche, Zeisige und Finken … sie alle leben in unserem Vogelparadies. Die niedlichen kleinen Zebrafinken – man erkennt sie leicht an den quer gestreiften Schwanzfedern – bilden die Hauptnahrung von Habichten und Falken. Uns erscheint das grausam, aber so ist die Wildnis. Die Jäger schweben lautlos heran und holen sich ihre Beute. Kennen Sie den größten Vogel dieser Gegend?“
    „Sie meinen den keilschwänzigen Adler? Ich habe bisher nur von ihm gehört.“
    Callum war beeindruckt. „Sie hätten früher herkommen sollen, Amber“, meinte er. „Sie werden sich die Besonderheiten unserer Fauna und Flora rasch aneignen. Es freut mich, dass Sie eine Vogelfreundin sind. Vor zwei Monaten, als alle Wasserläufe über die Ufer traten, kamen Hunderttausende von Wasservögeln zu Besuch. Jingala ist ein beliebtes Brutgebiet … wie die meisten großen Ranches im Channel Country. Ibisse bevorzugen Sümpfe mit Guajakbäumen. Pelikane lieben die Einsamkeit und brüten lieber in abgeschiedenen Lagunen. Daneben gibt es Löffelreiher, Krähenscharben, Fischreiher, Wasserhühner und viele Entenarten. An jedem Wasserloch versammeln sie sich in großen Scharen. Wasservögel sind Nomaden, sie müssen es sein. Wenn die Wasserstellen austrocknen, ziehen sie weiter … in feuchtere Gegenden.“
    „Und all das habe ich verpasst“, sagte Amber enttäuscht, aber der flirrende Dunst, der wie ein Silberschleier zwischen den Bäumen hing, nahm sie gleich wieder gefangen.
    „Sie sind nicht alle fort“, versicherte Callum. „Also Kopf hoch! Jingala wird Sie nicht enttäuschen. Es gibt ringsum noch genug wasserreiche Gebiete, die zum Nisten einladen. Es hat länger und kräftiger geregnet als seit vielen Jahren. Der dichte Teppich von Wildblumen ist zwar verschwunden, aber es gibt noch einzelne Maßliebchenfelder, und an vielen Billabongs wachsen die hübschen kleinen Goldsterne. Wasserlilien blühen das ganze Jahr über. Es sind prachtvolle Blumen, aber auch auf trockenem Boden und an felsigen Berghängen finden sich kleine botanische Wunder. Einige davon werde ich Ihnen später zeigen. Die härteste und dauerhafteste Pflanze ist das Spinifex-Gras. Es wächst überall und ist unbesiegbar. Sein ausgedehntes Wurzelgeflecht liegt so tief, dass es immer vor Austrocknung geschützt ist. Sehen sie die langen spitzen Grannen?“
    Amber blickte um sich und bemerkte die gelben Büschel, die oft regelrechte Kolonien bildeten. „Oh ja.“
    „Sie haben eine wachsartige Schicht, die verhindert, dass Feuchtigkeit entweicht. Die Sonnenstrahlen werden reflektiert und können der Pflanze nicht schaden.“
    „Dann ist das Spinifex-Gras also perfekt an die Umgebung angepasst. Wissen Sie, worüber ich mich wundere? Über die endlose Kette von Billabongs. Wir befinden uns in der Wüste … und wieder nicht in der Wüste. Das erscheint mir ganz seltsam.“
    „Man könnte von einer Flusswüste sprechen“, erklärte Callum. „Wenn im tropischen Norden der Monsunregen einsetzt, schwellen der Diamantina, der Georgina und Cooper’s Creek gewaltig an. Sie leiten das Wasser durch ein kompliziertes Flusssystem bis zu uns und verwandeln die Billabongs in große Seen, die bis zu fünfzig Meilen Durchmesser haben können.“
    „Du meine Güte!“ Amber versuchte sich die Wüste als eine Kette von Inlandseen vorzustellen. „Das klingt ja richtig unheimlich. Sind Sie schon einmal von der Umwelt abgeschnitten gewesen?“
    „Natürlich.“ Er sah ihr tief in die topasfarbenen Augen. „Bei uns heißt es Dürre oder Überschwemmung. Wir müssen mit beidem leben. Viele waren dem Kampf nicht gewachsen, und wer Erfolg hatte, musste große Opfer bringen. Ich bin diesem Land leidenschaftlich verfallen. Nirgendwo auf der Welt möchte ich lieber sein, aber eins kann man nicht sagen … dass es hier sicher ist. Wer hier leben will, muss mit Zufällen und Risiken rechnen.

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