Brennendheiße Sehnsucht
kultiviert, aber einem Vergleich mit seinem Neffen hielt er nicht stand. Mit Callums Jugend, seiner dynamischen Aura und starken sinnlichen Ausstrahlung konnte keiner konkurrieren.
Bedeutete das Unheil?
Allemal!
Callum wandte sich ihr zu. „Alles in Ordnung, Amber?“
„Natürlich.“ Amber zwang sich zu einem Lächeln. Nach dem ersten Schock hatte ihr Mitleid mit Janis eher noch zugenommen. Es musste die Hölle sein, den Neffen des eigenen Ehemanns zu lieben!
„Und was halten Sie von unserem Rindfleisch?“
Dee hatte Chateaubriand mit Rotweinsoße und Buttergemüse serviert.
„Es zergeht auf der Zunge.“ Amber hatte mit Appetit gegessen, aber nach der jüngsten Entdeckung war ihr der Magen wie zugeschnürt.
Callum lächelte. „Dafür gibt es noch ein Glas Shiraz.“
„Wie ich höre, haben Sie Ihren Job verloren, Miss Wyatt.“ Janis wandte sich zum ersten Mal direkt an Amber. Ihr Ton war nicht besonders freundlich, was Amber auf die verrückte Idee brachte, dass Janis womöglich eifersüchtig auf sie war. Oder hatte sie nur einen boshaften Charakter? Eine postnatale Depression konnte man nicht vortäuschen, aber inzwischen kannte Amber den wahren Grund für Janis’ gemeines Benehmen.
„Gib dir ein bisschen Mühe, Janis“, bat Callum. „Amber hat dich gleich zu Beginn gebeten, sie mit ihrem Vornamen anzureden.“
„Amber … natürlich.“ Janis verzog schmollend die roten Lippen. „Wie dumm von mir. Wenn Sie nichts gegen Einsamkeit haben … Amber …sind Sie hier am richtigen Platz.“
Amber fing einen Blick von Callum auf. „Ich liebe die Einsamkeit.“
„Wie bitte?“, rief Janis aus. „Ihnen gefällt diese endlose Einöde? Sie meinen natürlich das Wohnhaus … falls Ihre Antwort nicht überhaupt diplomatisch zu verstehen ist.“
„Sie glauben mir nicht?“ Amber zwang sich zu einem neutralen Ton. „Woher wissen Sie, dass ich meinen Job verloren habe?“
Hatte Callum es ihr gesagt? Dann waren bestimmt noch andere Dinge zur Sprache gekommen. Bleib ruhig, ermahnte sie sich, denn sie geriet langsam in Wut. Ihr angeborenes Temperament meldete sich.
„Von mir weiß sie es nicht“, beteuerte Callum, der Ambers Gedanken zu erraten schien.
Janis leerte hastig ihr Glas. Sie hatte kaum etwas gegessen, aber den Wein verschmähte sie nicht. „Sie sind keine Unbekannte … Amber“, erklärte sie. Es klang kaum freundlicher als bisher. „Durch das Internet ist es sogar in dieser Wildnis möglich, Nachforschungen über Namen und Gesichter anzustellen.“
Einen Moment herrschte betretenes Schweigen, dann fragte
Callum: „Du hast Nachforschungen angestellt über Amber?“
„Warum nicht?“, erwiderte Janis aufsässig. „Ihr Gesicht kam mir auf Anhieb bekannt vor. Natürlich wollte ich Genaueres wissen, und was ich herausfand, hat sich gelohnt.“
„Würdest du uns deine Erkenntnisse netterweise mitteilen?“ Wieder war Callum schneller als Amber, die immer mehr in Zorn geriet. Sie hatte ein feines Gehör, und Janis’ verächtlicher Ton reizte sie zu einer scharfen Antwort. Bleib ruhig, ermahnte sie sich zum zweiten Mal. Lass dich durch diese Frau nicht aus der Fassung bringen! „Ich schwöre, ich hätte an Ihrer Stelle dasselbe getan, Amber“, fuhr Janis fort. „Vielleicht hätte ich ihm sogar irgendwo aufgelauert.“
„Hoffentlich nicht mit einem Gewehr.“ Diesmal kam Amber dem Rinderbaron zuvor. Allmählich gewann sie den Eindruck, dass Janis MacFarlane durchaus keine Skrupel hätte, den Abzug zu betätigen.
Janis zuckte die Schultern. „Er hätte Strafe verdient für das, was er Ihnen angetan hat. Ich nehme an, Sie lieben ihn noch?“
Wieder wollte Callum antworten, doch Amber hielt ihn davon ab. „Darf ich für mich selbst sprechen?“, fragte sie zuckersüß.
„Nur zu.“
„Ohne Unterbrechung?“
„Wie Sie wünschen.“
„Danke.“ Amber wandte sich wieder an Janis, die den kurzen Dialog mit feindseliger Miene verfolgt hatte. War das ein weiterer Beweis für ihre Eifersucht? Amber konnte nur hoffen, dass sie selbst beherrschter wirkte.
„Ich weiß nicht, ob ich Sean jemals geliebt habe, Janis“, erklärte sie. „Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe auch keine sentimentalen Erinnerungen. Jeder Gedanke an ihn ist verschwendet. Er hat geheiratet, und ich werde wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit ihm wechseln.“
„Das kann ich Ihnen nicht verdenken.“ Janis sagte das, als hätte sie Übung darin, Männern den Laufpass zu geben. „Es grenzt an ein
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